Eberbach

Von privater Post zum staatlichen Amt und zurück

So entwickelte sich die Post in der Stadt - Ältester Poststempel ist von 1838

03.08.2018 UPDATE: 05.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Bohrmanns Gasthaus "Krone (Post)" 1870. Eine Postkutsche steht vor dem Haus. Foto: Stadtarchiv

Von Rainer Hofmeyer

Eberbach. In diesem Jahr schließt sich ein stadtgeschichtlicher Kreis. Fast auf den Tag genau vor 180 Jahren gab es die erste Posthalterei in Eberbach. Dann kam ein staatliches Postamt in die Stadt. Kaiserliche Post, Reichspost, Deutsche Post, Bundespost, später teils privatisiert.

Inzwischen geht das Brief- und Paketwesen wieder in private Hand - im Auftrag der Deutschen Post AG. Quasi wieder eine Posthalterei, in einer Verkaufsecke in einem Geschäft in der Oberen Badstraße. Und zu allem steht jetzt auch noch der Verkauf des Hotels Krone-Post an. Genau dort war 1838 die erste Eberbacher Posthalterei.

Mit der Deutschen Post zieht sich ein weiterer einst staatlicher Betrieb in Eberbach aus dem direkten Kontakt zum Kunden zurück. Nach dem Abzug der Bahn, die inzwischen ihren Eberbacher Bahnhof verlottern lässt, verbleibt beim "Postamt" in der Bahnhofstraße wenigstens noch der Verteilerstützpunkt - ohne Publikumsverkehr.

Carl Hiob Bohrmann: Posthalter von 1838 bis 1870. Foto: Stadtarchiv

180 Jahre zurück: Am 1. Juli 1838 bekam Eberbach eine eigene Posthalterei. Es war der Wirt der "Krone" drunten am Neckar, der die Genehmigung des badischen Staates erhielt, Post zu expedieren und auch Kutschfahrten durchzuführen: Carl Hiob Bohrmann, ein nach der Überlieferung nicht gerade freundlicher Mann.

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Aber er machte seine Sache dennoch sehr erfolgreich. Bohrmann musste eine gehörige Kaution zahlen, hatte zeitweilig 16 Kutschpferde, Stallungen und eine Scheune. Aus dem Jahr 1838 ist der älteste Eberbacher Poststempel überliefert.

Eine Telegrafenverbindung erhielt Eberbach 1859. Carl Hiob Bohrmann starb 1870. Seine Frau führte mit dem Sohn Karl die Posthalterei noch fünf Jahre weiter, bis 1875. Da war der Postbetrieb zwischenzeitlich schon vom Land Baden auf das Deutsche Reich übergegangen. Denn am 1. Januar 1871 hatte die Deutsche Reichspost die hoheitliche Aufgabe übernommen.

Nach dem Ende von Bohrmanns Posthalterei in der "Krone (Post)" - so seine Schrift am Hause - bekam Eberbach 1875 ein richtiges staatliches Postamt.

1880 hat der Eberbacher Tünchermeister Theodor Epp das dazugehörige Gebäude in der Kirchenstraße - heute Bahnhofstraße - errichtet und ans Reich vermietet. 1908 ging das Haus ins Reichseigentum über.

Das Eberbacher Postamt in der Kirchenstraße, heute Bahnhofstraße, 1920. Foto: Stadtarchiv

"Kaiserliches Postamt" stand 1921 an der Fassade. In den 1920er-Jahren kam der Kraftpost-Verkehr auf. Mit Bussen bedient wurden die Gemeinden auf dem Winterhauch, im Kleinen Odenwald und im Gammelsbachtal.

Die Orts- und Fernsprechvermittlung war im Postamt untergebracht, ebenso der Fernmeldebautrupp. 1900 hatte Eberbach 17 Fernsprechteilnehmer. Es kamen immer mehr Anschlüsse in die Stadt. Und auch der Brief- und Paketverkehr nahm zu.

Schließlich wuchs Eberbachs Einwohnerzahl stetig. Nach dem Krieg 1947 wurde aus der Reichspost die Deutsche Post, am 1. Januar 1950 kam der lange vertraute neue Name: Deutsche Bundespost. Die wurde 1995 privatisiert und in mehrere Sparten aufgeteilt: Deutsche Post, Telekom und Postbank.

Ende der 1980er Jahre gingen in Eberbach in der Woche 110.000 Briefe ein - ausgetragen von einem Heer von Postbeamten, 70.000 Briefe wurden wöchentlich aus der Stadt verschickt - handgestempelt von den Postlern in der Bahnhofstraße. 1979 bis 1984 wurde das Postamt mehrfach umgebaut und erweitert.

Hintergrund

"Die Post", wie man sie noch als Deutsche Bundespost kannte, gibt es schon lange nicht mehr. 1989 wurde sie in Postbank, Postdienst und Telekom aufgeteilt. 1995 wurden die drei Sparten mit der zweiten Postreform privatisiert und in Aktiengesellschaften

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"Die Post", wie man sie noch als Deutsche Bundespost kannte, gibt es schon lange nicht mehr. 1989 wurde sie in Postbank, Postdienst und Telekom aufgeteilt. 1995 wurden die drei Sparten mit der zweiten Postreform privatisiert und in Aktiengesellschaften umgewandelt.

Die Deutsche Post AG verkaufte im April 2008 mehr als 1200 ihrer Immobilien, darunter auch die in der Eberbacher Bahnhofstraße, für rund eine Milliarde Euro an die Lorac Investment Management S.A.R.L, eine luxemburgische Vermögensverwaltungs-Gesellschaft, und mietete einen Großteil für ihre Filialen wieder zurück.

Eigenständig von der Post betriebene Filialen gibt es laut Auskunft einer Postbanksprecherin in Deutschland nur noch drei: in der Firmenzentrale in Bonn, im Regierungsviertel in Berlin und auf der Zugspitze. Alle anderen sind sogenannte Partner-Filialen, die in Geschäfte oder, wie bislang in Eberbach, in die Postbank integriert werden.

Weil in Eberbach alles noch im alten Postamt samt Zustellzentrum in der Bahnhofstraße vereint war, fielen die Änderungen im Hintergrund nicht so auf. "Die Post" wurde weiterhin als Ganzes wahrgenommen. Tatsächlich waren dort unter einem Dach aber schon seit längerem drei getrennte Unternehmen beteiligt: die luxemburgische Lorac Investment, die noch heute Eigentümerin des Gebäudes ist, die Postbank als Mieterin und die Deutsche Post AG mit einer Partner-Filiale in der Postbank sowie als Betreiberin des Zustellstützpunkts.

Die Postbank ist inzwischen auch kein eigenständiges Unternehmen mehr und existiert nur noch als Zweigniederlassung und Marke. Die Aktien werden nicht mehr gehandelt. 2015 wurde die Postbank von der Deutschen Bank aufgekauft, im Mai dieses Jahres zur DB Privat- und Firmenkundenbank verschmolzen. (cum)

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Stolz war die staatliche Deutsche Bundespost im November 1981 auf ihre neue Schalterhalle. Gelbe Post, Graue Post und Blaue Post: Alles wurde am Schalter bedient. Pakete, Briefe, Briefmarken, Telegramme, Telefon, Postsparbuch - an den Schaltern war die Post breit aufgestellt. Lange Zeit zahlte der Postrentendienst die Renten in bar aus. Der Geldbriefträger kam sogar mit der Rente nach Hause.

Alles vorbei. Die Rente kommt schon lange per Überweisung auf das Girokonto. Und jetzt müssen Pakete und Briefe in die Fußgängerzone geschleppt werden. Dass man bei der neuen Poststation nicht mit dem Auto anfahren kann wie bislang, wird sicherlich noch Probleme bringen. Und um die 180-jährige Geschichte der Post in Eberbach zu einem weiteren, symbolischen Abschluss zu bringen: Die einst vom ersten Posthalter Carl Bohrmann besessene "Krone-Post" wird aktuell zum Verkauf angeboten.

Info: Postwesen in Eberbach. Manfred Baumbusch, Geschichtsblatt 1988.

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