Im Eberbacher Pflegeheim Lebensrad gab es infolge des Corona-Ausbruchs Anfang Januar mehrere Tote. Wie viele genau, dazu hält sich der Vorsitzende des Trägervereins bedeckt. Foto: Stefan Weindl
Von Christofer Menges
Eberbach. Das Corona-Virus hat das Eberbacher Pflegeheim Lebensrad offenbar schwer erwischt. An Silvester wurden bei einem Mitarbeiter und einem Bewohner per Schnelltests Infektionen entdeckt. Mitte Januar waren bereits 32 der 90 Bewohner und mindestens 17 der 80 Mitarbeiter infiziert. Inzwischen gab es unter den Bewohnern einige Todesfälle. Auch die Heimleiterin ist erkrankt. Zur Unterstützung bei den Tests von Mitarbeitern und Bewohnern hat der Vorstand des Vereins Stiftung Altersheim, der das Heim betreibt, die Hilfe der Bundeswehr angefordert. Genaue Informationen über den aktuellen Stand des Corona-Ausbruchs im Heim gibt der Trägerverein aber nicht heraus. Der Vorstand habe sich darauf geeinigt, keine Details zur aktuellen Lage mitzuteilen, sagte der Vereinsvorsitzende Hans Wipfler am Dienstag auf Nachfrage.
Alte Eberbacher verlieren langjährige Weggefährten: "Mir sind mindestens vier aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis bekannt, die zuletzt im Lebensrad gestorben sind", sagt ein Ur-Eberbacher am Telefon. Darunter stadtbekannte Persönlichkeiten. Er habe von zwölf, 13 Toten seit dem Corona-Ausbruch im Januar gehört. "In der Größenordnung" liegt die Zahl der Verstorbenen im Heim laut Stiftungsvereinsvorsitzendem Hans Wipfler wohl auch. Doch wie viele es seit Januar in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion tatsächlich waren, sagt er auch auf mehrfache Nachfrage nicht. Ebenso gibt es von ihm keine genauen Informationen über die Zahl der aktuell infizierten Bewohner und Mitarbeiter. "Gut ein Drittel" der Bewohner, nennt Wipfler. Also 35 oder mehr? Aus "Rücksicht auf die Angehörigen" habe der Vorstand beschlossen, "keine Details" zu nennen. In einer Woche, wenn sich die Situation etwas entspannt habe, könne er eventuell mehr sagen. Immerhin seien inzwischen "alle Bewohner durchgeimpft", so der Vorsitzende.
Laut der Pressestelle des Rhein-Neckar-Kreises galten am Mittwoch 29 Bewohner des Pflegeheims und vier Mitarbeiter als infiziert. Insgesamt seien seit dem Ausbruch im Pflegeheim 72 Corona-Infektionen festgestellt worden: 51 bei Bewohnern, 21 bei Mitarbeitern, die bis auf zwei alle in Eberbach wohnen.
Die Lage in dem 2010 eröffneten Pflegeheim ist derzeit äußerst angespannt. "Das Personal arbeitet am Limit", sagt Wipfler. Weil Mitarbeiter infolge ihrer Infektionen ausfielen, seien zusätzliche Kräfte eingestellt worden. Dabei sei es derzeit "äußerst schwierig", Pflegefachkräfte zu bekommen. Die Bundeswehr soll das Heim bei den Schnelltests entlasten, die fürs ohnehin belastete Pflegepersonal zusätzlichen Aufwand bedeuten. Doch bis die Testertruppe anrückt, dauert es wohl noch. "Die Bürokratie", sagt Wipfler.
Bis in den Spätsommer hinein hatte Eberbach relativ wenige Corona-Infizierte. Derzeit ist die Stadt am Neckar, nach Sinsheim die Gemeinde mit den zweitmeisten akut infizierten Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis. Gemessen an der Einwohnerzahl ist im Kreis nur Angelbachtal stärker betroffen. Etwa die Hälfte der 62 Eberbacher, die am Mittwoch in Quarantäne waren, steht in Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch im Lebensrad. Das Virus verbreitet sich aber auch unabhängig vom Ausbruch im Pflegeheim noch auf anderen Wegen in der Stadt – laut Gesundheitsamt vor allem über "familiäre Zusammenhänge".