Zu klein und irreführend? An den gelben Schildern mit der Aufschrift "Freiwillig 30 - Danke!" in der Friedrichsdorfer Landstraße gibt es Kritik. Foto: Christofer Menges
Eberbach. (cum) Tempo 30 in der Friedrichsdorfer Landstraße wird von einigen Anwohnern seit vielen Jahren gefordert und soll auch bald kommen. Zum "Üben" hat die Stadt schon jetzt gelbe Schilder mit "Freiwillig 30 - Danke!" aufgehängt, nachdem die SPD im Juni einen Antrag gestellt hatte. Nur sind die Genossen mit der Ausführung nicht zufrieden. Und ob die Schilder tatsächlich die gewünschte Geschwindigkeitsreduzierung bringen, ist fraglich.
Als "zu klein" kritisierte SPD-Fraktionsvorsitzender Rolf Schieck die Schilder, die an Laternenpfosten festgemacht sind, im Gemeinderat. Denn bei ihrem Antrag im Juni hatten die Sozialdemokraten auf mehrere Meter breite Plakate verwiesen, wie sie im bayrischen Spalt stehen. Bilder davon wurden damals auch im Ratssaal gezeigt. "Uns wurde ein Mitspracherecht bei Größe, Optik und Standort zugesichert", bemängelte Schiecks Fraktionskollege Klaus Eiermann. Die Schilder sollten zudem nicht nur in der Friedrichsdorfer Landstraße, sondern auch in der noch stärker lärmgeplagten Beckstraße und der Hirschhorner Landstraße aufgestellt werden.
Außerhalb des Rats wurde auch schon Kritik laut, dass die Kinder auf dem Schild irreführend seien, weil in der Friedrichsdorfer Landstraße nur selten Kinder zu sehen seien und es bei der Temporeduzierung nicht um Kinder, sondern um den Lärmschutz der Anwohner gehe. Im städtischen Schulwegeplan ist die Straße aber zumindest als Schulweg für das Steige-Schulzentrum ausgewiesen.
"Uns war wichtig, das so schnell wie möglich zu machen, damit die Schilder Wirkung zeigen und sich die Leute an Tempo 30 gewöhnen können", verteidigte Bürgermeister Peter Reichert die städtische Schilderaktion. Er sei mit dem Bürgermeister zur Überzeugung gelangt, dass das "eine gute Sache" sei, sagte Stadtbaumeister Steffen Koch.
So richtig zu funktionieren scheint das aber noch nicht. Felix Edelmann von der Anwohnerinitiative, die sich seit Jahren für Tempo 30 in der "Fridola" einsetzt, beobachtet den Verkehr dort genau. Nach seinen Erkenntnissen zeigen die Schilder nur bei rund einem Viertel der Autofahrer Wirkung. Die nähmen den Fuß vom Gas, führen dann aber auch keine 30, sondern eher 40 bis 45. Die Geschwindigkeiten lese er an einer der ebenfalls in der Straße aufgestellten Tempoanzeiger ab, um Schätzfehler zu vermeiden.
Drei Viertel der Autofahrer zeigten sich nach Edelmanns Beobachtungen hingegen weitgehend unbeeindruckt, einige rasten auch nach wie vor mit 60 oder 65 durch die Straße, in der noch Tempo 50 erlaubt ist. Besonders schlimm sei es, wenn Eltern ihre Kinder zur Schule brächten und abends im Feierabendverkehr. Edelmann hofft, dass vor seiner Haustür bald das "echte" Tempo 30 kommt. Bis dahin seien die Schilder immerhin "besser als nichts".