Von Martina Birkelbach
Eberbach/Rockenau/Neckarwimmersbach. Über Prunk TV und den abgesagten Fasnachtsumzug haben wir mit verschiedenen Fasnachtern gesprochen.
Wer hatte die Idee für Prunk TV?
Kuckucks-Vizepräsident Markus Scheurich und Urmel-Sitzungspräsident Bernhard Walter: Die Idee ist gemeinschaftlich im VESFV entstanden und wurde sukzessive weiter entwickelt.
VESFV – was ist denn das?
Scheurich/Walter: Am Anfang der Pandemie hatten wir noch die Hoffnung, dass Fasnacht doch noch normal stattfinden kann. Im Sommer schwand die Hoffnung. Es wurde kurzerhand die WhatsApp-Gruppe VESFV (Vereinigung Ewwerbacher Saalfasnachtsvereine) gegründet. Hier berät ein 11-köpfiges hochsensibles präsidiales Team über die gemeinsamen vereinsübergreifenden Aktivitäten.
Wo entstehen die Videos, wer produziert?
Scheurich/Walter: Die Videos entstehen im Studio im Kuckucksnest. Das Sitzungszimmer wurde in ein Studio umgebaut. Die Videos wurden zusammen mit der Firma Klang-Farm produziert.
Wie viele Videos werden noch gesendet?
Scheurich/Walter: Bis Aschermittwoch wird es noch zehn bis 15 Stück geben.
Wie ist das so, alleine ohne Publikum?
Kuckucks-Präsident Udo Geilsdörfer: Ohne Publikum, nur etwas in die Kamera zu sprechen, ist absolut neu und ungewohnt. Auf der Bühne agiert man mit dem Publikum und kann nachsteuern, je nachdem, wie es die Stimmung im Saal verlangt. Es ist ein komplett anderes Gefühl, aber nicht ohne Reiz. Aber keine Kamera kann unser tolles Publikum bei den Prunksitzungen ersetzen. Das vermissen wir sehr. Auch fehlt der Applaus, als Lohn der Aktiven.
Urmel-Präsident Christian Nahm: Ein Auftritt ohne Publikum ist einfach nicht so wie auf der Bühne. Es fehlt das Feedback der Zuschauer. Egal, ob positiv oder negativ. Während des Auftritts muss man sich auch daran gewöhnen, nur mit einer Kamera zu sprechen und die auch anzuschauen.
Eulen-Protokollerin Steffi Müller-Heun: Es ist schwierig, da man die Reaktion vom Publikum nicht sieht und somit nicht darauf reagieren kann. Es ist für alle eine spannende Herausforderung, das Publikum trotzdem zu begeistern und best möglich in Faschings-Stimmung zu versetzen.
Was machen die vielen Tänzerinnen und Gardemädels zurzeit?
Kuckucks-Verantwortliche für den Tanzsport Julia Scheurich:
Seit dem Lockdown im Herbst erfolgt bei den Kuckuckseiern, Kuckucksküken und Kuckuckskids kein Training mehr. Die Kuckucks- und die Prinzengarde haben ein- bis zweimal in der Woche über die Zoom-Plattform live Training. Hier werden verschiedene Dinge abgerufen wie Schwierigkeiten und Schritte, es werden Schrittkombinationen erlernt und dann per Video an die Trainer geschickt oder im Live-Training gemeinsam erarbeitet. Ab sofort werden die Küken Videos von Schrittkombinationen erhalten, welche sie dann daheim lernen können. Die Kids werden demnächst mit Videos der Trainer versorgt. Darin geht es vorrangig um Übungen zum Aufwärmen und Kraft- und Ausdauer. Bei der Kuckucks- und der Prinzengarde wird das Live-Training weiter gehandhabt. Alle Mädchen haben ihren Kampagneorden erhalten und sind darüber sehr glücklich, von vielen Trainerinnen und Betreuerinnen gab es noch eine Kleinigkeit dazu. Tanzmariechen Pia Röth war bis zum Herbst voll im Training, ihr Mariechentanz war im Sommer fertig. Seither ist sie immer im Live-Training bei der Garde dabei, jedoch wird kein einzelnes Training mit ihr durchgeführt. Sobald sich die Situation entspannt, wird ihr Training im Kuckucksnest fortgeführt. Unser junges, neues Tanzmariechen, Karlotta Brenneis, war bis zum Lockdown voll im Training. Pandemiebedingt findet derzeit kein Training statt.
Urmel-Nahm: Die Tanzgruppen proben teilweise online per Videoschaltung. Vor dem zweiten Lockdown wurde auch noch teilweise mit Abstand geprobt. Aber die Proben fallen jetzt zum größten Teil aus, da ja die ersten Auftritte der Tanzgruppen erst wieder im kommenden Jahr (hoffentlich) möglich sind.
Eulen Müller-Heun: Die Gardemädels schwelgen in Erinnerungen und träumen von der nächsten Kampagne. Die Flames kümmern sich um Nachwuchs für den Verein und das Männerballett unterstützt die Brauereien beim Aufholen ihres Verlustes aus 2020.
Auch der Fasnachtsumzug ist abgesagt. Wielange gibt es den schon, wurde er jemals zuvor abgesagt und ist ein Online-Ersatz geplant?
Kuckucks-Präsident Udo Geilsdörfer: Leider ist der traditionelle Fasnachtsumzug abgesagt. Auch hier gehen Sicherheit und Gesundheit Aller vor. Ein Fasnachtsreigen wurde bereits 1491 in einer Stadtrechnung erwähnt. 1861 wurde die KG Kuckuck gegründet. Seit dieser Gründungskampagne gibt es den Fasnachtsumzug in Eberbach. Um 1900 findet kein Umzug statt, erst ab 1925 kommt es wieder zu einem geschlossenen Umzug. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die KG Kuckuck 1948 wiederbelebt. Der Fasnachtsumzug fand zuletzt während des ersten Golfkrieges 1991 nicht statt. Ein Online-Ersatz ist nicht geplant.
Was wünschen Sie sich am meisten?
Kuckucks-Geilsdörfer: Am meisten wünsche ich mir die Rückkehr zur Normalität in allen Bereichen unseres Lebens. Ich vermisse alle fasnachtlichen Aktionen. Bis jetzt hätten wir viele Veranstaltungen unserer befreundeten Vereine besucht. Normalerweise würden wir gerade selbst unsere Prunksitzungen an den Wochenenden bestreiten. Wenn ich dann noch an die ausfallenden Aktionen am Fasnachtswochenende bis Fasnachtsdienstag denke, dann bin ich schon traurig, dass diese nicht stattfinden. Es ist einfach ein Highlight, wenn man mit dem Fasnachtsumzug durch unsere schöne Stadt ziehen darf. Ich hoffe, dass wir das im nächsten Jahr wieder erleben dürfen.
Urmel-Nahm: Meine eigenen Wünsche decken sich sicher mit den Wünschen vom Rest der Bevölkerung. Das Virus in den Griff bekommen. Dass alle gesund bleiben und wir bald wieder unseren Alltag haben. Dann steht auch einer Kampagne 2021/2022 nichts im Wege.
Eulen-Müller-Heun: Da die Eberbacher bestimmt ihren Spaß an Fasnacht durch Corona nicht verlieren, wünsche ich mir, dass sie ihre Begeisterung für eine gewaltige Kampagne 2021/2022 bereithalten.