Es wurde durchaus aus schwer gearbeitet an diesem Apfelsonntag. An der alten Apfelpresse von Anfang des 20. Jahrhunderts zum Beispiel. Den ganzen Tag über hielt am Alten Markt die Nachfrage nach frischem Apfelsaft an. Im Bild der sogenannte Filterkuchen, also das, was übrigbleibt, wenn körbeweise Äpfel pro Ladung ausgespresst wurden. Foto: Biener-Drews
Von Marcus Deschner
Eberbach. War das ein Apfeltag: Die Wetterpropheten hatten eigentlich Regen vorausgesagt. Doch es kam zum Glück anders. Beim gestrigen Eberbacher Apfeltag lachte die Sonne. Und die Temperaturen waren auch spätherbstlich angenehm. Das Programm jedenfalls stimmte: Wie die Namensgebung schon sagt, stand freilich die mehr oder minder süße Frucht im Mittelpunkt des Tages. Aber auch das Rahmenprogramm war toll. Für gutes Essen und Trinken war reichlich gesorgt. Dennoch: Gefühlt weniger Besucher als im vergangenen Jahr kamen zu der Veranstaltung, die die Eberbacher Werbegemeinschaft (EWG) heuer zum 33. Mal durchführte.
Traditionell eröffnet wurde das Fest von Marsch- und Trommelklängen des Fanfarenzugs der Stadt Eberbach, der durch die Bahnhofstraße lief. Zug um Zug füllten sich sie Straßen. Es wurde ja auch wieder allerhand geboten von Gewerbetreibenden und Vereinen. Da war es auch kein Wunder, dass die Veranstaltung wieder massenhaft Gäste aus dem Umland anzog.
"Wir kommen aus Pfungstadt, die Anreise war ein Abenteuer", erzählt ein Rentner, der sich’s mit fünf weiteren Personen vor dem "Querbeet" in der Bahnhofstraße gemütlich gemacht hat. Erst sei man mit dem Bus nach Darmstadt gefahren, dann mit der Bahn in Richtung Heidelberg. Doch die habe eine halbe Stunde Verspätung gehabt. Und dann noch zu den Fahrpreisen... Trotzdem hatten der 67-Jährige und seine Begleiter aber den Weg nach Eberbach gefunden, "wegen dem Apfelfest!". Das habe man in den lokalen Printmedien erfahren. "Die beste Truppe" kennt Eberbach aber schon seit langem.
Nebenan sitzt ein Koch, der in einem bekannten Eberbacher Restaurant arbeitet. "Man muss auch mal Pause machen, sagt er und nimmt genüsslich einen Schluck von seinem Pils. Im Gewusel der Menschenmasse taucht plötzlich auch das AOK-Maskottchen auf und grüßt freundlich die Gäste. Die Abfallverwertungsgesellschaft des Rhein-Neckar-Kreises (AVR) informiert über die richtige Mülltrennung und verteilte Blumensamen. Ein Ziehharmonikaspieler aus Rumänien unterhält von Platz zu Platz die Gäste und bittet um milde Gaben. Aber Musik gibt es auch so auf allen Plätzen
Mitten im Geschehen sind auch etliche Bürgermeister aus den Nachbargemeinden auszumachen. Beispielsweise Jan Frey aus Schönbrunn, der heute statt Schlips T-Shirt trägt. Oder Altbürgermeister Theo Haaf aus Schwarzach, der mit seiner Frau Regina - einer gebürtigen Eberbacherin - das Geschehen genießt.
"Diesmal spielt keine Band am Alten Markt, das finde ich sehr schade", kritisiert ein Besucher. Und kaum zu glauben: Einige Festbesucher tragen doch tatsächlich schon Adventsgestecke nach Hause. "Wahnsinn", kommentiert einer der vor den Kneipen in der Bahnhofstraße sitzenden Gäste. Doch auch beim 33. Eberbacher Apfeltag galt: Sehen und gesehen werden. So trafen sich wieder einige Besucher, die sich seit Jahren aus den Augen verloren hatten.