Windpark Kornberg

Harsche Kritik für das Fledermausgutachten

Naturschutzbund und Planungsbüro sind sich uneins: Gefährdet eine Rodung vom Aussterben bedrohte Arten wie die Mopsfledermaus?

03.09.2017 UPDATE: 04.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 14 Sekunden

Die Kreisdiagramme zeigen die erfassten Fledermausarten und die Gesamtzahl der Rufe der Fledermäuse aller betrachteten Arten. Die Werte der Quartiere geben die Dichte (Anzahl pro Hektar) an den Erfassungsflächen wieder. Grafik: Büro Beck

Hardheim. Der Naturschutzbund Rhein-Neckar-Odenwald (Nabu) hat harsche Kritik an einem Gutachten geübt, dass das Fledermausaufkommen im Plangebiet für Windkraftanlagen am Kornberg untersucht. Auch die Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz (BGN) kritisiert in ihrem Widerspruch eine "fehlerhafte, unvollständige Berücksichtigung des gesetzlichen Artenschutzes". Die Untersuchungen entsprächen nicht den Vorgaben der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW).

Deutliche Kritik übt die Bürgerinitiative vor allem an der Arbeitsweise des Büros Beck, das das Gutachten im Auftrag des Energieversorgers ZEAG AG (Heilbronn) angefertigt hatte. In ihrer Schlussfolgerung sieht sich die BGN darin bestätigt, dass es sich bei den Beck’schen Arbeiten - wie von Anfang an von ihr behauptet - um reine "Gefälligkeitsgutachten" handle.

Deshalb hatte die Bürgerinitiative die Objektivität des Büros Beck angezweifelt. Sie kritisiert, dass das Büro Beck in seinem 51-seitigen Fledermausgutachten zu dem Schluss kommt, dass sich die Rodungen nicht signifikant auf die Jagdgebiete für im Waldbestand jagende Fledermäuse auswirken würden. Am Kornberg kämen jedoch seltene gefährdete Fledermausarten vor, die im Falle einer Rodung nicht nur Lebensraum, sondern auch Jagdhabitate verlieren würden, erklärte bereits der Nabu.

Der Naturschutzbund hatte unter anderem Netzfänge gefordert, um die Fledermäuse zu besendern und die Wochenquartiere der baumhöhlenbewohnenden Fledermaus-Arten wie Bechsteinfledermaus und Mopsfledermaus zu ermitteln. Der Projektierer habe stattdessen das Wochenstubenpotenzial berechnet - auf nicht nachvollziehbare Weise. Das entspräche nicht den Vorgaben der LUBW und werde von den Naturschutzverbänden nicht anerkannt.

Konfliktpotenzial bietet außerdem die Population der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus). Die vom Aussterben bedrohte Art ist die am dritthäufigsten gefundene Fledermausart im Untersuchungsgebiet. Ihr Erhaltungszustand wird als "ungünstig-schlecht" eingestuft. Daher müsse alles unternommen werden, um weitere Lebensraum-Verluste dieser Art zu verhindern, fordert der Nabu.

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Das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans am "Kornberg" für die Ausweisung von vier Windkraftanlagen wird sich bis in den Herbst hineinziehen. Die Abwägung über die eingegangenen Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange wurde auf Oktober verschoben.

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