Ausscheller Ludwig Lemp rief die Buchener dazu auf, rege an den Faschenachtsveranstaltungen teilzunehmen. Fotos: Tanja Radan
Von Tanja Radan
Buchen. Petrus meinte es am "Schmutzigen Donnerstag" gut mit den Narren und sorgte dafür, dass der Februar die Faschenachtler mit einem freundlichen Gesicht begrüßte: So konnte Ausscheller Ludwig Lemp gestern bei viel Sonnenschein die Menschen dazu auffordern, alle "Müh’ und Plooch" zu vergessen und die Faschenachtstage zu genießen. Um 14.11 Uhr fuhr Ausscheller Lemp mit seiner Kutsche durch die Marktstraße, um die Buchemer Faschenacht auszurufen. Als Verkünder der Narretei rief er die Buchener und ihre Gäste im Namen des hohen Elferrates zu Heiterkeit und Frohsinn auf.
Begleitet wurde er von der Jugendkapelle der Stadtkapelle, die - ins "Huddelbätz"-Kostüm gehüllt - den Buchener Narrenmarsch "Kerl wach uff!" schmetterte, so dass alle, die in den Straßen und Gassen der Altstadt unterwegs waren, wussten, dass Buchen nun den Narren gehört. Und auch die hüpfenden "Huddelbätze", darunter viele Kinder, waren in ihrem Element, brachten Freude in die Altstadt und verwandelten sie in ein buntes Farbenmeer.
Schmutzigen Donnerstag in Buchen - Die FotogalerieAusscheller Lemp war weithin zu hören, als er auf der Bühne vor dem Alten Rathaus mit kräftiger Stimme die Faschenacht ausrief. Er tat "allen Närrinnen und Narren kund und zu wissen, dass jetzo die Narretei in Buche Einzug hält" und forderte die Buchener auf, "freudig teilzunehmen und alle Müh’ und Plooch zu vergessen".
Und "Müh’ und Plooch" kann man wirklich leicht vergessen, wenn der "Kerl wach uff!" durch Buchen klingt: Die Buchener Narren, die sich vor der Bühne versammelt hatten, folgten dem Aufruf des Ausschellers sogleich und schunkelten zu den Faschenachtsliedern der Jugendkapelle.
Die Bühne wurde, wie jedes Jahr, nach dem "offiziellen Teil" von den kleinen "Huddelbätzen" eingenommen und von den Kindern kurzerhand zur Tanzfläche gemacht.
Am Abend, nach Sonnenuntergang, als die ohnehin winterlichen Temperaturen noch klirrender geworden waren, versammelten sich die "Huddelbätze" gestern ein weiteres Mal vor dem Alten Rathaus, um an der traditionellen Ausgrabung der Faschenacht und dem Faschenachtsspiel teilzunehmen sowie die bösen Geister zu vertreiben.
"Hört ihr Leute und lasst euch sagen, die Geisterstunde hat geschlagen, ihr Geister kommet herbei, eure Macht ist bald vorbei!", rief der Nachtwächter in die Dunkelheit.
Und das Geister-Spektakel nahm seinen Lauf: Die versammelte Geisterschar stürmte sofort herbei, und die finsteren Gestalten tanzten um die Flammen, die vor dem Alten Rathaus loderten.
Heran traten der Reiter ohne Kopf und die weiße Frau von Eberstadt, die ihre kalte, klapprige Knochenhand nach allen ausstreckte, die in ihre Nähe kamen. Doch der Spuk, den die Geister offensichtlich sehr genossen, wurde bald jäh beendet: Die Schicksalswürfel, die von der weißen Frau in den schwefligen Rauchschwaden des Feuers geworfen wurden, bestimmten, dass die Geister weichen mussten. "Ihr ,Huddelbätze’ eilt herbei, macht von dem Spuk die Faschenacht frei", rief der Nachtwächter und machte ihnen so den Weg frei: Die Geister mussten sich geschlagen geben, als die Narren im Buchener Traditionskostüm auf die Bühne stürmten und der "Kerl wach uff!", gespielt von der Stadtkapelle, durch die dunkle Altstadt schallte.
Und dann war auch der Moment gekommen, in dem Bürgermeister Roland Burger weichen musste: "Narrhalla"-Vorsitzender Herbert Schwing forderte die Herausgabe der Schlüssel zur Stadt, und angesichts der Narrenschar musste sich das Stadtoberhaupt beugen. Der Bürgermeister hat Pause - nun regieren die Narren!