Osterburken. (ahn) "Es war Liebe auf den ersten Blick", berichten Eleonore und Daniel Müller aus Osterburken. Das junge "Liebespaar", das ist ihr sechsjähriger Sohn Aron und die acht Wochen alte Ganja, eine Epilepsie-Warnhündin, die seit einer Woche bei den Müllers ihr neues Zuhause gefunden hat. Der Collie wird nun für Aron, der am Klinefelter-Syndrom und an nicht therapierbaren epileptischen Anfällen leidet, zum treuen Begleiter und womöglich Lebensretter werden. Denn bei Arons Anfällen kann es für ihn zu lebensbedrohlichem Sauerstoffmangel kommen. Dies erkennt die noch junge Ganja bereits. Und wenn ihr Training in zwei Jahren abgeschlossen ist, wird sie bei einem drohenden Anfall Alarm schlagen. Seit über einem Jahr ist die junge Familie, zu der noch der eineinhalb Jahre alte Sohn Luca gehört, auf der Suche nach einem Warnhund. Nun hat das lange Warten ein Ende – und das pünktlich zum Fest der Liebe.
"Es ist ein wunderschönes Weihnachtswunder", bringt es Eleonore Müller auf den Punkt, während ihr Mann Daniel ergänzt: "Es ist super, dass das jetzt geklappt hat." Schließlich hat es lange gedauert, bis die junge Familie einen geeigneten Hund gefunden hat.
Dabei war weniger der finanzielle Aspekt das Problem. Denn die Kosten hatte man relativ schnell drin – obwohl auf dem Preisschild für einen Epilepsie-Warnhund mit Anschaffung und Training stolze 21.000 Euro draufstehen.
"Allen voran müssen wir uns beim Kiwanis-Club Möckmühl bedanken", sind sich die Müllers einig. Denn dieser hat vieles dafür getan, dass die Summe für Arons Warnhund innerhalb von nur fünf Wochen zusammenkam – unter anderem mit Spendenaktionen wie etwa dem "Winterglühen" an der Jagst Anfang des Jahres. Auch die Osterburkener Tierarztpraxis von Dr. Angela und Hubert Weniger beteiligte sich zusammen mit einem Organisationsteam mit der Buchener Physiotherapeutin für Pferde, Nadja Kast, an der Spitze mit einer Benefizveranstaltung, die über 3000 Euro einbrachte. "Und natürlich gilt unser Dank auch allen anderen Spendern, die uns unterstützt haben", so Arons Eltern.
Der Grund, warum die junge Familie so lange auf einen Warnhund warten musste, war – wie sollte es in diesem Jahr auch anders sein – Corona. "Die Züchter haben wegen der Pandemie nicht so viel Nachwuchs herangezogen. Außerdem war es zum Beispiel beim ersten Lockdown auch gar nicht möglich, dass das Training für einen Warnhund stattfinden kann", erklärt Eleonore Müller.
Doch nun kann es mit dem Training für Ganja losgehen, die noch etwas tapsig auf ihren Pfoten unterwegs ist und gerne mal zum Beispiel an den Schuhen von Arons Mama knabbert. Diese erklärt, dass es nach Weihnachten dann einmal in der Woche nach Darmstadt geht, wo Ganja die nächsten zwei Jahre mit ihrer Trainerin Susanne Nees verschiedene Trainingseinheiten durchläuft.
"Susanne hat auch den Hund rausgesucht", berichten Arons Eltern. Zwei Hunde standen letztendlich aus dem Wurf, den Nees begutachtet hatte, zur Auswahl. "Wir sind dann an einem Sonntag zur Züchterin gefahren, um zu sehen, welcher der beiden Hunde mehr auf Aron anspringt", erinnert sich Eleonore Müller. "Und dann hat Aron gleich gesagt: ,Ich hätte gern die Ganja‘." Auch die Trainerin sei überzeugt gewesen, dass der Collie perfekt zu Aron passe. Und weil Aron seine neue Hündin gleich mit "Ganja" gerufen habe, "war für uns auch klar, dass wir sie nicht umtaufen", sagen Eleonore und Daniel Müller.
Mit vollem Namen heißt der junge Collie eigentlich "Ganja from the green Ireland", benannt nach der Hundezucht "Collies from the green Ireland". Und von dort hat Ganja auch ihre guten Wurzeln. Denn: "Schon ihre Oma und ihre Mama waren Epilepsie-Warnhunde", verrät Arons Mutter.
Und dass auch Aron gute Wurzeln hat, davon konnte sich die Züchterin überzeugen, als sie die Müllers besuchte. "Sie wollte sehen, wo ihr Hund hinkommt", erklärt Eleonore Müller. Einwände hatte die Züchterin offensichtlich nicht – und das zu Recht. Denn Ganja scheint sich bei der jungen Familie in Osterburken pudelwohl zu fühlen.
"Aron und Ganja schlafen zusammen in einem Bett", berichtet Daniel Müller, und Eleonore ergänzt: "Abends kuscheln sich beide zusammen gemütlich in die Decke." Und wenn sie morgens mit Ganja vom Gassigehen kommt, "ist die erste Frage von Aron: ,Wo ist denn die Ganja?‘", berichtet sie. "Klar, die zwei müssen sich noch anfreunden, aber sie machen das schon sehr gut", sagt Arons Vater. Diese Eingewöhnungszeit ist wichtig, denn Ganja wird Aron nicht mehr von der Seite weichen.
Wie der Collie nach seinem Training auf einen drohenden Anfall von Aron anschlägt, "das müssen wir noch herausfinden. Aber wir sind echt glücklich, wenn der Monitor einmal durch Ganja ersetzt wird", sind sich die Eltern einig. Denn zurzeit überwachen sie Arons Schlaf noch über Video. Und das ist auch notwendig, denn schließlich kam es auch schon vor, dass Aron mitten in der Nacht mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden musste.
In diesem Jahr hatte Aron von April bis November keinen Anfall. "Das lag am hoch dosierten Cortison, das Aron bekommen hat", erklärt Eleonore. "Im Oktober wurde dies abgesetzt, und im November kam dann schon wieder ein Anfall."
Nicht nur deswegen ist es gut, dass mit Ganja jetzt endlich ein Warnhund gefunden wurde. Denn auf dem Welpen ruhen noch weitere Hoffnungen. "Ich habe schon von vielen gehört, dass sie durch einen Hund völlig anfallfrei geworden sind", sagt Arons Mutter.
Das wäre Aron und der jungen Familie nicht nur zu wünschen, sondern damit wäre Ganja noch mehr "das perfekte Weihnachtsgeschenk". Weihnachten werden die Müllers im kleinen Kreis ihrer Familie feiern, die mit Ganja nun den ersehnten Zuwachs auf vier Pfoten bekommen hat– eben ein wunderschönes Weihnachtswunder.
Info: Kiwanis Förderverein e.V., Volksbank Möckmühl, IBAN: DE 79.6209.1600.0065 8830 04, BIC: GENODES1VMN
"Ein wunderschönes Weihnachtswunder"