Osterburken. (RNZ) "Neun Uhr – man läuft durch den Flur der Kindertageseinrichtung, und irgendwie ist es seltsam leise, wobei es noch an selbiger Stelle vor wenigen Wochen kaum möglich war, ein Gespräch zu führen, bei dem man seinen Gegenüber problemlos verstehen kann", sind aktuell die Eindrücke der Erzieherinnen der Kindergärten St. Josef und St. Martin in Osterburken. Im Zuge der Notbetreuung ist die Anzahl der Kindergartenkinder in beiden Kindergärten stark reduziert. Mit immer neuen kreativen Ideen hielten und halten die Erzieherinnen ihre Kinder besonders in der Fastnachtszeit bei Laune.
"Die Kinder vermissen ihre Freunde und wollen gerne die anderen Kinder um sich haben", erzählt Dagmar Förster-Peters, die Leiterin der beiden Osterburkener Kindergärten. Normalerweise besuchen den Kindergarten St. Josef über 140 Kinder, jetzt sind es gerade mal 20. Im Kindergarten St. Martin sind von den 37 Kindern momentan maximal sieben da. Dazu kommt, dass die Kinder getrennt voneinander in ihren eigenen Gruppen spielen, und so nochmals weniger Kontakt hergestellt wird. "Uns ist es ganz wichtig, dass nur eine Gruppe schließen müsste, wenn ein Coronafall vorläge", betont Förster-Peters. Deshalb wird viel Wert auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen gelegt. Froh ist Dagmar Förster-Peters auch darüber, dass die Eltern der Kinder sich beim Thema Notbetreuung sehr zurückhalten und diese wirklich nur bei Bedarf nutzen.
So kommt es vor, dass die Altersspanne zwischen den Kindern innerhalb einer Gruppe so groß ist, dass die Interessen auseinandergehen. Da ist besonders viel Kreativität vonseiten der Erzieherinnen gefragt. Basteln, Tänze einstudieren und Singen stehen auf der Aktivitätenliste. Besonders in der Fastnachtszeit mussten Alternativen zur üblichen Zeremonie her. "Normalerweise hätten wir am schmutzigen Donnerstag einen großen Umzug durch Osterburken gemacht. Dieses Jahr haben sich die Kinder eben im Kindergarten verkleidet", sagt Förster-Peters.
Eine der vielen Ideen der Erzieherinnen war in diesem Jahr eine von den Notbetreuungskindern hergestellte Girlande mit individuell gestalteten Pappluftballons, die laminiert wurden und nun über der Straße vor dem Kindergarten hängen. "Das fanden die Kinder total toll, dass da ihr eigener Luftballon für alle zu sehen ist. Das werden wir nächstes Jahr fortführen", sagt Förster-Peters.
Aber auch die Kinder, die zu Hause bleiben und die Notbetreuung nicht besuchen, konnten wenigstens ein bisschen Fastnacht feiern. Das Kindergartenteam ist zu jeder Familie nach Hause gefahren und hat eine Fastnachtstüte mit Gummibärchen, Bonbons, Luftschlangen und vielem mehr vorbeigebracht. "Die Kinder und Eltern haben sich sehr darüber gefreut, das kam richtig gut an", freut sich die Kindergartenleiterin. Manche Kinder verkleideten sich zu Hause und führten die Kostüme dann stolz vor. "Das war herzerwärmend", sagt Förster-Peters.
Foto: Tabea LaierBesonders die Schulanfänger bedauerten es sehr, dass ihr letztes Fastnachtsfest im Kindergarten ausfallen musste. So gab es aber immerhin einen kleinen Ersatz. Auch sonst herrscht reger Kontakt zwischen den Kindergärten und Familien. Über E-Mail senden die Erzieherinnen Ausmalbilder, Bastelanleitungen und andere Beschäftigungen an die Familien.
Die Einschränkungen der Notbetreuung betreffen auch die Kontakte der Erzieherinnen untereinander. Es werden keine Dienstbesprechungen im großen Rahmen abgehalten, dafür aber sehr viel schriftlich kommuniziert. "Es kommt vor, dass wir im selben Haus miteinander telefonieren, um den Kontakt zu vermeiden", berichtet Förster-Peters. "Das ist sehr belastend für das Team und für die Zusammenarbeit", sagt sie. Besprechungen seien erheblich schwieriger geworden, gerade weil nicht immer alle sofort auf dem neuesten Stand seien.
Auf der anderen Seite sehen die Erzieherinnen, dass ihr Hygienekonzept aufgeht. Bisher hat sich von den über 30 Erzieherinnen nicht eine infiziert. "Wir desinfizieren stündlich alles, auch Elterngespräche finden mit Abstand und Masken statt. Bisher haben wir wirklich Glück gehabt." Zwar waren vereinzelte Kinder bereits mit dem Corona-Virus infiziert, doch glücklicherweise ohne Konsequenzen für die Kindergärten. Sie wurden sofort getestet und hatten noch niemanden angesteckt.
"Die Überlegungen mit den Öffnungen betrachte ich mit etwas Sorge", meint Förster-Peters. "Natürlich ist die Situation sehr hart für die Eltern, und man muss sie entlasten. Aber Erzieher und Lehrer werden bei einer vorschnellen Öffnung zu wenig bedacht." Die Kindergartenleiterin würde sich wünschen, dass Pädagogen in der Impfreihenfolge früher an der Reihe wären.
Dagmar Förster-Peters sieht aber auch die positiven Seiten an der Betreuung der wenigen Kinder. Aktivitäten, die in der normalen Gruppengröße schwierig durchführbar sind, seien mit den kleinen Gruppen nun problemlos möglich. Zum Beispiel konnte ein Kinotag im Kindergarten stattfinden. Während jeweils eine Gruppe den Film anschaute, nutzten die anderen die Zeit, um Popcorn zu machen. Auch der viele Schnee konnte in diesem Jahr gut genutzt werden. "So konnten wir mit den Kindern Schlitten fahren", erzählt Förster-Peters. Mit der großen Gruppe wäre eine angemessene Aufsicht schwierig.
Gerade für Kinder, die zu Hause nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen, etwa weil sie viele Geschwister haben oder aus schwierigen Familienverhältnissen kommen, bringt die Notbetreuung Vorteile. "Sie holen sich dann sehr viel Zuwendung, wenn sie die Erzieherinnen fast für sich alleine haben", beobachtet Förster-Peters. Insgesamt komme diese verstärkte Aufmerksamkeit allen Kindern zugute, da die Erzieherinnen die Kinder stärker beobachten und betreuen können.
In der ruhigen Zeit erledigt das Kindergartenteam nun auch Arbeiten, die sonst liegen bleiben, wie zum Beispiel die Schriftarbeit. "Es ist durchaus auch mal gut, wenn nur wenige Kinder da sind, aber das dauert inzwischen schon sehr lange an", resümiert die Leiterin der Kindergärten.