Norbert Streckert, Vorsitzender der DLRG Höpfingen, fordert: „Wir brauchen einen Betriebskostenzuschuss – ähnlich einer Sportstättenförderung.“ Zumal andere Bäder in einer ähnlich prekären Lage wie das Höpfinger Familienbad seien. Foto: Jana Schnetz
Höpfingen. Wasserratten in Höpfingen müssen sich seit Anfang März an neue Öffnungszeiten des Familienbads und der Sauna gewöhnen. Der Mittwoch im öffentlichen Bad und der Dienstag im Sauna-Bereich fallen komplett weg. Insgesamt wurden 7,25 Stunden gestrichen. Gruppen und Vereine des DLRG und DRK kompensieren die gekürzten Zeiten im öffentlichen Bad.
Der Grund für die Änderungen der Öffnungszeiten sind die hohen Kostenzuschüsse, um den laufenden Betrieb des Schwimmbads aufrechtzuerhalten. "Das Ziel war es, die Schwimmbadkosten zu reduzieren. Die Alternative wäre gewesen zu schließen", sagt Bürgermeister Hauk. Im vergangenen Jahr lag das Defizit bei 150.000 Euro. Im aktuellen Haushalt rechnet die Gemeinde mit 110.000 Euro, somit ergeben sich Einsparungen von 40.000 Euro. Die Einsparungen gehen letztendlich zulasten des Personals.
Momentan arbeiten im Schwimmbad vier Geringbeschäftigte, die für Aufsicht und Technik im öffentlichen Bad zuständig sind. "Die befristeten Verträge mit zwei Arbeitnehmern wurden nicht weitergeführt, aber entlassen wurde niemand", betont Hauk.
Die Aufsicht an den Wochenenden übernimmt die DLRG Höpfingen. Hier sei man in Gesprächen, die Dienste sogar noch auszuweiten, denn "es geht eben darum, Kosten zu sparen", so Hauk.
Norbert Streckert, Vorsitzender der DLRG Höpfingen, dämpft allerdings die Euphorie. Man müsse aufpassen, dass das Ehrenamt nicht zu stark belastet werde. "Wir sind sehr froh, dass die DLRG von Hardheim und Königheim bei uns im Bad mit dabei sind. Da besteht eine sehr gute Zusammenarbeit, und sie erhöhen natürlich auch das Ausbildungsniveau."
Jeder DLRG-Verein bringe circa 80 Schüler ins Familienbad, so Streckert. Hinzu kommen die Schulen Höpfingen, Hardheim und Gerichtstetten mit ungefähr 200 Schwimmschülern pro Woche sowie die übrigen Gruppen der Rheuma-Liga, Wassergymnastik und des Aqua-Cycling.
Das Angebot ist reichhaltig, aber dennoch: Andere Bäder seien in ähnlich prekären Lagen, erklärt Streckert: "Die Stadt Schönau konnte ihr Schwimmbad nicht halten, jetzt steht da seit mehr als zehn Jahren eine Ruine."
Auch in Höpfingen besteht die Option der Schließung, "aber wenn man sieht, welche Gruppen und Schulen daran hängen, wäre das eine Katastrophe", bestätigt Hauk.
Die DLRG Höpfingen hat Katastrophenschutzgruppen, die als Ablöse für andere DLRG bereitstehen müssen. "Wenn das Schwimmbad nicht mehr wäre, bin ich mir nicht sicher, ob die DLRG noch bestehen könnte", so Streckert.
Die DLRG Höpfingen hat derzeit über 500 Mitglieder. Hauk und Streckert sind deshalb einer Meinung: "Wir versuchen, um das Bad zu kämpfen. Es ist ein Stück Lebensqualität", sagt Hauk. Als kleines Familienbad mit einer höheren Wassertemperatur habe man außerdem einen Vorteil gegenüber den Sportbädern in Buchen oder Walldürn. Dies sei ein Alleinstellungsmerkmal, das insbesondere von Senioren gern angenommen werde.
Positiv angenommen wird auch das Babyschwimmen mit fünf Gruppen. Die DLRG Höpfingen habe eine "elend lange Warteliste" für die Schwimmanfänger-Ausbildung und das Babyschwimmen, so Streckert.
Das Grundprinzip der DLRG lautet "Jeder Nichtschwimmer ein Schwimmer. Jeder Schwimmer ein Retter." In diesem Sinne will die DLRG dafür eintreten, dass das Familienbad erhalten bleibt. Es sei die ideale Trainingsstätte für die Schwimmausbildung, da die Kinder lange stehen könnten. Dies unterscheide Höpfingen von Wettkampfbädern wie Walldürn, die auf andere Klientel abzielten. "Aber es gibt kein Konkurrenzdenken", sagt Streckert. "Es ist eine sehr kollegiale Zusammenarbeit mit den Badeverantwortlichen und der DLRG in Walldürn." Man sei dankbar für die Unterstützung der umliegenden Vereine.
Norbert Streckert erinnert außerdem daran, dass ein Schwimmbad für den laufenden Betrieb nun mal nicht kostendeckend zu betreiben sei. "Wir brauchen einen Betriebskostenzuschuss für solche Bäder – ähnlich einer Sportstättenförderung." Ein Investitionszuschuss, der die Erneuerung von Technik oder Ausstattung zulasse, reiche nicht aus.
Das Einzugsgebiet des Familienbads reicht von Mudau bis Eubigheim. Da wäre eine Förderung sinnvoll. Laut Bürgermeister Hauk gibt es einen CDU-Fraktionsbeschluss im Landtag und auch einen Kabinettsbeschluss, aber im Moment warte man noch auf eine Entscheidung: "Wir hoffen, dass es nicht nur Worthülsen sind."
Hauk und Streckert betonen unisono, dass das Schwimmbad in Höpfingen auf einem guten Stand der Technik sei. Die Öffnungszeiten zu kürzen, sei deshalb nicht eine freiwillige Maßnahme gewesen, sondern eine, um es zu erhalten. Streckert bedauert zwar das reduzierte Angebot, aber man habe auch ein gewisses Verständnis für die Kommune, wenn die Auslastung des Schwimmbads im öffentlichen Bereich gering ist. "Wir konnten immerhin die starken Besuchszeiten Dienstags- und Donnerstagsvormittag erhalten."
Das Schwimmbad sei immer noch eine freiwillige Leistung im Haushaltsposten. Im Augenblick könne man allerdings nur von Jahr zu Jahr planen, gibt Hauk einen eher düsteren Ausblick über die Zukunft des Familienbads.