Dr. Pierre Mahlik und seine Ehefrau Rebecca (l.) freuen sich über die Verstärkung durch die frischgebackene Kinderärztin Dr. Kristin Mathes. Die 37-jährige Buchenerin arbeitet als angestellte Ärztin in der Praxis. Foto: Rüdiger Busch
Von Rüdiger Busch
Buchen. Eine gute Nachricht für die Region und vor allem für Familien mit Kindern: Die kinderärztliche Versorgung, die noch vor wenigen Jahren ein Sorgenkind war, verbessert sich Schritt für Schritt. In Person von Dr. Andrea Horn, Dr. Samfira Körner und Dr. Pierre Mahlik gibt es in Buchen drei Kinderärzte, die noch einen großen Teil ihres Berufslebens vor sich haben.
Erst vor Kurzem berichtete die RNZ über die im Januar anstehende Praxiseröffnung von Dr. Tünde Kerteß-Szlaninka in Hardheim. Nun gibt es auch in Buchen eine erfreuliche Neuigkeit: Dr. Pierre Mahlik kann künftig fest auf die Dienste der frischgebackenen Fachärztin Dr. Kristin Mathes bauen. Die 37-jährige Buchenerin ist den Patienten seiner Praxis bereits wohlbekannt: Die Kinderärztin absolvierte dort den letzten Teil ihrer Facharztausbildung.
Um dies überhaupt erst möglich zu machen, hatte Dr. Mahlik im Frühjahr 2019 eine Weiterbildung absolviert. Damit können Mediziner den Abschluss ihrer Facharztausbildung bei ihm durchführen. Seit 1. Juni 2019 ist Dr. Kristin Mathes, die verheiratet ist und selbst zwei Kinder hat, in der Praxis Dr. Mahlik Am Ring tätig.
Ihr Berufsziel Kinderärztin entwickelte Kristin Mathes erst während eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) im Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim. Das letzte Vierteljahr ihres FSJ leistete sie auf der Kinderstation ab. Dort hat es klick gemacht: Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist genau das richtige für sie. Dies kann Dr. Mahlik nur bestätigen: "Sie hat einen guten Draht zu den Kindern, sie ist kompetent und kommt sowohl bei den Patienten und Patientinnen als auch bei den Kindern gut an!" Da überrascht es nicht, dass die erfolgreiche Facharztprüfung am 22. September in eine Festanstellung in der Praxis mündete. "Es hat hier von Anfang an alles gepasst, und ich möchte deshalb auch hier bleiben", sagt die Medizinerin.
"Damit wird die Versorgungslücke geschlossen", freut sich Dr. Mahlik auch beim Blick auf die neue Kollegin in Hardheim. Es ist noch gar nicht lange her, da gab es bei den drei Buchener Kinderarztpraxen einen Aufnahmestopp: "Neugeborene abzuweisen, das war mir ein Dorn im Auge", erklärt der 46-Jährige. Diese für Eltern und Kinderärzte untragbare Situation hat glücklicherweise ein Ende. Auch aus dieser Perspektive ist Dr. Kristin Mathes eine Bereicherung für Buchen und den gesamten Landkreis.
Auch für seine Praxis und die Patienten bringe die Anstellung einer zweiten Kinderärztin viele Vorteile mit sich und sorge für Entlastung. "Wir fahren schon immer ein hohes Pensum", berichtet Mahlik, der die Praxis – und einhergehend die große Zahl an Patienten – am 1. Januar 2016 von seinem Kollegen Dr. Alois Lobinger übernommen hatte. Aufgrund des großen Zuspruchs geht sein Arbeitstag mitunter schon mal bis 22 Uhr.
Durch die personelle Verstärkung könne er sich nun den "Luxus" erlauben, sich mehr Zeit für seine Kernkompetenzen wie die Allergologie zu nehmen, sagt Dr. Mahlik. Der Kinderarzt war nämlich vor seinem Wechsel nach Buchen Oberarzt in einer Kinder-Rehaklinik auf Usedom mit den Schwerpunkten Asthma, Neurodermitis und Adipositas. Zuvor hatte er sich im Seehospiz auf Norderney zum Allergologen weiterbilden lassen. Eine weibliche Kinderärztin in der Praxis könne zudem mögliche Hemmungen bei Vorsorgeuntersuchungen von jugendlichen Patientinnen abbauen: "Da ist es auf jeden Fall ein Vorteil, wenn es einen Arzt und eine Ärztin gibt." Viele Patienten begleitet der Kinderarzt nämlich bis zur Volljährigkeit und damit durch die Pubertät.
"Als Kinderarzt genießt man eine hohe Verantwortung, da man durch Prävention und Vorsorge die Weichen für die spätere Gesundheit eines Menschen stellen kann", erklärt Dr. Mahlik. Doch nicht nur das: "Man bekommt von den Kindern auch sehr viel zurück." Deshalb hat der aus Friedberg (Hessen) stammende Mediziner seinen Schritt in die Selbstständigkeit und seinen Umzug nach Buchen nie bereut – auch wenn die Fußstapfen, die sein beliebter Vorgänger Dr. Alois Lobinger hinterlassen hat, groß waren: "Es ist mein Traumberuf, und die Arbeit macht mir jeden Tag viel Spaß!" Seine Frau Rebecca, die in der Praxis mitarbeitet, kann die positiven Eindrücke nur bestätigen: "Wir sind sehr gut aufgenommen worden, sowohl von den Patienten als auch privat, wo wir schnell einen großen Freundeskreis gefunden haben. Auch die Kinder fühlen sich in Buchen, in der Schule und im Kindergarten sehr wohl."
Vor fast genau fünf Jahren hat Dr. Mahlik die Praxis übernommen: Die Feier zum Fünfjährigen fällt wegen Corona aus. Die Pandemie stellt für die Praxis natürlich eine große Herausforderung dar. Wie auch bereits vor Corona werden potenziell infektiöse Patienten räumlich vom Praxisalltag getrennt. So können Abstriche und Testung durch das Fenster des Infektionszimmers erfolgen, um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten.
Außerdem wird in Teams gearbeitet, damit im Fall einer Infektion oder einer Quarantäne nicht die komplette Praxis lahmgelegt wäre. Vor allem die sechs Arzthelferinnen würden hier Großes leisten, um die täglichen organisatorischen Herausforderungen zu bewältigen: "Sie machen einen super Job", lobt der Arzt. Dazu gehört auch, dass sie bereits am Telefon wertvolle Vorarbeit leisten, die Patienten beraten, ihnen helfen und mögliche Sorgen nehmen.
Während im Frühjahr noch eine größere Unsicherheit feststellbar gewesen sei, gäbe es inzwischen kaum noch Terminabsagen aus Angst vor Corona. Die Eltern wüssten inzwischen, dass in den Arztpraxen alles Menschenmögliche getan wird, um die Ansteckungsgefahr für Patienten, Angehörige, Mitarbeiter und Ärzte zu minimieren. Auch das ist eine gute Nachricht.