Architektonisches Gespür bewies Chiara Bachthaler, die die Kursstufe II besucht. Fotos: Dorn
Von Günther Grosch
Weinheim. "Digitale Kultur anstelle von Corona-Depression": Dieser Slogan gilt als trotziges "Wir lassen uns nicht unterkriegen" und "Jetzt erst recht" nicht nur für das fast komplett zum Erliegen gekommene Kunst- und Kulturleben; er hat auch die Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums (WHG) dazu angestachelt, neue Wege einzuschlagen und einen überzeugenden Einblick in ihr Schaffen zu gewähren. Unterstützt wurden sie dabei von der Volksbank Kurpfalz, in deren Galerie normalerweise die WHG-Ausstellungen eröffnet werden.
Unter dem Titel "Art(en)vielfalt" zeigen Schülerinnen und Schüler aus 35 Klassen und allen Jahrgangsstufen des Gymnasiums unter dem Link volksbank-kurpfalz.de/ausstellung anhand von 182 ausgewählten Beispielen, was sie im Unterricht auf Leinwand und Papier gebracht sowie an Bildern und Plastiken kreiert haben. Kunstfreunden bietet die "Galerie der Volksbank" damit Wege, das Geldinstitut virtuell zu besuchen.
"Mit viel Liebe, Hingabe, Akribie und Können, aber auch mit viel Aufwand haben die Schüler des Heisenberg-Gymnasiums ihre Werke erstellt", stimmt Volksbank-Vorstandssprecher Carsten Müller die Besucher auf den virtuellen Rundgang ein. Zuvor hatten die Kunstpädagogen Rosemarie Reusch, Bettina Kaiser, Anke Krause und Moritz Stotzka die Ausstellung digitalisiert.
Wie die Kunst am Bildschirm auf den Betrachter wirkt
Der Beitrag des Siebklässlers Enrico
Lüdecke. Fotos: Dorn"Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst", wusste schon Friedrich Schiller: "Und ernst ist das Leben im Augenblick sowieso schon genug", pflichtet Schulleiterin Gabriele Franke dem Klassiker in ihrer auf Video aufgezeichneten Grußbotschaft bei: "Die Isolation schafft neue Herausforderungen. Ausstellungen bleiben geschlossen oder können gar nicht erst eröffnet werden, das Publikum bleibt fern." Die unfreiwillige Pause bietet aber auch Chancen, eröffne Raum für Neues. Auch in diesem Sinne versucht die Künstlerkolonie am WHG, durch die virtuelle Ausstellung ein wenig Heiterkeit, Freude und Entspannung in den Alltag des Publikums zu bringen.
Auch wenn die Besucher nicht vor den Bildern und Plastiken verweilen können, so bietet die digitale Welt dennoch die Möglichkeit, vorwärts und rückwärts zu blättern sowie die künstlerischen Aufgabenstellungen und deren Lösungen auf sich wirken zu lassen. "Zeichnung, Malerei, Grafik, Fotografie, Plastik und Architektur zeigen die künstlerische Vielfalt und das, was Kunstunterricht leistet", so Schulleiterin Franke. Ihre Schüler hatten die Möglichkeit, sich in nicht weniger als 30 unterschiedlichen Aufgabenstellungen wiederzufinden, sich zu beweisen und andere daran teilhaben zu lassen.
Die Arbeit von Eyleen Kadel aus der Kursstufe I eröffnet ebenso Interpretationsspielräume. Fotos: DornCaroline Praehauser aus Klasse 11 hat eine Einführung zu jeder der fast drei Dutzend Werkgruppen aufgenommen. Sie begleitet den Besucher durch die einzelnen Abteilungen und stellt nebenbei einen variantenreichen Mix an "Kopfschmuck" und unterschiedliche Funktionen von Kopfbedeckungen vor. Auch dies war eine der Aufgabenstellungen, welche die Neuntklässler zu bewältigen hatten: "Mal dienen Kopfbedeckungen dem Schutz, mal haben sie Symbolcharakter, vor allen Dingen aber sollen sie gut aussehen."
Innovation, Kreativität und Transparenz waren bei der Erarbeitung architektonischer Modelle gefragt. Die jungen Frauen und Männer aus den Kursstufen I und II haben "Kunstpavillons" oder "Brücken-Rasthäuser" erstellt. Farbe und Inspiration beweisen "Masken" und "Stillleben" sowie der "Blick auf die eigene Person", auf deren Wünsche, Ängste und Hoffnungen, die Äußeres und Inneres betreffen können. Nicht zu vergessen das Thema "Vielfalt", mit dem die Schüler aus der Kursstufe I den Jugendkunstpreis Baden-Württemberg gewonnen haben.
"Plastisches" zeigen die Sechstklässler, während sich die "Fünfer" erst noch an ihre neue Schule gewöhnen mussten, ehe sie sich und ihre Hobbys unter der Themenstellung "Porträt" vorstellten. Cindy Sherman (sie ging auf Themen wie Rollenbilder und Sexualität ein), der Meisterin der inszenierten Fotografie, eiferten Amira El Bosely, Eyleen und Mareike Kadel, Henriette Bratfisch, Laetitia Hauser und Lulu Sixt nach. In der alten Hochdrucktechnik stellen die Siebtklässler schützenswerte Tiere vor und machen dabei auch vor Comicfiguren wie Benjamin Blümchen und Idefix nicht halt. Unter anderem das schwierige Thema der "Perspektive in 3 D Innen und Außen" lösten die Achter mit ihren Stadtansichten. Überraschende "Einblicke in frostige Räume" wie den eigenen Kühlschrank gewährt unter anderem Maria Breiling aus der neunten Klasse. Aber auch Surreales mit "Räumen, die sonst nur in Träumen vorkommen", fließt in die Ausstellung ein. Während die Zehntklässler dem Thema "Tiefdruck" künstlerische Einsichten abgewinnen, bleibt bei den Sechstklässlern die Auseinandersetzung mit "Graffiti" nicht außen vor.
Sie wissen aber auch, dass man mit Tusche und Feder nicht nur schreiben, sondern auch plastische Türme in den Himmel wachsen lassen kann. Womit der virtuelle Spaziergang aber noch längst nicht zu Ende ist. Corona bietet dem Betrachter Zeit und Muße, sich mehr als nur einmal durch die Ausstellung zu klicken. Das Wichtigste dabei: Die Ansteckungsgefahr ist gleich Null, der Spaßfaktor dagegen liegt bei 100 Prozent.
Info: Virtuelle Kunstausstellung von Schülern des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Kooperation mit der Volksbank Kurpfalz: "Art(en)vielfalt", zu besichtigen im Netz unter volksbank-kurpfalz.de/ausstellung.