Franz-Jürgen (Fagott), Adax (Gitarre) und Matthias Dörsam (Klarinette, v.l.) verzauberten als „Trio 3D“ das Kultursommerpublikum. Foto: Dorn
Weinheim. (cis) Wer ein Konzert von "Trio 3D" besucht, den erwartet Musikkunst auf hohem Niveau, mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern und einem scheinbar nie enden wollenden Bruderzwist der Dörsams. Das war in Weinheim nicht anders, als die drei Musiker am Sonntag im Rahmen des Kultursommers die Bühne betraten.
Adax (Gitarre), Matthias (Klarinette) und Franz-Jürgen (Fagott) sind Meister ihrer Instrumente. Daran lassen sie auch an diesem Abend keinen Zweifel. Was sonst ganze Orchester beschäftigt, brechen sie runter auf zwei Bläser und sechs Saiten – gerne auch mal aufgezogen auf der E-Gitarre. Dabei sind weder Werke der Klassik vor ihnen sicher, noch jene der Pop- und Rockwelt. Wer etwa Aram Chatschaturjans "Säbeltanz" bisher nur als pompöses Werk kennt, wird von Adax Dörsam mit E-Gitarrenriffs konfrontiert, die die Arbeit des russisch-armenischen Komponisten dem Zuhörer quasi im Alleingang vor die Füße legen. Gleichzeitig zeigen Franz-Jürgen und Matthias Dörsam, dass Rockklassiker auch in Besetzung mit Holzblasinstrumenten statt Schlagzeug und Synthesizer funktionieren. So bilden Fagott und Klarinette den begleitenden Klangteppich für die tonangebende E-Gitarre bei Deep Purples "Smoke on the Water" ebenso wie "Whatever You Want" von Status Quo, das die drei mit weiteren Rocktracks zum pauseneinleitenden Medley verarbeiten.
Die Dörsam-Brüder verbinden Musikrichtungen miteinander ebenso wie die verschiedenen Einflüsse der Musikkulturen. Ihr Konzert im Schlosshof ist daher auch eine klangreiche Reise durch die Welt – von Eigenkompositionen mit fragil-chinesischen Klängen über orientalische Koloriten bis zum jiddischen Musicalsong "Bei Mir Bistu Shein" scharen sie die Einflüsse um sich. Und irgendwo dazwischen oder danach liefert Matthias Dörsam mit seiner Klarinette die Jazzlinie. Dass verschiedene Kulturen auch in eine Komposition passen, beweist "Trio 3D" mit dem "Sirtaki Reggae". Und auch Musikrichtungen werden bei ihnen eingesammelt und vermengt – "Franz-Jürgen hat ein neues Genre entdeckt – den Walzermarsch. Das wird ein ganz berühmtes Feld werden", kündigte Adax trocken die Neuerschaffung des jüngsten Bruders an. Und eröffnet damit die Familienstichelei.
So sehr sie in der Musik miteinander funktionieren, so herzlich frotzeln sie mit- und übereinander. Sie nehmen das Alter des anderen gleichermaßen auf die Schippe wie die jeweilige Instrumentenwahl – und eben die Kompositionen. So haut Franz-Jürgen kurzerhand den achtzeiligen Liebesschwulstblues aus Adax mit einem trockenen "man kann auf viele Arten jammern" entzwei. Doch selbst in der Frotzelei liegt Kunst. Denn während die drei von der Bühne herunter um die Gunst des Publikums buhlen, bringen sie ganz nebenher längst vergangene Instrumente vor die Augen und in die Ohren der Zuhörenden. Die kommen so in den Klanggenuss des Duduks, des armenischen Nationalinstruments, das Matthias Dörsam nach eigenem Bekunden nicht spielen kann, "aber dann klingt es immer noch interessant", während Franz-Jürgen zu Altpommer, einem Instrument aus dem 15. Jahrhundert, und dem in Renaissance und Barock beliebten Rankett greift.
Selbst in ihrem Humor bleiben sie also mit ihrem musikalischen Können verbunden. Dieses Können zeigen sie auch in der angekündigten Kurzfassung von Edvard Griegs gesamten Werken: "Pause ist dann um 21 Uhr." Doch so lange lassen Adax, Matthias und Franz-Jürgen ihr Publikum nicht schmoren – dafür aber in Erinnerungen schwelgen beim Erklingen von Melodien etwa aus der "Peer Gynt Suite". Am Ende ist es ein zufriedenes Publikum im laut Adax Dörsam "coronaausverkauften" Schlosshof, das das "Trio 3D" in den noch lauen Sommerabend entlässt.