Die Pfarrer Friedel Goetz und Tanja Schmidt sind sich einig in ihrem Vorgehen. Foto: Kreutzer
Hirschberg. (nip) "Weihnachten fällt nicht aus – wir möchten alle Menschen einladen, zuhause zu feiern", erklären am Dienstagvormittag die evangelischen Pfarrer von Hirschberg, Tanja Schmidt und Friedel Goetz. "Gott kommt zu den Menschen, dorthin, wo sie sind, wo sie ihn brauchen", meint Schmidt. Die evangelische Tradition, dass Gott da ist, wo sich Menschen in seinem Namen versammeln, sie gilt in diesem Jahr besonders. Die Absage der Präsenzgottesdienste über Weihnachten sei ein "schwerer Schritt" gewesen, erklären beide. Der Verzicht geschehe aus Solidarität, aus Nächstenliebe und um "dem Geist Gottes Rechnung zu tragen", formuliert Goetz.
Anfang Oktober, so schildert es die Leutershausener Pfarrerin, habe man im Team die Gottesdienste geplant: "Mit tollen Ideen." Anfang November habe man dann alles wieder verworfen, um jetzt im Dezember sehr spontan eine Online-Andacht aus der Kirche aufzunehmen und dafür auch recht kurzfristig den Weihnachtsbaum aufzustellen und zu schmücken. "Es gab viele Gespräche und Telefonate zwischen uns", sagte Goetz. Das Signal nach außen dabei: Die Hirschberger Pfarrer sind sich einig in ihrem Vorgehen, machen aus ihren jeweiligen Gemeinden unterschiedliche Angebote für die Gläubigen und ermutigen Menschen, daheim Hausandachten zu feiern. Ein Heft der Evangelischen Landeskirche und der Erzdiözese Freiburg unter der Überschrift "Anders Weihnachten feiern" gibt dafür Impulse. Es liegt in den Kirchen und in Apotheken aus und wurde breitflächig an Gemeindemitglieder verteilt. Die Kirchen bleiben täglich von 11 bis 18 Uhr in Großsachsen und von 10 bis 17 Uhr in Leutershausen geöffnet. Dort stehen Kerzen zum Mitnehmen oder auch zum Anzünden bereit. In Leutershausen wird ab 15 Uhr online über die Homepage www.evkileu.de ein vorab aufgezeichneter Gottesdienst mit einer kurzen Ansprache der Pfarrerin und dem von Bernhard Götz auf "Heisemerisch" vorgetragenen Evangelium stattfinden. Johanna Götz singt Weihnachtslieder wie "O, Du fröhliche", das am Ende direkt ins Glockengeläut übergeht.
Friedel Goetz hat Videobotschaften von Menschen in Großsachsen, vom Kleinkind bis zum Senior, gesammelt. "Man spürt stark heraus, dass Vertrauen mit dem Weihnachtsfest verbunden ist und die Vorfreude darauf", schildert er. Weihnachten als "Fest der Liebe und des Friedens" werde als heilsame Unterbrechung wahrgenommen.
Begleitet werden diese persönlichen Botschaften von Gebeten und einer Ansprache von Goetz aus der geschmückten Kirche heraus sowie kleinen Musikstücken. Der Heiligabend-Gottesdienst ist abrufbar unter www.derzwiebelturm.de.
Dass Kirchen auf Präsenzgottesdienste verzichten, kam immer wieder vor. 1918/19 während der Spanischen Grippe, so Schmidt, habe der Staat Gottesdienstfeiern verboten. Dasselbe auch während der Cholera-Epidemien. Und in Zeiten der Verfolgung von Protestanten fanden Andachten an Hecken, in Gärten, in Scheunen oder auch im Wald statt. "Die Beziehung zu Gott kann man überall leben", meint Goetz.
Frei von Sorgen sind beide Pfarrer nicht. "Aus seelsorgerlicher Sicht denke ich an die Menschen, für die dieses Weihnachten noch schwieriger wird und die wir nicht so erreichen können", sagt Goetz. Und Schmidt denkt an das Gotteshaus an sich, ob es auch künftig als Anlaufstelle wahrgenommen werde. Denn bei aller Dankbarkeit für technische Möglichkeiten – ein Präsenzgottesdienst könne durch Online-Formate nicht ersetzt werden. Doch beide bauen auch auf ihre Gemeinden, auf kreative Menschen, denen die Pflege der Gemeinschaft wichtig bleibt. Die neue Jahreslosung 2021 passt dazu: "Seid barmherzig zueinander, wie unser Vater barmherzig ist."