Vor 50 Jahren

So wurde die SG Leutershausen Deutscher Feldhandball-Meister

So ein wunderschöner Tag! - Leutershausener machten Sommernacht zum Feiertag

09.08.2019 UPDATE: 10.08.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Die Helden-Mannschaft: Handballabteilungsleiter Walter Schmitt, Hans Leciejeweski (Lambi), Norbert Herzenstiel, Gerd Schmitt, Volker Heindl, Jürgen Plambeck, Jens Schmitt, Felix-Rüdiger Schmacke (hinten, v.l.). Herbert Hönnige, Arno Schandin, Karl Öhlschläger, Werner Pruscha, Werner Bickel, Hermann Schmitt, Trainer Bernd Kuchenbecker (vorne, v.l.). Foto: Brand

Von Walter Brand

Hirschberg-Leutershausen. Heute vor 50 Jahren, am Samstag, 9. August 1969, wurde die Feldhandball-Mannschaft der SG Leutershausen Deutscher Meister. In einem dramatischen Endspiel zwangen die "Roten Teufel" im Mannheimer Rhein-Neckar Stadion vor 15.000 Zuschauern den klaren Favoriten, Grün-Weiß Dankersen, mit 18:16 in die Knie und sicherten sich damit nach dem vierten Anlauf erstmals den Titel.

1965 schied die SGL in der Vorrunde gegen Büdelsdorf aus, 1966 gegen Gummersbach. 1968 wurde die Mannschaft Deutscher Vizemeister, dafür aber Meister in der Halle.

Dankersen war Favorit. Am Ende aber kam es zu einem wahren Handballkrimi. Foto: Brand

Das Spiel gegen Dankersen 1969 war das hundertste Bundesligaspiel der SGL, bei dem der Tabellenerste Nord gegen den Tabellenersten Süd das Finale bestritt. Es war ein hart umkämpftes Endspiel, denn auf beiden Seiten gingen die Abwehrspieler ganz schön zur Sache. Da wurde gerempelt, das Bein gestellt, gestoßen und gesperrt.

Aller Jubel der Leutershausener Fans konnte damals nicht darüber hinwegtäuschen, dass das 34. deutsche Feldhandball-Finale keine Demonstration eines technisch herausragenden Handballspiels war. Lediglich von der kämpferischen Seite her wurden die Erwartungen erfüllt.

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Grün-Weiß Dankersen, mit mehreren Nationalspielern besetzt, hatte wohl einen Spaziergang gegen den Außenseiter Leutershausen erwartet. Von Anfang an kam bei der Mannschaft aber kein richtiger Spielfluss zustande. Eine gewisse Ratlosigkeit wurde alsbald offenbar, denn die Partie blieb beim kampfbetonten Eins-gegen-eins stehen. Dankersen war schnell auf 3:8 davongezogen. Weltklassespieler Herbert Lübking war es, der in der ersten Hälfte der Begegnung die meisten seiner neun Treffer erzielte. Als sich Lübking in der 25. Minute verletzte und außerdem eine Zeitstrafe für Dankersens Spieler Barlach hinzukam, witterte Leutershausen seine Chance. Die Roten Teufel verkürzten bis zur Halbzeit auf 7:9.

Leutershausen stand kopf: Mit Pauken, Fackeln, Fahnen und Trompeten wurde die Mannschaft vor der SG-Halle empfangen. Foto: Brand

In der zweiten Hälfte steigerte sich SGL-Torhüter Karl Öhlschläger und zeigte großartige Paraden bei der Ballabwehr von eigentlich sicheren Torwürfen der Gegner. Bis zur letzten Sekunde wurde auf beiden Seiten gekämpft. Zwischendurch gab es Tumulte bei den Zuschauern. Schiedsrichter Horst Cordes aus Hamburg musste sich wegen seiner manchmal zweifelhaften Entscheidungen einige Pfeifkonzerte von beiden Fan-Gruppen anhören. Sekunden vor dem Abpfiff gelang SGL Spieler Herbert Hönnige der Ausgleich zum 13:13. Die Menge tobte.

Der Handballkrimi ging dann in die Verlängerung, in der 61. Minute ging die SGL mit 14:13 Toren in Führung und ließ bis zum Schlusspfiff nichts mehr anbrennen. Am Ende stand es 18:16, bei den Heisemer Fans brach grenzenloser Jubel aus.

Felix-Rüdiger Schmacke warf im Endspiel im Mannheimer Rhein-Neckar Stadion vor 15.000 Zuschauern sechs Tore. Foto: Brand

Für die neuen Deutschen Feldhandball-Meister und die Fans wurde es eine lange Nacht. Mit Fackeln, Sprechchören, Ansprachen und feuchtfröhlichen Runden feierte Leutershausen seinen Meister. Rot-weiße Fahnen flatterten im Wind, in den Straßen feierten die Heisemer mit überschwänglicher Freude den Titelgewinn. Mit dem Abschuss von Böllern machten sie ihrem Freudentaumel zusätzlich Luft.

Ort des Geschehens

Die 5000-Seelen-Gemeinde begrüßte gegen Mitternacht ihre Helden. Als die Spieler, allen voran Felix-Rüdiger Schmacke, mit rot-weißen Gladiolensträußen in die Sporthalle einzogen, brach Jubel aus. Man ließ die Spieler um Doktor Walter Schmitt und Trainer Bernd Kuchenbecker mehrmals hochleben. Glückwünsche kamen nicht nur vom SGL-Vorsitzenden Heinrich Beck und Bürgermeister Herbert Kunkel, sondern auch von Vertretern des Badischen- und des Deutschen Handballverbands. Blasmusik spielte den Nachthit "So ein Tag, so wunderschön wie heute". Die Wirte hatten genügend Freibier bereitgehalten und die Heisemer machten diese Sommernacht zum eigenen Feiertag.

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