Prozess gegen mutmaßliche "OEG-Schläger"

Die Angeklagten sind sich keiner Schuld bewusst

Verfahren gegen sechs Angeklagte wurde fortgesetzt - Richter musste für Ruhe sorgen

13.11.2017 UPDATE: 14.11.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 7 Sekunden

Symbolfoto: dpa

Mannheim. (gol) Richter Joachim Bock ist als geduldiger und genauer Jurist bekannt. Doch bei der Verhandlung am Montag im "OEG-Schläger-Prozess" zieht auch er ein paar Minuten nach Verhandlungsbeginn die "Notbremse". Erst nach deutlicher Aufforderung an die Jugendlichen auf den Zuhörerbänken herrscht die angemessene Ruhe. Zuvor war das gute Dutzend Freunde der sechs Angeklagten durch ständiges Reden, Feixen und Imponiergehabe aufgefallen.

Die Verhandlung über jene Straftat im Frühjahr, die von der Staatsanwaltschaft als Raub und gefährliche Körperverletzung gewertet wird, war mit zweistündiger Verspätung aufgenommen worden. Mehrere Angeklagte sitzen einige Hundert Kilometer entfernt vom Mannheimer Landgerichtsgebäude in Untersuchungshaft. Das sorgt bei Prozessbeobachtern für Verwunderung, zumal noch sieben weitere Verhandlungstermine in diesem Jahr anberaumt sind und Zeitverlust durch Verzögerungen programmiert ist.

Imponiergehabe im Gerichtssaal

Am Montag sollten die Angeklagten - zwei Deutsche, zwei Türken, ein Eritreer und ein angeblich staatenloser Jugendlicher - die zur Tatzeit alle 17 oder 18 Jahre alt waren, zum Geschehen in einer Straßenbahn der RNV-Linie 5 (ehemals OEG) in Weinheim Stellung nehmen. Aber alle Vernehmungen ergaben letztlich wenig Neues. Entweder konnten sich die mutmaßlichen Täter - alle mit Migrationshintergrund - nicht mehr an den Abend erinnern, weil sie angeblich unter Drogen oder Alkohol standen. Oder sie zeigten sich keiner Schuld bewusst, da ihre damaligen Aussagen von der Polizei "wohl falsch" ins Protokoll genommen worden seien. Trotz der Schwere der Anklage machten sie während des Prozesses Faxen mit ihren Freunden im Saal der Siebten Strafkammer.

Dokumentiert allerdings hat die Mannheimer Anklagevertretung, dass der 29-jährige Mehmet Efetürk bei dem Versuch, eine junge Frau in der Bahn vor Pöbeleien zu bewahren, so brutal zusammengeschlagen und getreten wurde, dass sein Nasenbein und zwei Rippen brachen. Bis heute muss er sich wegen der Spätfolgen der Tat ärztlich behandeln lassen. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

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