Zusammengeschlagener Weinheimer

Jetzt wird dem Helfer geholfen

Die Stadt Weinheim kümmert sich darum, dass Geld und Unterstützungsangebote bei Mehmet Efetürk ankommen

25.08.2017 UPDATE: 26.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Siegfried Kollmar, Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg, dankt Mehmet Efetürk für seinen mutigen Einsatz. Rechts steht Weinheims Bürgermeister Torsten Fetzner. Foto: Kreutzer

Von Günther Grosch

Weinheim. Eine ungeahnte Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft haben das Schicksal und der Artikel "Mutiger Helfer wurde zum tragischen Helden" in der RNZ vom Donnerstag über den jungen Mehmet Efetürk ausgelöst. Unzählige Likes und Kommentare in den Sozialen Netzwerken drückten ihre Hochachtung vor der couragierten und selbstlosen Haltung des 29-Jährigen aus, der am 11. März in der OEG-Linie 5 zwischen den Weinheimer Haltestellen Stahlbad und Händelstraße einer jungen Frau zu Hilfe gekommen war, die von einer Horde Jugendlicher belästigt und beleidigt wurde.

Sein Einschreiten musste Efetürk teuer bezahlen. Die Jugendlichen setzten ihm mit brutaler Gewalt zu - unter anderem sollen zwei von ihnen von einer Sitzbank aus mehrfach auf den Kopf des Opfers gesprungen sein - und verletzten ihn dabei schwer. Efetürk überlebte das Geschehen wohl nur, weil er seinen Kopf unter eine Sitzbank strecken und sich mit den Händen schützen konnte.

Aufgrund eines Nasenbeinbruchs sowie erlittener mehrfacher Knochenbrüche war Efetürk bis Juli krankgeschrieben. Sein Mannheimer Arbeitgeber verlängerte daraufhin den mit ihm auf ein Jahr befristeten Arbeitsvertrag als Lagerist nicht mehr. Und auch seine Wohnung musste Efetürk aufgeben. Wohl sein ganzes Leben lang wird ihn darüber hinaus das bei der Gewaltorgie erlittene psychische Trauma begleiten. "Er traut sich nicht mehr allein in die Öffentlichkeit und fürchtet, seine Peiniger könnten ihn wiedererkennen und erneut misshandeln", sagt sein Freund Engin O..

Bei vielen Kommentaren stieß zudem die Tatsache auf Unverständnis, dass niemand der Fahrgäste in der voll besetzten Straßenbahn dem jungen Mann zu Hilfe kam. Jetzt sind bei Rhein-Neckar-Zeitung zahlreiche Zuschriften eingegangen, deren Absender dem tragischen Helden gerne helfen würden.

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Weinheims Erster Bürgermeister Torsten Fetzner sagte auf Nachfrage der RNZ, dass die Stadt Mehmet Efetürk zumindest in den nächsten Monaten mit Rat und Tat unterstützen wolle. Inzwischen hat Fetzner Kontakt zu Weinheimer Firmen und zum Weinheimer Unterstützerkreis Berufsstart (WUB) aufgenommen - einige Jobangebote sind bereits eingegangen. Auch eine finanzielle Unterstützung könne die Stadt organisieren helfen. Wer den jungen Mann unterstützen wolle, könne eine Geldsumme auf ein Konto der Stadt einzahlen.

"Da auch bei uns mittlerweile einige Anfragen angekommen sind", betonte Fetzner, "wäre es nicht gut, wenn sich alle Einzelpersonen oder Institutionen, die helfen wollen, direkt an Herrn Efetürk wenden." Das Wichtigste sei es jetzt aber, Efetürk einen neuen Arbeitsplatz zu vermitteln, um ihm einen gelingenden Start zurück in ein normales Leben zu erleichtern. Fetzners persönlicher Referent, Patrick Walter, werde bei der Stadt eingehende Job- oder Wohnungsangebote aufnehmen, Kontakte vermitteln, diese kanalisieren und direkt an Mehmet Efetürk weitergeben.

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat mittlerweile gegen sechs junge Männer im Alter von 17 bis 19 Jahren - von denen sich drei in Untersuchungshaft befinden - wegen des Verdachts des versuchten Totschlags, der gefährlichen Körperverletzung und des Raubes Anklage vor der Jugendkammer des Landgerichts Mannheim erhoben. Weil zwei Beschuldigte auf den Kopf von Efetürk gesprungen sein sollen, geht die Anklage bei ihnen - neben gefährlicher Körperverletzung - zusätzlich von einem versuchten Tötungsdelikt aus. Bereits einen Monat zuvor sollen zwei der Angeschuldigten am 11. Februar gegen 0.55 Uhr in einer S-Bahn von Heidelberg nach Mannheim einen 17-Jährigen angegriffen und mehrfach ins Gesicht geschlagen haben. Nur wenig später am gleichen Tag sollen zudem vier der Angeschuldigten - bei unterschiedlicher Tatbeteiligung - einen 16-Jährigen in derselben S-Bahn unter anderem ein Handy geraubt und auf diesen eingeschlagen haben.

Info: Kontaktadresse bei der Stadtverwaltung Weinheim: Patrick Walter: Telefon 06201/82-395, E-Mail: p.walter@weinheim.de. Konto zur finanziellen Unterstützung: Sparkasse Rhein Neckar Nord, IBAN: DE33.6705.0505.0063 0155 55, BIC: MANSDE66XXX, Betreff: "Mehmet Efetürk"

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