Auf diesem Acker wird das neue Logistikzentrum vom Herbst dieses Jahres an entstehen. Welche Spedition in die drei Hallen ziehen wird, steht aber noch nicht fest. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. "Reckitt Benckiser will Ladenburger Gelände an Hamburger Investor verkaufen", so lautete die Schlagzeile des Exklusivberichtes der RNZ vom 29. März 2017, die viel Unruhe in der Stadt auslöste. Der Investor kündigte den Kauf des Industriegeländes und den Bau von Hallen an, die an ein Speditionsunternehmen vermietet werden sollten. Und so ist es nicht einmal ein Jahr später auch gekommen.
Nachdem Reckitt Benckiser seine Produktion von Waschmaschinentaps und Reinigungsmitteln Mitte 2016 nach Polen verlegt hatte, wurden nicht nur 450 Mitarbeiter arbeitslos. Im Industriegebiet West drohte eine Brache zu entstehen. Jetzt aber hat der Hamburger Investor Panattoni Europe das Reckitt Benckiser-Gelände gekauft. Bürgermeister Stefan Schmutz bestätigte, dass dort eine multifunktionale Logistikanlage entstehen wird.
Die schnelle Nachnutzung des Geländes sei zunächst eine gute Nachricht für den Standort, teilte Schmutz mit. Er weiß, dass die dort entstehenden Produktionshallen mit dem Schwerpunkt Logistik vermietet werden sollen. "Zum jetzigen Zeitpunkt liegen uns aber keine weiteren Informationen vor", so Schmutz, "zudem hat die Stadtverwaltung nur einen begrenzten Einfluss auf die Nachnutzung, sofern die Forderungen des Bebauungsplans erfüllt werden."
Für den Bürgermeister sind die Planungen von Panattoni allerdings nur die zweitbeste Lösung. Als Schmutz im März 2017 davon erfuhr - damals war er noch nicht Bürgermeister der Stadt - sagte er, dass er sich Gewerbe- und Industriebetriebe wünsche, die zu Ladenburg passten. Ein neues Logistikzentrum zählte wegen der hohen Flächenversiegelung nicht zu den optimalen Nutzungsmöglichkeiten. Schmutz wünschte sich produktive Unternehmen, die Arbeitsplätze in ausreichendem Maße zur Verfügung stellen und Gewerbesteuer zahlen. Dieser Meinung ist er auch heute noch.
Schmutz teilte der RNZ aber mit, dass nicht die ganze Fläche des ehemaligen Reckitt Benckiser-Geländes für den Bau des Logistikzentrums benötigt wird. Auch ein lokales Unternehmen aus dem Industriepark habe sich eine große Fläche sichern können. Das sei eine gute Nachricht im doppelten Sinne: "Das Logistikzentrum fällt kleiner aus, und die lokale Wirtschaft profitiert ebenfalls." Nach Informationen der RNZ handelt es sich dabei um Calvatis, das Industrieprodukte für Reinigung und Desinfektion herstellt. Das Unternehmen wird auch die Hallen von Reckitt Benckiser übernehmen.
Als die RNZ im März 2017 über den damals noch möglichen Kauf berichtete, waren auch die Anwohner der Benzstraße besorgt. Sie fürchteten, dass mit dem Bau der Speditionshallen die Zufahrt an der L 597 zu den Industriebetrieben wegfallen und die Warenanlieferungen über die Benz- und Ilvesheimer Straße erfolgen könnten. Der Lastwagenverkehr würde so zunehmen. Schmutz will daher die Verkehrsentwicklung des Projekts begleiten und im Bedarfsfall den Kontakt zum Investor suchen. "Wir werden in jedem Fall darauf drängen, dass der Schwerlastverkehr nicht durch Ladenburg fährt", sagte er. Schmutz geht davon aus, dass das Gebiet mittelfristig vom Bau der neuen Neckarbrücke profitieren werde. "Die Neckarbrücke wird für eine verbesserte Anbindung der dortigen Unternehmen sowie für eine weitere Umfahrung Ladenburgs sorgen."
Auf seiner Internetseite spricht der Investor Panattoni von einer flexibel nutzbaren Produktions- und Logistikanlage. "Im Zusammenspiel mit Kommunen und Projektentwicklern wird eine der letzten großen Entwicklungsflächen im Rhein-Neckar-Raum revitalisiert und einer wirtschaftlichen Nutzung zugeführt."
Panattoni will im dritten Quartal 2018 damit beginnen, drei Hallen mit 8000, 20.000 und 23.000 Quadratmetern Nutzfläche zu errichten. Für Büroflächen und Sozialräume sind 2500 Quadratmeter vorgesehen. In die Errichtung des Logistikparks sollen 70 Millionen Euro investiert werden. Die Fertigstellung ist Ende 2018 oder Anfang 2019 geplant.