Die Maskenpflicht macht auch vor ausgestellten Alamannen-Familie nicht Halt. Museumsleiter Andreas Hensen (Foto) und Mitarbeiterin Erika Duske wurden kreativ. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. In das Lobdengau-Museum kehrt wieder Leben ein. Wie vor der Coronakrise ist der Alltag des Museumsleiters Andreas Hensen aber längst noch nicht, denn noch muss dem vorgeschriebenen Sicherheitskonzept Rechnung getragen werden. Führungen größerer Gruppen sind tabu, und auch die Eröffnungsveranstaltung der Sonderausstellung des Ladenburger Spielkartensammlers Jürgen Platz musste ausfallen.
"Was ich vermisse, sind die lebhaften Pausen der benachbarten Dalberg-Grundschule. Kein Kindergeschrei mehr, keine maßregelenden Rufe der Lehrkräfte, keine Pausenglocke – es hat sich doch vieles verändert", erzählte der Museumsleiter. Die RNZ wollte wissen, wie Hensen mit der neuen Situation umgeht, und was im Museum so alles passiert.
Einige Exponate aus Mannheim
Der Museumsleiter bedauert in erster Linie, dass die vielen Führungen, die eigentlich im Terminkalender stehen, nicht stattfinden können. Gäste aus ganz Deutschland – darunter zahlreiche Archäologen und Geschichtswissenschaftler – hatten sich angekündigt. Es war von Anfang an das Ziel von Hensen, das Lobdengau-Museum bekannter zu machen. Und das ist dem Wissenschaftler auch gelungen. Die Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg habe ebenso gefruchtet wie die Kontakte zu anderen Museen, wie den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen. Das hat für die aktuelle Spielkarten-Sonderausstellung einige Exponate geliefert.
Was Hensen besonders freut, sind die vielen Buchungen von Schulklassen. Aber: "Es ist frustrierend, dass wir die Kinder und Jugendlichen derzeit nicht empfangen können", meinte er. Auch die Absage des internationalen Museumstages, der in diesem Jahr unter dem Motto "Inklusion" stehen sollte, schmerze. Der Leiter hofft, dass sich die Lage weiter entspannt und vielleicht das Museumsfest im Spätherbst gefeiert werden kann.
Die Arbeit ist Hensen und seiner Mitarbeiterin Erika Duske aber trotz der zehnwöchigen Schließung nicht ausgegangen. Sie bereiten derzeit die Umgestaltung von vier Räumen vor. Immer wieder erhält der Wissenschaftler Themenangebote, die für das Museum interessant sind. So wurde in den letzten Wochen zum Beispiel eine Vitrine gestaltet, die sich mit der prunkvollen Hochzeitsparade des Kurfürsten Friedrich V. befasst.
Ganz Europa horchte auf, als der Kurfürst von der Pfalz 1613 um die Hand von Prinzessin Elisabeth Stuart anhielt, der einzigen Tochter des englischen, schottischen und irischen Königs Jakob I. Friedrich machte wohl Eindruck auf den Monarchen, sodass er mit der Heirat einverstanden war. Ehen des Hochadels wurden damals arrangiert, aber die Hochzeit von Friedrich V., der später als Winterkönig in die Geschichte einging, und Elisabeth, war auch eine Liebesheirat, erzählte Hensen. Aber was hat diese Hochzeit mit Ladenburg zu tun? Um ihren Stellenwert zu betonen, gab es 1613 eine prunkvolle Hochzeitsparade von Oppenheim bis nach Heidelberg. Das Paar wurde auch in der Römerstadt empfangen und bejubelt. Der Zug mit mehreren Hundert Begleitern machte sich dann über die "Alte Römerstraße" auf nach Heidelberg, wo schließlich eine rauschende Hochzeit gefeiert wurde.
In den letzten Wochen beschäftigte sich Hensen mit dem Thema "Auralisierung". Das ist ein Verfahren, mit dem akustische Situationen künstlich nachgestellt werden. Unterstützung bekommt er von Experten der Universität Stuttgart.
Wie es in der Basilika hallte
Denen hat der Museumsleiter die räumlichen Darstellungen der Römischen Basilika aber auch der Sebastianskapelle zur Verfügung gestellt. Die Akustiker sind dadurch in der Lage, das Hallempfinden in der Basilika beim Sprechen darzustellen. Dadurch sei es möglich nachzuempfinden, wie es geklungen haben muss, wenn der Bischof von Worms im Jahre 1200 eine Messe in St. Sebastian gehalten hat. "Wir kennen die Bilder zu den Gebäuden, aber deren Akustik kennen wir noch nicht", sagt Hensen. Er findet das Verfahren spannend und freut sich schon auf die akustischen Ergebnisse, die die Stuttgarter Wissenschaftler liefern werden.
Hensen und seine Mitarbeiterin Erika Duske freuen sich aber auch auf die anstehenden Umgestaltungen von vier Museumsräumen. "Stillstand gibt es bei uns nicht", meinte der Wissenschaftler. Er will die zusätzlichen Raumkapazitäten nutzen, um Themen des Mittelalters, aber auch neuzeitliche Projekte besser präsentieren zu können. Das Engagement des Heimatbunds und die Unterstützung des Fördervereins seien "Gold wert".
Wegen der Coronakrise sei auch die Alamannen-Ausstellung zu kurz gekommen, meinte Hensen. Daher wurde sie nun bis zum 1. November verlängert. Hier zeigt sich das Museum humorvoll. In öffentlichen Gebäuden in Ladenburg gilt Maskenpflicht. Die ausgestellte Alamannen-Familie geht mit gutem Beispiel voran: Hensen und Duske bastelten ihr alamannische Corona-Masken.