Ladenburg

Der Wasserturm gehört wieder der Stadt (Update)

Wer der Geldgeber ist, der den Turm gekauft und dann der Stadt geschenkt hat, will die Verwaltung nicht sagen

08.07.2019 UPDATE: 08.07.2019 13:45 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden

Der Wasserturm ist zurück in städtischer Hand. Jetzt soll er umfangreich saniert werden. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. Der Ladenburger Wasserturm befindet sich wieder im Eigentum der Stadt. Die Verwaltung verschickte gestern Nachmittag eine Pressemitteilung und bestätigte eine Einigung mit dem bisherigen privaten Eigentümer, dem Architekten Karlheinz Erny aus Seckenheim. Demnach wurde das rote Backsteingebäude von einem Spender, der anonym bleiben will, gekauft und der Stadt als Schenkung überlassen.

Hintergrund

Der Ladenburger Wasserturm

Der denkmalgeschützte Wasserturm wird nicht selten als das eigentliche Wahrzeichen der Stadt bezeichnet. 42 Meter ragt das rote Backsteingebäude in die Höhe und wird nur von den beiden Türmen der Galluskirche überragt. In der

[+] Lesen Sie mehr

Der Ladenburger Wasserturm

Der denkmalgeschützte Wasserturm wird nicht selten als das eigentliche Wahrzeichen der Stadt bezeichnet. 42 Meter ragt das rote Backsteingebäude in die Höhe und wird nur von den beiden Türmen der Galluskirche überragt. In der Stadtsilhouette Ladenburgs, die man von der Autobahn kommend am besten sehen kann, hat der Wasserturm einen prägenden Platz.

Im Dezember 1903 gab es für die Bürger mit der Einweihung des Wasserturms ein schönes Weihnachtsgeschenk. Die Wasserversorgung fand bis dahin über ein Brunnensystem statt. Anfang 1903 wurden die ersten Wasserleitungen verlegt, den Turm baute die Süddeutsche Baugesellschaft für Feuerungsanlagen und Schonsteinbau Mannheim. Leistungsstarke Pumpen beförderten das Brunnenwasser in den Wasserbehälter im oberen Bereich des Turms. Die Wassermenge an der Spitze erzeugte einen so starken Druck, dass die angeschlossenen Haushalte zum ersten Mal in der Geschichte Ladenburgs sauberes Leitungswasser zapfen konnten. Bis 1991 war der Wasserturm in Betrieb. Mit der Eröffnung des Wasserwerks am Hinteren Rindweg und dem Beitritt Ladenburgs in den Wassergewinnungsverband Lobdengau gehörte die Nutzung dann endgültig der Vergangenheit an.

Die Empörung der Bürger war recht groß, als der Gemeinderat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Rolf Reble 2003 beschloss, den denkmalgeschützten Wasserturm an einen Seckenheimer Architekten zum symbolischen Preis von einem Euro zu veräußern. Die Entscheidung hatte auch einen finanziellen Hintergrund: Es standen umfangreiche Sanierungsarbeiten am Turm an, allein die Aufstellung eines Baugerüstetes hätte rund 120 000 Euro gekostet. Der Käufer verpflichtete sich dazu, die Renovierungsarbeiten zu finanzieren.

Im Kaufvertrag wurde auch festgehalten, dass der Wasserturm weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein muss. Auch dies sagte der Architekt zu. Er plante, in den Zwischenetagen des Turms ein Museum für alte Musikinstrumente und Tonträger zu eröffnen. Bis heute stehen die Exponate zwar im Turm, sie wurden aber nie museal aufbereitet. Relativ schnell wurde den Stadtverantwortlichen klar, dass die Museumspläne nie umgesetzt werden können. Der Investor konnte die finanziellen Mittel nicht aufbringen; außerdem wurden ihm nach seinen Angaben von der Stadt bei der Konzeptumsetzung Steine in den Weg gelegt. Geplant war nämlich auch die Einrichtung eines Museumscafés. Das dafür benötigte Grundstück am Wasserturm wollte die Stadt an den Investor aber nicht verkaufen.

Weil die Renovierung nicht umgesetzt wurde, verfiel der Wasserturm immer mehr. 2014 krachten erste Putzstücke auf den Boden, so dass um den Turm herum ein Sicherheitsgitter aufgestellt werden musste. Sowohl Bürgermeister Rainer Ziegler als auch sein Nachfolger Stefan Schmutz versuchten, eine Lösung des Problems herbeizuführen. Schmutz sprach zum Beispiel mit den Inhabern der Schriesheimer Projektentwicklungsfirma Witteler & Burkhardt, die es aber im November 2017 aus wirtschaftlichen Gründen ablehnten, sich mit einem Nutzungskonzept für den Wasserturm zu befassen. (stu)

[-] Weniger anzeigen

Die Stadt verkaufte den Wasserturm 2003 an Erny zum symbolischen Preis von einem Euro. Der Investor hatte vor, den Wasserturm als Museum für Tonträger und Musikinstrumente zu nutzen. Daraus ist aber nie etwas geworden. Ausgangspunkt für den Rückkauf war jetzt das Angebot einer gemeinnützigen Organisation, die Kosten für den Kauf und die umfangreichen Sanierungsarbeiten im Außen- und Innenbereich des Turms zu übernehmen. Die gemeinsame Vereinbarung hierzu wurde von Bürgermeister Stefan Schmutz unterzeichnet.

Um welche gemeinnützige Organisation es sich handelt, von der in der Pressemeldung die Rede ist, bleibt unklar. Nach Informationen der RNZ soll es sich aber um eine Stiftung handeln. Selbst in der nicht-öffentlichen Sitzung des Gemeinderats, in der die Politiker den Rückkauf übereinstimmend befürwortet hatten, wurden keine weiteren Informationen mitgeteilt.

So geheim sei eine Sache noch nie behandelt worden, heißt es aus Gemeinderatskreisen. Dem Geldgeber, der ein Ladenburg-Freund sein soll, soll es aber wichtig sein, dass der Wasserturm sich in einem der Stadt angemessenen Zustand zeige.

Maßgeblich für das Vorgehen der Stadt waren laut Bürgermeister Stefan Schmutz der bauliche Zustand des Wasserturms und die nicht vorhandenen Möglichkeiten des privaten Eigentümers, eine Nutzungsperspektive für das Wahrzeichen aufzuzeigen. Durch die Bereitschaft der gemeinnützigen Organisation ergebe sich für die Stadt die einmalige Gelegenheit, die Zukunft des Wasserturms nachhaltig zu sichern, schreibt die Stadtverwaltung.

Ziel des Engagements der Beteiligten sei eine möglichst originalgetreue Wiederherstellung des Gebäudes in den kommenden Jahren. Die Sanierungsschritte sollen in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege und der Stadtverwaltung erfolgen. Eine belastbare Kostenschätzung liege zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vor, heißt es in der Meldung weiter.

Nach Abschluss der Arbeiten soll der Turm weitestgehend der Öffentlichkeit im Rahmen von Stadtbesichtigungen zugänglich gemacht werden. Im Gegenzug wird die Stadt für eine befristete Zeit die Unter- und Erhaltungspflicht des Wasserturms übernehmen und eine private oder kommerzielle Nutzung ausschließen.

"Für unsere Stadt ist diese großzügige Geste ein absoluter Glücksfall", wird Bürgermeister Stefan Schmutz in der Pressemeldung zitiert, "sie ermöglicht die Instandsetzung eines der stadtbildprägendsten Gebäude in Ladenburg." Er sei überzeugt, so Schmutz, dass die Entscheidung für einen Rückkauf auf große Zustimmung bei den Bürgern stoßen werde und die zukünftigen Belastungen für den städtischen Haushalt überschaubar seien.

Zwischen der Stadt und der gemeinnützigen Organisation wurde über die konkrete Namensnennung des Schenkers Stillschweigen vereinbart. "Über eine Bekanntgabe entscheidet allein die gemeinnützige Organisation", heißt es in der Pressemeldung. Die Stadt will in den kommenden Monaten den Gemeinderat und die Öffentlichkeit über die weiteren Schritte regelmäßig informieren.

Update: Montag, 8. Juli 2019, 19.42 Uhr

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.