Mit dem Biberdamm im Rombach hat der unter Artenschutz stehende Nager ganze Arbeit geleistet. Foto: Beckmann
Von Silke Beckmann
Ladenburg. Der Biber ist zurück. Das größte Nagetier Deutschlands - Biber können einschließlich ihrer Kelle eine Gesamtlänge von 1,35 Meter erreichen - hat sich in der Römerstadt niedergelassen. Dabei galt das Tier in der Region seit Langem als ausgerottet.
Grund dafür war vor allem die intensive Bejagung wegen des attraktiven Pelzes. Aber auch Verkehrsunfälle und die Zerstörung ihrer Lebensräume waren dafür verantwortlich, dass der Biberbestand in Ladenburg und Umgebung massiv zurückging. Laut der Deutschen Wildtier Stiftung leben rund 25.000 Exemplare in ganz Deutschland. Der Biber steht daher auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Arten.
Kein Wunder also, dass die "Biberführung" der BUND-Ortsgruppe Ladenburg auf großes Interesse stieß. An der Bacherlebnisstation begrüßten Vorsitzender Alexander Spangenberg, der regionale Biber-Berater Dieter Nährig und Expertin Birgit Eschenlohr viele gespannte Gäste, die mehr über die neuen Bewohner erfahren wollten.
Auf dessen Zuzug war Spangenberg bereits im Februar durch ein ungewohntes Rascheln am Bach aufmerksam geworden. Schließlich stieß er auf einen Biberdamm mit fast achtzig Zentimeter Höhenunterschied. "Seitdem beobachten wir das Geschehen sehr genau", erzählt er.
In zwei Kleingruppen machten sich die Besucher auf den Weg zum Rombach, wo sie die Biber-Baukunst zunächst an einem kleineren Damm bestaunen konnten. Der war relativ breit und flankiert von feuchten Flächen, auf denen sich teilweise das Wasser staut. Der Biber sei nicht nur ein guter Landschaftsgestalter, sondern "der beste Wasserbauer, den man sich vorstellen kann", erklärte Nährig.
Streicheln erlaubt: Zur „Biberführung“ des BUND hatte Kindergruppenreferentin Birgit Eschenlohr ein echtes Biberfell zum Anfassen mitgebracht. Foto: BeckmannEine Bereicherung für die Tier- und Pflanzenwelt
Typisch für das Tier sei, dass es kleine Seen anlege. Dadurch steige auch die Artenvielfalt, sowohl in der Tier- als auch in der Pflanzenwelt. "Letztendlich ist es eine Bereicherung für die ganze Landschaft", sagte Nährig. Das Ganze habe aber auch Nachteile, wenn sich die Biber zu nah an Äckern ansiedelten. In Ladenburg sei das aber derzeit nicht der Fall. "Er hat sich hier ein tolles Gebiet ausgesucht", betonte der Diplom-Biologe. Eine Überflutung würde die landwirtschaftlichen Flächen nicht erreichen.
Und die Besitzerin des benachbarten Ackers habe zugesagt, diesen im nächsten Jahr nicht zu bewirtschaften. Einen echten Biber sahen die Besucher an diesem Nachmittag aber nicht. Selbst Nährig hat den Dammbauer noch nicht zu Gesicht bekommen. Zwei vermeintliche Begegnungen stellten sich im Nachhinein als Irrtum heraus. Oder besser gesagt: als Nutria, auch Biberratte genannt.
Über den Standort der Biberburg, die Wohnung der Nager, können die Experten nur Vermutungen anstellen: Laut Spangenberg liegt sie etwas flussaufwärts. Da der Biber eine streng geschützte Art ist, sei jedoch Zurückhaltung geboten. Der BUND-Vorsitzende warnte eindringlich vor "Bibertourismus" - insbesondere vonseiten der Hundebesitzer. "Aber bei Interesse mache ich gerne eine Führung", versprach er.
Auf die Kinder wartete währenddessen ein besonderes Programm: Birgit Eschenlohr, Kindergruppen- und Bildungsprojektreferentin des BUND-Landesverbands, hatte einen Biberrucksack mitgebracht, gefüllt mit anschaulichen Materialien. Ein nahezu magischer Anziehungspunkt war das Fell eines zweijährigen Nagers. Das erwies sich nicht nur als erstaunlich weich, sondern auch als sehr dicht. Mit bis zu 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter gilt das Biberfell als eines der dichtesten im Tierreich. Beeindruckend waren auch die scharfen Biberzähne, deren Spuren die Gruppe schließlich an Bäumen auf dem Gelände der Bacherlebnisstation entdeckte.