Edingen-Neckarhausen

Kläranlagen im Kreis sollen sich zusammenschließen

Seit 2017 gibt es die Pflicht für Anlagenbetreiber zur Phosphor-Rückgewinnung - Novellierung der Klärschlammverordnung bringt Probleme

21.07.2019 UPDATE: 23.07.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

Im Kreis soll eine "Rhein-Neckar-Phosphor-Recycling GmbH & Co. KG" entstehen. Edingen-Neckarhausen hat sich dazu noch nicht geäußert. Foto: Hofmann

Edingen-Neckarhausen. (joho) Bei der dritten "Liberalen Runde" des FDP-Ortsverbands Edingen-Neckarhausen ging es kürzlich um "Klärschlammverwertung und Phosphorrecycling". Als Referent war Thomas Brümmer von der AVR UmweltService geladen.

Dieser betonte eingangs die Rolle des Phosphors als wichtige Grundlage allen Lebens. Ohne Phosphorverbindungen funktioniere kein einziger biologischer Organismus. Ohne Phosphor drohe zudem eine dramatische Nahrungsmittelkrise, denn dieses sei ein Hauptbestandteil von Düngemittel.

Indes: Die biologisch extrem wichtige Substanz spielte am Vortragsabend nur eine untergeordnete Rolle, obwohl Klärschlamm aufgrund seiner hohen Konzentration an Phosphaten eine der wichtigsten sekundären Quellen des endlichen Rohstoffs ist. 2017 hatte der Bundestag eine Novellierung der Klärschlammverordnung beschlossen, wonach eine bodenbezogene Verwertung verboten und zugleich für Kläranlagenbetreiber eine Pflicht zur Phosphor-Rückgewinnung festgeschrieben ist.

Dies habe bislang folgende Probleme mit sich gebracht: Zum einen reichten die Kapazitäten nicht aus, um Klärschlämme mit zu verbrennen. Zum anderen gebe es eigens für diesen Zweck noch zu wenig geeignete Verbrennungs- und Recyclinganlagen. Dies schließlich führe zu einem rasanten Anstieg der Preise der Klärschlammverwertung für die Kläranlagenbetreiber. Dieser habe sich pro Tonne in den vergangenen zwei Jahren von 60 auf rund 120 Euro nahezu verdoppelt. "In manchen Regionen Deutschlands spricht man bereits von einem Entsorgungsnotstand", erklärte Brümmer.

Wie sorgt man nun für eine weitestgehende Deckelung der Preise? Hier schwebt Brümmer ein Zusammenschluss aller Kläranlagen im Rhein-Neckar-Kreis vor. Der Kreis soll als "regionale Klammer" beteiligt sein, um eine langfristige, gebührenstabile und sichere Verwertung und Entsorgung von Klärschlämmen sicherzustellen. Entstehen soll so eine "Rhein-Neckar-Phosphor-Recycling GmbH & Co. KG", deren Geschäftsführung die AVR innehaben soll. Anteile und Stimmrechte sollen - einwohnergewichtet - zu 99 beziehungsweise 74,9 Prozent bei den Kläranlagenbetreibern liegen. Hier soll der Kreis eine Sperrminorität von 25,1 Prozent erhalten.

Auch interessant
Baugebiet "Neckarhausen-Nord": Eine weitere Hürde ist genommen
Neckarhausen: Neckardamm ist in gutem Zustand
Entsorgung teurer geworden: Wohin mit dem Klärschlamm? Kommunen suchen neue Abnehmer
: Kläranlagenleiter Andreas Ernst stinkt’s in Edingen-Neckarhausen nicht

Durch Bündel-Ausschreibungen zur Klärschlammverwertung sollen ähnlich wie beim ÖPNV Kostenvorteile erzielt werden. Der Bau eigener Verbrennungsanlagen sei ausdrücklich nicht vorgesehen, so Brümmer. Die Kosten für die rund 40.000 im Kreis anfallenden Tonnen Klärschlamm könnten sich dann nach Schätzung wohl zwischen 80 und 100 Euro pro Tonne einpendeln.

Bislang hätten alle 15 Kläranlagen Interesse bekundet; von den versandten Vorverträgen seien bereits elf unterzeichnet zurückgekommen. Nicht dabei ist Edingen-Neckarhausen - einfach, weil das noch nicht Thema im Gemeinderat gewesen sei. "Wir sind noch nicht dafür, aber Widerstand sehe ich da keinen", war FDP-Ortsvereinsvorsitzender Dietrich Herold überzeugt.

Ort des Geschehens

Mit der Genehmigung seien nun die notwendigen Gremien der Kläranlagenbetreiber befasst; die Gründung der KG sei für 2020 ins Auge gefasst.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.