Von 800 auf 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche könnte der Edeka-Markt in Großsachsen wachsen. Südlich des Grundstücks soll ein Therapiezentrum samt Drogeriemarkt entstehen. Foto: Kreutzer
Hirschberg. (zg/ans) "Alle Gutachten dienen nur der Beruhigung der Bevölkerung. Hier werden Nebelkerzen gezündet und der Schein von Korrektheit erzeugt", heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative (BI) "Sterzwinkel". Die BI äußert sich damit zum jüngsten Gemeinderatsbeschluss und zum neuen Einzelhandelsgutachten. Wie bereits berichtet, hat das Gremium einer erneuten Offenlage des Bebauungsplanentwurfs zum "Sterzwinkel" zugestimmt. Hierbei geht es um die Erweiterung der Edeka-Verkaufsfläche von 800 auf 1200 Quadratmeter sowie ein neues Therapiezentrum samt Drogeriemarkt.
Aus Sicht der BI stellt sich die Frage: "Wo liegen die Interessen bei dieser Erweiterung und auch der Ansiedlung des Drogeriemarktes?" Auch wenn Alexander Kuhn von der MVV RegioPlan von einer "Sicherung der Nahversorgung" spricht, könne dieses Argument nicht ernst genommen werden. "Wenn ein Edeka-Markt von 750 Quadratmetern für die Versorgung des wesentlich größeren Ortsteils Leutershausen (6073 Einwohner) ausreicht, sind 800 Quadratmeter für Großsachsen (3574 Einwohner) allemal genug", findet die BI.
Es werde auf die hohe Kaufkraft der Hirschberger verwiesen, die jetzt etliche Produkte anderswo einkaufen. Das heißt: Edeka glaubt, diese Abwanderung der Kaufkraft zurück- und aus diesem Standort mehr herausholen zu können. Mit Sicherheit werde auch auf die durchfahrenden Pendler (zum Beispiel aus dem Odenwald) abgezielt, die den Standort passieren. Man rechnet mit Umsatzzuwächsen von mehr als einer Million Euro. "Die Gemeinderäte müssen sich also fragen lassen, für wen sie sich hier einsetzen? Für die eigene Gemeinde oder für die Interessen der Edeka?", so die BI.
Das Gutachten versuchte die Zweifler zu überzeugen, indem es die Auswirkungen der Erweiterung auf die umliegenden Geschäftsstandorte untersucht und als unkritisch einstuft. Überzeugend wirke das trotzdem nicht: "Die Auswirkung auf Oberflockenbach (und Lützelsachsen) wurde nicht untersucht, obwohl die Bedrohung für den dortigen Lebensmittelmarkt vermutlich gravierend sein wird", meint die BI.
Es wurde errechnet, wie hoch die Beeinträchtigung des Marktes in Leutershausen ausfällt. Da man hierbei nur die Erweiterungsfläche zugrundegelegt habe, komme das Gutachten "auf einen unkritischen Wert von unter zehn Prozent". "Für eine seriöse Berechnung hätte aber die gesamte Verkaufsfläche berücksichtigt werden müssen, die immerhin durch die Erweiterung um 50 Prozent wächst", findet die Bürgerinitiative.
"Wenn es der Verwaltung und der Mehrheit des Gemeinderats um lebendige Ortsmitten ginge, hätten sie vor Jahren schon andere Entscheidungen getroffen: Dann wäre ein echtes Einzelhandelsgutachten in Auftrag gegeben worden, das die innerörtlichen Entwicklungspotenziale erforscht hätte." Und dann würde man sich an der Tabakfabrik um die Ansiedlung zumindest eines Drogeriemarktes bemühen, der ein Frequenzbringer wäre und die umliegenden, noch existierenden Geschäfte stärken statt schwächen würde, glaubt die BI.
