Stirbt Großsachsens Ortsmitte durch Edeka-Erweiterung?
Händler und Bürger im Gespräch - Einkaufsleben findet jetzt im "Sterzwinkel" statt

Die Verkaufsfläche des Edeka-Marktes soll erweitert werden und direkt nebenan ein Drogeriemarkt entstehen. Das stößt im Ort auch auf Kritik. Foto: Kreutzer
Hirschberg. (zg/ans) Die Erreichbarkeit von Geschäften war ebenso Thema wie die Sorgen der Einzelhändler: Auf Einladung des Bürgerforums für Ortsgestaltung und Ortserhaltung trafen sich kürzlich rund 20 Personen im Gemeindesaal der Christkönigskirche in Großsachsen, um über die Zukunft des Einzelhandels in Hirschberg und insbesondere in Großsachsen zu sprechen, darunter mehrere Einzelhändler aus beiden Ortsteilen, Mitglieder des Bürgerforums und interessierte Bürger. In einer Pressemitteilung fasst das Forum nun die Ergebnisse der Veranstaltung zusammen, zu der die Presse nicht eingeladen war.
Hintergrund ist die geplante und vom Gemeinderat mehrheitlich angeschobene sowie von den BDS-Vereinigungen beider Ortsteile befürwortete Erweiterung der Verkaufsfläche des Edeka-Marktes Großsachsen von 800 auf 1200 Quadratmeter und die parallele Ansiedlung eines Drogeriemarktes direkt nebenan.
Nach Auffassung des Forums ist die Vergrößerung nicht durch den Anstieg der Bevölkerungszahl von Großsachsen begründet, sondern ist Teil eines allgemeinen Trends, der sich auch in benachbarten Gemeinden zeigt: So hat beispielsweise der Aldi in Edingen-Neckarhausen seine Verkaufsfläche bereits auf 1100 Quadratmeter erweitert. Im Gegensatz zu Hirschberg wehren sich dort die Gemeinderäte und die Verwaltungen gegen die schon erfolgte Vergrößerung, weil sie negative Auswirkungen auf die Einzelhändler in den Ortszentren befürchten. Ähnlich kritisch werden die Expansionspläne von Lidl in Heddesheim gesehen.
In der Anfangsdiskussion habe es "ein breites Meinungsspektrum" zu dieser aktuellen Entwicklung gegeben, so das Bürgerforum weiter, denn auch Befürworter waren gekommen. In Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden beschäftigten sich die Anwesenden vor allem mit der Frage, wie der Einzelhandel in den Ortskernen erhalten und gestärkt werden kann. In Großsachsen gebe es durch die Positionierung des Edeka-Marktes außerhalb des Ortes keine lebendige Ortsmitte mehr, heißt es in der Pressemitteilung. Das Einkaufsleben für den täglichen Bedarf finde jetzt im "Sterzwinkel" statt. "Die Läden Großsachsens profitieren nicht vom jetzigen Edeka-Markt, und diese Entwicklung wird jetzt noch mal verstärkt."
In Leutershausen dagegen würde die Mischung der Geschäfte noch stimmen. Ein "nicht zu großer Edeka" im Ortszentrum sei umgeben von Geschäften mit einem anderen, ergänzenden Sortiment. "Hier kann noch etwas an innerörtlichem Geschäftsleben erhalten und für die Zukunft gesichert werden", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Allerdings müsse dafür etwas getan werden.
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Es sei schnell klar geworden, dass dies eine Aufgabe sowohl der Einzelhändler selbst ist, die sich oft viel zu sehr als Einzelkämpfer fühlen, als auch der Gemeindeverwaltung. Letztere könnte durch eine aktive Einzelhandelspolitik die Entwicklungen viel mehr unterstützen als bisher, ist das Bürgerforum überzeugt. Zum Beispiel durch die Umsetzung des seit 2009 vorliegenden Einzelhandelsgutachtens.
Das Bürgerforum hat auch mit einer Expertin gesprochen, nach deren Auffassung die Ansiedlung eines Drogeriemarktes hinter der Alten Tabakfabrik sinnvoller gewesen sei, als die "Autofahrermentalität" zu bedienen. Fußläufigkeit hätten die interessierten Bürger in der Veranstaltung mehrfach eingefordert - als Qualität fürs tägliche Leben. Die Rolle des BDS in beiden Ortsteilen wurde laut Pressemitteilung kritisch gesehen: Weil die Mehrheit der Mitglieder keine Einzelhändler seien, sondern Selbstständige aus vielen anderen Berufen, "ist das Verständnis für die Existenznot der kleineren Einzelhändler und die Solidarität mit diesen offenbar gering".
Schließlich wurde ein Folgetreffen Ende Januar 2018 vereinbart. Einigkeit herrschte darin, dass die Probleme des Hirschberger Einzelhandels viel zu wichtig seien, um die Entwicklung einfach so laufen zu lassen wie bisher.