Edeka-Erweiterung in Hirschberg

Bürgerinitiative fürchtet massive Auswirkungen

Einspruch gegen die Bebauungsplan-Änderung eingelegt

30.05.2017 UPDATE: 31.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden

Von 800 auf 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche könnte der Edeka-Markt in Großsachsen wachsen. Südlich des Grundstücks soll ein Therapiezentrum samt Drogeriemarkt entstehen. Foto: Kreutzer

Hirschberg. (ans) Lange war es ruhig um die Bürgerinitiative "Sterzwinkel", die einst gegen das Neubaugebiet mobil gemacht hat. Nun meldet sie sich zur dortigen Edeka-Erweiterung und Ansiedelung eines Drogeriemarkts zu Wort - und legt Einspruch gegen die für die Vorhaben erforderliche Bebauungsplan-Änderung ein. Überschrieben ist die von Thilo Sekol verschickte Pressemitteilung - in Anlehnung an Johann Wolfgang von Goethes Ballade - mit "Erlkönigritt durch Hirschberg". "In seinen Armen sterben Ortsmitten und Lebensqualität. An seinen Fersen hängen Flächenfraß und mehr B 3-Verkehr", heißt es dort weiter.

Beim jüngsten Treffen der Bürgerinitiative "Sterzwinkel" sei unter anderem über das Thema Markterweiterung gesprochen worden. Grundsätzlich stelle sich die Frage, was diese Erweiterung soll und wohin sich Hirschberg entwickelt. "Hier werden die Bürger im Unklaren gelassen. Ein Austausch findet nicht statt", kritisiert die BI.

Es liege die Vermutung nahe, dass eine Basis gelegt werden soll, entlang der B 3 weitere Flächen für Bauland auszuweisen. "Damit verschiebt sich die Ortsmitte", ist die Bürgerinitiative überzeugt. Die Idee scheine, mehr Attraktivität für Familien erreichen zu wollen. Leider werde vergessen, dass Neubaugebiete Verluste bringen. Der Markt scheine ein Prüfstein zu sein für einen weiteren Baustein für Wohnen auf dem Land mit städtischem Komfort. Beste Böden, Landschaft und dörfliche Lebensqualität würden dann auf dem Spiel stehen - mit einer laut BI bereits austherapierten Situation Großsachsener B 3-Verkehrs.

Mit den Aussagen der BI zu einem möglichen Neubaugebiet konfrontiert, erinnert Bürgermeister Manuel Just an seine Neujahrsansprache: "Eines ist klar: Wenn die Gemeinde ihrer Verpflichtung zu sozialem Wohnungsbau nachkommen will, dann muss etwas passieren." Den Begriff "Flächenfraß" stellt er in Frage: "Sollte das nächste Baugebiet kommen, wird es auch nicht annähernd die Größe eines ,Sterzwinkels’ von 7,5 Hektar haben."

Doch nicht nur weitere Baugebiete umtreiben die BI, sondern auch die Erweiterung des Edeka-Marktes an sich: "Fest steht, Vielfalt und Attraktivität im Handel bekommt man nicht, wenn man auf einen Großkonzern setzt." Vielfalt und Attraktivität und damit Kunden bekomme man durch Ortsgestaltung, Konkurrenz beziehungsweise ergänzende Läden im fußläufig erreichbaren Ortskern. Der Markt werde erweitert "ohne Rücksicht auf den bestehenden Einzelhandel (und der Markt bietet Konkurrenzprodukte zu den Händlern im Ortskern an)". Diese seien noch nicht einmal befragt worden.

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"Wir befinden uns in einem Abwägungsverfahren. Es ist noch nichts festzementiert. Einzelhändler können sich ebenso wie alle Bürger im Rahmen der Offenlage beteiligen", entgegnet dazu Just. Bislang liegen Einwände von zwei Bürgern vor. Der Bürgermeister betont: "Es geht nicht darum, den Einzelhändlern am Ort das Wasser abzugraben, sondern die Kaufkraft am Ort zu halten." Etwas verwundert fügt er hinzu: "In Heddesheim freut man sich jetzt über den 1600-Quadratmeter-Markt, und hier sieht man die 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche kritisch." Und einen Markt mit Drogerieartikeln gebe es hier aktuell nicht.

Im Einzelhandelsgutachten sieht die BI "eine Menge Fehler und qualitativ schlechte Arbeit". Unter anderem weist sie darauf hin, dass das Gutachten offensichtlich in Teilen eine Kopie eines anderen sei. So ist darin ein Verweis auf den "Regionalplan Neckar-Alb" zu finden. Das Gutachten zitiert zudem das Einzelhandelsgutachten Acocella aus dem Jahr 2009, das klar von Ansiedlungen in Zentren von Großsachen und Leutershausen spricht. Hier erinnert Just daran, dass man den Edeka-Markt im "Sterz᠆winkel" auf zunächst 800 Quadratmeter festgesetzt habe, um den Markt im Ortskern mit seinen 400 Quadratmetern zu erhalten. "Doch es fand sich kein Mieter." Bewusst habe man nun ein anderes und auch renommiertes Gutachterbüro, die imakomm Akademie GmbH, beauftragt. "Wir sind zufrieden mit dem Einzelhandelsgutachten", so Just.

Nicht zufrieden ist die BI auch mit dem Verkehrsgutachten. "Der Verkehr kann nur schlechter werden", fürchtet sie.

Info: Den Einwand der Bürgerinitiative Sterzwinkel findet man unter www.sterzwinkel.de. Schriftliche Einwände gegen die Bebauungsplanänderung sind bis 6. Juni möglich.

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