"Alles auf Sparflamme"

Die Ladenburger Gastronomen kämpfen weiter

Der Abholservice wird nicht mehr so gut angenommen wie im ersten Lockdown. Ein Café hat schon geschlossen.

23.03.2021 UPDATE: 25.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Auch die Stühle der Außengastronomie wie hier am und rum und den Marktplatz bleiben leer. Mancher Ladenburger Gastwirt hatte darauf gehofft, zumindest draußen wieder Gäste willkommen heißen zu dürfen und ist nun enttäuscht. Foto: Sturm

Von Katharina Schröder

Ladenburg. "Ich hab meine Bierleitungen vorige Woche reinigen lassen, ich habe Getränke bestellt, und jetzt ist es wieder nichts", sagt Heinz Jäger vom Gasthaus "Zum Ochsen". Er hat daran geglaubt, dass er zumindest im Außenbereich wieder loslegen kann. "Seit fünf Monaten läuft jetzt alles auf Sparflamme", führt Jäger aus. Konkret bedeute das bei ihm nur 14 Prozent des Umsatzes in normalen Zeiten. Mittlerweile ist er nur noch genervt von der Situation, sagt er. Die November- und Dezemberhilfen habe er im Januar und Anfang Februar bekommen. Das sei wenigstens etwas. "Wir kämpfen uns halt durch", sagt Jäger und gibt sich pragmatisch.

Schon im November habe er fünf volle Fässer Bier wieder zurückgegeben. Wegen der in Aussicht gestellten Öffnungen hat er nun wieder neue Fässer bestellt, die jetzt auf ihren Einsatz warten. "Das Bier ist ja ein gutes halbes Jahr haltbar", erklärt Jäger. Noch will er sie nicht zurückgeben.

Beim Abholservice spüre er vor allem die fehlenden Einnahmen durch Getränke. Schließlich bestelle man diese nicht mit. "Wir sind froh über jedes bestellte Essen, das mehr als zehn Euro kostet", sagt Jäger. Hauptsächlich würden die Leute günstige Gerichte bestellen. "Auch wenn wir denken, wir machen mal was Besonderes wie einen Braten, wird das nicht mehr so gut angenommen", meint Jäger.

In diesem Punkt pflichtet ihm Rainer Döringer von der "Backmulde" bei. Er bietet zwar selbst keinen Abhol- oder Lieferservice an, aber er höre sich um bei den Kollgenen. "Das To-Go-Geschäft ist nicht mehr vergleichbar mit dem im ersten Lockdown, das hört man überall", sagt er. "Die Leute haben wahrscheinlich auch einfach keine Lust mehr, auch nicht auf den ganzen Verpackungsmüll", mutmaßt er. In der "Backmulde" sitze er in den Startlöchern. "Wir vermissen unsere Gäste", betont Döringer. Und: "Und wir vermissen auch unsere Arbeit sehr, langsam geht es an Psyche, dass man nur so in der Luft hängt."

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Dass es keinen Öffnungsschritt gab, hat ihn nicht überrascht. "Es war absehbar", findet er. "Auch dadurch, dass die Soforthilfen bis Juni zugesagt sind, sieht man, dass noch mit längeren Schließungen zu rechnen ist", schätzt der Gastronom. Seine persönliche Prognose sei, dass es im Juni langsam wieder losgeht. "Aber man weiß ja nie." Die "Backmulde" werde erst wieder öffnen, wenn auch Innengastronomie wieder erlaubt ist, erklärt Döringer. Und trotz allem bleibt er optimistisch. "WIr mache nicht zu, wir werden das mit einem blauen Auge überleben", sagt er. "Es sei denn, das Ganze geht noch bis Weihnachten."

Weiwei Liu vom chinesischen Restaurant "NiHao" in der Altstadt kann die Lage auch nur als "nicht schön" bezeichnen. Sie habe Hoffnungen auf das Ostergeschäft gehabt, das sich jett auch erledigt habe. Und auch sie findet, dass der Abholservice, den sie anbietet, nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. "Unter der Woche ist es tot", sagt die Gastronomin. Am Dienstag habe sie nur fünf Mittagessen verkauft, und hoffte auf das Geschäft zum Abendessen. Dass ihre Stammkunden sie weiterhin unterstützen, freut sie. Trotzdem müsse sie immer wieder die Miete verschieben. "Es dauert immer so lang, bis die Hilfen kommen", erklärt sie. Die November- und Dezemberhilfe habe sie Ende Februar und Anfang März bekommen. Für weitere Hilfen ist sie mit ihrem Steuerberater in Kontakt. "Erst dachten wir, dass wir zwei Monate schließen müssen, jetzt sind es schon fünf", sagt die Gastronomin. "Das ist bitter." Unterkriegen lassen, will sie sich trotzdem nicht. "Wir müssen da jetzt durch", meint sie. "Und wir sind ja nicht allein, alle haben Probleme zurzeit."

Kleiner geworden ist die Gastronomie in der Römerstadt inzwischen aber schon aufgrund der Corona-Pandemie. Bereits im vergangenen Sommer schloss das "Café Pünktchen" seine Tore. In einem Facebook-Post des Cafés im August verabschiedete sich die Betreiberin nach zweieinhalb Jahren: "Aufgrund der momentanen und wohl auch weiterhin nicht absehbaren Lage kann ich mein sowieso schon recht kleines Café wirtschaftlich nicht mehr aufrechterhalten."

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