Hirschberg-Leutershausen: Poetische Feinheiten durchziehen Werke
"Die Natur erzählt - Die Farbe ist": Viele Kunstfreunde kamen zur Vernissage der neuen Ausstellung des Kulturfördervereins
Von Anja Stepic
Hirschberg-Leutershausen. Auf der Empore des Rathauses wird es allmählich eng. Die zahlreichen Kunstfreunde, die sich auf die erste Ausstellung des Kulturfördervereins in diesem Jahr freuen, versammeln sich plaudernd bei einem Glas Wein im Eingangsbereich zwischen Rathaus-Galerie und Bürgersaal. Hier hat auch schon Pianist Peer Findeisen am Flügel Platz genommen, der die Vernissage zur neuen Ausstellung "Die Natur erzählt - Die Farbe ist" musikalisch begleiten wird.
Ähnlich wie die Kunst in Form eines Dialogs gestaltet ist, setzt Findeisen musikalisch abstrakte Akzente neben einen zarten "Schmetterlingswalzer". Und unmittelbar wird spürbar, was Bürgermeister Manuel Just schon zur Begrüßung gesagt hat: "Hirschberg besitzt mit seiner Rathaus-Galerie und den dortigen Kunst-Events etwas absolut Außergewöhnliches".
Ein wunderbares Ambiente also für die Künstler Jessen Oestergaard und Cesare Marcotto, in deren Werke die Heidelberger Galeristin und Kunsthistorikerin Kristina Hoge einführt. Sie ist an diesem Abend zum ersten Mal in der Rathaus-Galerie und von dem Flair der Ausstellungsräume begeistert. "Das ist ein Ort mit einem ganz eigenen Gesicht", schwärmt sie. Ganz eigen sind auch die zarten, poetischen Feinheiten in den zunächst so gegensätzlich scheinenden Arbeiten der Künstler. Beide vereint eine tiefe Emotionalität, beide sind wesentliche Akteure in ihren Fotografien, Skulpturen und Gemälden, die sie letztendlich aber einfach "passieren" lassen. Bei Oestergaard sind es die chemischen Prozesse, die in der fotografischen Trennschicht ablaufen, bei Marcotto die Verläufe, die sich durch die Technik des "Farbschüttens" auf die Leinwand ergeben, die den Arbeiten besondere Authentizität verleihen.
Mit großer Liebe für Details beschreibt Hoge das zarte Geäst in den Fotos und Farbschichten sowie auf den Oberflächen der Bronzeskulpturen, die Farbe, die sich in den Ecken der Leinwand sammelt und in der Bildmitte dynamisch auflöst oder die Entschleunigung des Sehens in den Naturfotografien. Am Ende ist, was selten vorkommt, ein spontanes "Bravo" aus der Menge zu hören.
Das gebührt Hoge zu Recht, hat sie doch eine auch für ein breites Publikum gut verständliche und bereichernde Erläuterung gegeben. Nur ein paar Stichworte stehen auf dem Zettel der Kunsthistorikerin. Mehr braucht die versierte Rednerin nicht, um ihre Zuhörer mitzureißen und sie für die Werke der beiden Künstler und deren spezielle Poesie zu sensibilisieren. "Poesie ist das, was wir dringender benötigen denn je", sagt Kulturfördervereins-Vorsitzender Karl Heinz Treiber.
Wer einen der wenigen Stühle erwischt hat, kann sich derweilen glücklich schätzen. Denn auch Findeisen will den Gästen, die mittlerweile bis hinunter ins Treppenhaus stehen, keine Information über die von ihm ausgesuchten Musikstücke vorenthalten. Und so müssen sich die Kunstfreunde diesmal eine gute Stunde gedulden, bis die Ausstellung offiziell zu besichtigen ist. Doch bei so wunderbarer Musik und fachkundiger Information fällt das Warten nicht schwer. Wer sich schließlich den Fotografien, Skulpturen und Gemälden hingibt, der weiß diesmal genau, auf welche der unendlich vielen kleinen Details es sich zu achten lohnt.
Info: Zu sehen ist die Ausstellung mit Rahmenveranstaltungen noch bis zum 7. Mai. Weitere Informationen gibt es unter www.kulturfoerderverein-hirschberg.de.