Viele Ängste in Edingen-Neckarhausen
Gemeinde lud zu Bürgerinformation ans Sport- und Freizeitzentrum ein - "VariaHome" stellte Gebäude vor - 135 Menschen erwartet

"Ich würde auch lieber einen Kindergarten oder eine Schule einweihen", sagte Bürgermeister Simon Michler, als er über die geplante Flüchtlings- und Sozialunterkunft am Sport- und Freizeitzentrum sprach. Die Unterbringung sei aber eine Pflichtaufgabe. Foto: Hofmann
Edingen-Neckarhausen. (joho) "Wir haben alle verfügbaren grünen Wiesen abgeklopft und sind letztlich auf diesen Standort gekommen", sagte Bürgermeister Simon Michler am Mittwoch bei der Bürgerinformation zur Flüchtlingsunterbringung in der Neckargemeinde. Dazu waren rund 50 Bürger ins Sport- und Freizeitzentrum gekommen, an dessen Westseite entlang der Mannheimer Straße in sechs zweigeschossigen Gebäuden die neuen Flüchtlings- und Sozialunterkünfte entstehen sollen.
Nachdem bekannt geworden war, dass der Gemeinde bis Ende dieses Jahres 135 Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge zugeteilt werden, hat sich der Gemeinderat schnell auf diesen Standort fokussiert. Dort sollen in 19 Wohnungen bis zu 100 Menschen untergebracht werden, weitere 20 bis 30 in der Unterkunft in der Gerberstraße. "Wir haben es uns nicht leicht gemacht, aber es ist eine Aufgabe, der wir uns stellen", so Michler: "Ich würde auch lieber einen Kindergarten oder eine Schule einweihen."
Zur Unterstützung der Arbeit der Ehrenamtlichen stellte Michler einen sogenannten Integrationsmanager in Aussicht. Die Stelle werde vom Land und dem Rhein-Neckar-Kreis gefördert. Edingen-Neckarhausens Integrationsbeauftragte Sina Montassere erläuterte anschließend ihre Arbeit und zeigte Verständnis für die Sorgen der Bürger. Noch könne man nicht wissen, wer für wie lange komme. Man habe es bislang überwiegend mit Familien zu tun. Aktuell seien überwiegend Syrer im Ort, gefolgt von Irakern, Russen, Pakistani und Indern.
Dann wandte sich die Versammlung der Ausgestaltung der geplanten Unterkünfte am Sport- und Freizeitzentrum zu. Dazu hatte Jörg Bauer Schautafeln mit einzelnen Grundrissen und auch ein Stück "Mauer" mitgebracht, um die Sandwich-Bauweise anschaulich zu machen.
Sein Unternehmen "VariaHome" hatte unter sechs Anbietern den Zuschlag vom Gemeinderat erhalten. Die Gebäude, so Bauer, seien in Massivholzbauweise erstellt, könnten jederzeit versetzt oder abgebaut werden und hätten eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren. Man habe bewusst eine kleine Siedlung geplant; die vormontierten Gebäude kommen getrennt in Einzelwohnungen mit außen liegenden Eingängen. In der Mitte soll ein Integrationszentrum mit Aufenthalts- und Schulungsräumen entstehen.
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Aus den Reihen der Zuhörer brach sich Unmut über die Ansiedlung von Migranten Bahn. Künftig könne sie ihre Kinder nicht mehr zum Spielen ins Sportzentrum schicken, befürchtete eine Mutter. Schon jetzt sei der Spielplatz überwiegend von Bürgern ausländischer Herkunft belegt.
Für Ärger sorgten auch die Baukosten in Höhe von rund drei Millionen Euro. "Für arme Leute ist kein Geld da", so der Vorwurf. Eigentlich habe die Gemeinde das Geld nicht, aber es handle sich um eine Pflichtaufgabe der Kommune, sagte Michler.
Ein anderer Zuhörer kritisierte vehement, dass es keine Einbindung der Bürger bei dieser Entscheidung gegeben habe. "Was passiert, wenn wir die Aufnahme der Flüchtlinge ablehnen?" Der Bus mit den Menschen käme trotzdem, so Bürgermeister Michler. Und dann müsse man Turnhallen frei machen.



