Von Eier legenden Hasen und tauben Hähnen
Rätselhaftes zum Osterfest wissenschaftlich fundiert geklärt von Christian Satorius.

Von Christian Satorius
Ostern ist mit dem Sterben Christi für unser aller Sünden und erst recht mit seiner Auferstehung ein großes Mysterium. Doch das Frühlingsfest bietet noch einige andere Rätsel, die hier naturwissenschaftlich fundiert gelöst werden.
Gibt es Hasen, die Eier legen können?
Der Osterhase versteckt die Ostereier ja nur, aber er legt sie natürlich nicht. Das muss er auch gar nicht, denn dafür sind schließlich die Hühner zuständig. Es gibt aber auch Hasen, die Eier legen können, wenn auch keine richtigen Ostereier: die Seehasen.
Hierbei handelt es sich gleich um eine ganze Familie von Fischen, die zu den Barschartigen zählt. Mit seinen bis zu 60 Zentimetern Länge hat beispielsweise der Seehase, der auf den wissenschaftlichen Namen Cyclopterus lumpus hört und zum Beispiel in der Nord- und Ostsee vorkommt, sogar in etwa die gleiche Größe wie ein ausgewachsener Feldhase. Ja, und auch farblich sind sich die beiden nicht ganz unähnlich, denn auch den Seehasen gibt es in einer Art Braunton, aber eben auch in einem Dunkelgraublau bis Blauschwarz, was beim Feldhasen in dieser Form ja nun nicht vorkommt. Zudem zeigen sich die männlichen Seehasen zur Laichzeit gerne einmal in einem schönen leuchtenden Orange.
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Die Fische haben aber noch andere Auffälligkeiten. Ihr Körper ist mit einer Art großer Beulen überzogen, die Biologen als Knochenhöcker bezeichnen, weil sie genau das auch sind. Es gibt aber noch eine weitere anatomische Besonderheit: An ihrer Unterseite haben die Seehasen eine sogenannte Saugscheibe, die sich aus den Bauchflossen gebildet hat. Mit ihr können sie sich beispielsweise an Steinen, Treibhölzern oder auch Pflanzen festsaugen. Das müssen sie auch können, denn sie haben keine Schwimmblase und sind somit nicht in der Lage, längere Strecken zu schwimmen. Sie können also praktisch nur über den Meeresboden hoppeln, wenn man das mal so sagen darf.
Während der Osterhase als historisch belegt null Eier gelegt hat, kann der Seehase bis zu 200.000 Stück legen, die allerdings jeweils nur zwei bis zweieinhalb Millimeter groß sind. Im Handel werden diese dann als Deutscher Kavier oder Kavier des Nordens angeboten. Vielleicht eine Idee für den Osterbrunch?
Kann uns ein Ei etwas über die Zukunft sagen?
Wer des Bleigießens zu Silvester überdrüssig ist, der kann es ja mal mit der sogenannten Ovomantie versuchen, also der Wahrsagerei unter Zuhilfenahme von Eiern. Voraussetzung ist aber zunächst der Glaube an eine übernatürliche Kraft des Eies. Unabhängig voneinander durchgeführte Vergleichs-versuche haben aber gezeigt, dass ein Eierorakel auch in etwa so aussagekräftig wie das Bleigießen ist, denn natürlich kennt selbst das allerschönste Osterei die Zukunft nicht komplett, ganz egal, was man damit anstellt.
Dessen ungeachtet haben Eierorakel eine lange Tradition und waren schon in der Antike verbreitet. Hier und da sind sie es in einigen Kulturkreisen sogar heute noch, wie etwa bei dem indigenen Volk der Khasi in Indien, die eine Art Wurforakel zelebrieren. Anlässe gibt es einige: vor Reisen, vor dem Gang zum Arzt oder beim Hausbau. Dabei wird ein Ei auf eine Holzplatte geworfen; aus der Verteilung der Eierschalen lässt sich dann die Zukunft ablesen. Ganz unverständlich ist das nicht, denn Eier können vielfach symbolisch aufgeladen sein und unter anderem für Leben, Fruchtbarkeit und Neuanfang stehen.

Bunte Eier von Natur aus: Wie zum Kuckuck macht der das bloß?
Während der Osterhase seine Eier bekanntlich erst noch anmalen muss, sparen sich viele Vögel diesen Arbeitsschritt und legen schon gleich Eier in Bunt. Der Kuckuck ist dafür bekannt, dass er besonders viele verschiedene Farben und Designs hinbekommt. Aber wie macht er das bloß? Perfektion ist natürlich Trumpf, wenn es um eine möglichst naturgetreue Nachahmung der Eier geht, die der Kuckuck als sogenannter Brutparasit imitieren möchte. Nur, wenn seine Eier in Farbe und Design denen des Wirtsvogels möglichst zum Verwechseln ähnlich sehen, fliegt sein Schwindel nicht auf.
Es ist allerdings ein Irrtum zu glauben, dass jede Kuckucksdame Eier in allen möglichen Farben, Designs und Größen nachahmen kann. Jeder weibliche Kuckuck ist genetisch auf eine bestimmte Vogelart festgelegt, die er zu imitieren versteht. Ein Kuckuck-Weibchen kann also nicht die Eier eines Gartenrotschwanzes imitieren und nächstes Jahr dann die einer Goldammer oder der Gartengrasmücke.
Insgesamt gibt es in Mitteleuropa über 100 Wirtsvogelarten, bei denen der Kuckuck sein Glück versucht – aber nur bei etwa der Hälfte davon klappt der Trick auch, die anderen sind sogenannte Fehlwirte, sagen Ornithologen. Die nachzuahmenden Eierfarben der jeweiligen Wirtsvögel entstehen übrigens durch die Kombination unterschiedlicher Mengen des blau-grünen Biliverdins und des rot-braunen Protoporphyrins. In Kombination mit dem Weiß des Kalks der Eischale lassen sich alle beliebigen Eierfarben herstellen.
Der Klimawandel macht dem Kuckuck übrigens zu schaffen, da in Mitteleuropa der Frühling früher startet. Bis der Kuckuck aus seinen südlichen Winterquartieren zu seiner biologisch programmierten Zeit zurückkehrt, sind die Eier der Wirtsvögel oft schon gelegt. Und der Kuckuck bringt seine im fremden Nest dann nicht mehr unter.
Warum wird der Hahn von seinem Kikeriki nicht taub?
Wenn der Hahn des Morgens auf seinem Misthaufen kräht, kann es ganz schön laut zugehen. Wissenschaftler haben schon über 140 Dezibel gemessen und das direkt am Ohr des Tieres. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass ein Presslufthammer in Arbeitsentfernung gerade einmal auf 100 Dezibel kommt und nur zehn Dezibel mehr schon einer Verdoppelung der Lautstärke entspricht.
Da fragt sich doch: Wieso wird so ein Hahn von seinem eigenen Kikeriki nicht taub? Das haben sich auch Raf Claes von der Universität Antwerpen und sein Team belgischer Wissenschaftler gefragt und sind dem tierischen Lärm einmal genauer auf den Grund gegangen. Im Computertomografen zeigte sich, dass den Tieren ihr eigenes Kikieriki in der Tat selbst viel zu laut ist, denn sie verschließen beim Krähen ihren Ohrkanal. Mit anderen Worten: Der Hahn "hält" sich beim Krähen quasi die Ohren zu, wenn man das mal so sagen darf.