Bildhauer und Grafiker Klaus Horstmann-Czech ist tot
Er starb im Alter von 79 Jahren in Heidelberg. Sein Credo war: "Ich will mich mit Harmonie beschäftigen."

Von Matthias Roth
Heidelberg. Er war ein Ästhet. Bevorzugte klare Formen: Kugel, Würfel, Zylinder. Und edle Materialien: weißen Carrara-Marmor, schwarzen Granit aus Zimbabwe, Bronze, Edelstahl, Aluminium. Mehrere Skulpturen von Klaus Horstmann-Czech, der 79-jährig gestorben ist, sind in Heidelberg und der näheren Umgebung aus seiner Werkstatt – die lange auf dem Kohlhof beheimatet war – zu sehen: Die meisten Heidelberger kennen die fast unscheinbare Brunnenplastik "Flower" (1978) in der Fußgängerzone (Hauptstraße / Ecke Brunnengasse).
Die Großskulptur "Dialog" aus weißem Carrara-Marmor und Bronze steht vor dem Springer-Verlagshaus, "Atlantis" (1995), ebenfalls aus Marmor, begrüßt den Besucher der Orthopädischen Klinik in Schlierbach, und seine "Hommage an Goethe", 1991 für Weimar konzipiert, steht seit 2013 vor der Stadtbücherei. Seine Arbeiten sind aber auch an öffentlichen Plätzen in Berlin-Zehlendorf, auf Sardinien, in Wiesloch, Ulm, Neckargemünd oder in Dänemark zu finden. Auch der Geburtsort Aussig (Niederböhmen) hat seinem Künstlersohn inzwischen Ehre erwiesen.
Horstmann-Czech kam mit seinen Eltern als Fünfjähriger nach Heidelberg und ging hier zur Schule, bis er sich 1965 entschloss, nach Berlin aufzubrechen, um eine Grafikausbildung zu vollenden. 1974 entwarf er erste Plastiken und studierte schließlich (mit bereits über 30!) 1975-78 bei einem der damals berühmtesten deutschen Bildhauer, Prof. Berhard Heiliger, an der Hochschule der Künste Berlin. Über diesen lernte er wohl das Werk von Constantin Brâncusi kennen, das großen Einfluss auf ihn ausübte.
1985 kehrte Horstmann-Czech nach Heidelberg zurück, wo er auf Vermittlung von Oberbürgermeister Reinhold Zundel die Braunbehrens-Villa (Nr. 9) auf dem Kohlhof beziehen konnte, die vor ihm schon der Komponist Wolfgang Fortner bewohnte hatte.
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Kreative Zeit auf dem Kohlhof
Bis 2016 war dies Horstmann-Czechs Domizil. Hier besuchte ihn auch im September 2001 eine Gruppe von RNZ-Lesern im Rahmen der "Woche der Zeitung" und bestaunte unter anderem seine "Durchlaufende Kugel (drei Phasen)", eine Großplastik aus schwarz bemaltem Aluminium, die, von wildem Gestrüpp umwuchert, in seinem Garten lag. (Eine Ausfertigung in Eisen besitzt die Mannheimer Kunsthalle.)
Hier lebte und arbeitete der Künstler über 30 Jahre lang, allerdings mit oft mehrmonatigen Unterbrechungen, da er sich häufig in der Nähe der italienischen Stadt Carrara (Region Toskana) aufhielt, um möglichst nah bei "seinem Material" zu sein und zu arbeiten: dem berühmten weißen Marmor, den schon Michelangelo geliebt hatte. "Wissen Sie", antwortete Horstmann-Czech bei jenem Besuch in seinem Atelier auf die Frage eines Interessierten, "die Harmonie ist mir wichtig. Alles andere habe ich sowieso!" Die "Ästhetik der Form, das Schöngeistige" sei für ihn entscheidend. Das sieht man seinen stets abstrakten Werken auch an: Klare Form und eine innere Balance zeichnen sie ebenso aus wie das edle Material. Dabei integrierte er dieses neben seinen oft raumgreifenden Skulpturen auch in den Alltag: etwa mit einem abstrakt entworfenen Schachspiel aus weißem und schwarzem Marmor, das in der schlichten Würfelform seiner Figuren eine Schönheit propagiert, die in der Einfachheit und Konsequenz der Form ihre höchste Qualität erreicht.
Dabei war dieser scheinbare Minimalismus, diese Reduktion auf das Wesentliche das Resultat eines langen Prozesses: Horstmann-Czech war Perfektionist. Er übereilte nichts, denn Besonderes braucht Zeit, Geduld und einen kritischen Blick. Das wusste der Künstler, und das spiegeln alle seine Arbeiten wider, zu denen auch ein umfangreiches grafisches Werk gehört.
Am vergangenen Samstag starb Klaus Horstmann-Czech nach langer Krankheit in Heidelberg. Drei Kataloge dokumentieren sein Oeuvre, und eine Ausstellung, die noch mit ihm vorbereitet wurde, soll demnächst im Wasserschloss Bad Rappenau stattfinden: Materialbilder und Skulpturen werden dort nach Auskunft seiner in Berlin lebenden Tochter zu sehen sein.