Eine runde Sache von Stefanie Heinzmann
Auf "Circles" singt Stefanie Heinzmann vom Ankommen. Außerdem reingehört haben wir auch bei Cardi B, Alvaro Soler, Geese und Zsá Zsá.

Von Steffen Rüth
Stefanie Heinzmann geht es gut. Nicht nur okay gut, sondern wirklich so richtig und rundum. "Ich bin sehr zufrieden mit mir und habe so ein wunderbares Gefühl der inneren Ruhe erreicht", sagt die im Wallis geborene und aufgewachsene Sängerin beim Gespräch in Zürich. Die harmonische Koexistenz mit dem eigenen Ich ist auch zentrales Thema auf "Circles", Heinzmanns erstem neuen Album seit mehr als vier Jahren.
An dem Konzept habe sie gemeinsam mit ihrer Therapeutin, die sie seit 17 Jahren betreut und mittlerweile eine gute Freundin geworden ist, gearbeitet. Beinahe mantraartig übersetzt Heinzmann Lebensabschnitte und -erfahrungen in Songs. So fügt sich "Circles" nun zum runden Gesamtbild eines kompletten Menschenlebens zusammen."Das war erst nur als Experiment gedacht, aber dann bekam die Arbeit entlang dieses Konzepts so etwas Leichtes und fast Müheloses, dass wir es schlussendlich durchgezogen haben."
Konsequent besteht jeder Songtitel aus nur einem Wort und praktisch durch die Bank sind es affirmative Botschaften, die Stefanie Heinzmann hier unters Volk bringt. Im temporeichen und durch einen Gospelchor veredelten "Myself" geht es um das wunderbare Gefühl, ganz bei sich angekommen zu sein. Auch "Power" handelt von Selbstakzeptanz und dem Finden der persönlichen Superkraft. Der Das-Leben-ist-ein-Auf-und-Ab-Song "Good" bildet schließlich das so versöhnliche wie melodische Happy End der Scheibe.
Statt sich ganz auf eine Musikrichtung zu konzentrieren, habe Heinzmann, einst 2008 mit Megastimme und starker Ausstrahlung als 18-Jährige in einer Stefan-Raab-Castingshow groß rausgekommen und seitdem immer vorne dabei, mit ihren Leuten "die DNA jeder einzelnen Nummer individuell freigelegt und den Songs gegeben, was sie brauchten". Soul ist dabei, natürlich auch viel Pop, einige ruhige Stücke und mit "Talk" ein Song, der zu gleichen Teilen an "Let’s Talk About Sex" von Salt ’n’ Pepa und Beyoncés "Crazy In Love" erinnert, also anständig nach vorne treibt. Dass auch das Wasser mit den drei Liedern "Oceans", "Water" und "Rain" besungen wird, liegt unter anderem daran, dass die naturverbundene Heinzmann für ihr Leben gern im Eiswasser badet und sich just ein Domizil am Thuner See zugelegt hat.
Hier lebt sie jetzt zusammen mit ihrem kleinen, anderthalbjährigen Hund Yuma, der auf Reisen meist mitkommt und mit Stefanie Heinzmann in einem Bett schläft. Der Name des Tieres bedeutet auf Japanisch übrigens "Glück".Info: "Circles" erscheint am Freitag. Ihre Tour nächstes Jahr bringt Stefanie Heinzmann u. a. nach Ludwigshafen.
Amanda Shires und mehr. Hier geht es zum Sound der letzten Woche.
Sound der Woche
Cardi B
Am I The Drama?
Rap Sieben Jahre ist es her, dass ihr Debütalbum in die Musikwelt explodierte. Schillernd und lebensfroh verdrehte Cardi allen den Kopf. Rapfans feierten die frechen Texte zu wummrigen Beats. Und selbst ältere TV-Moderatoren ließen sich von der Ex-Stripperin allzu gerne ihre Sounds erklären ("Okurrr – das muss klingen wie eine frierende Taube in New York City ..."). Zwei Jahre darauf kam das sexpositive "WAP" mit Megan Thee Stallion: ein Knaller, der jetzt erst in der Albumversion erscheint. Ähnliche Hitpotenz hat leider kein anderer der 23 "Drama"-Songs. Auch der Support durch Janet Jackson, Lizzo oder Tyla hilft nur wenig – Cardi wirkt aus der Übung. Einzig "Bodega Baddie" versprüht noch die alte 2018er-Energie. (dasch) ●
Für Fans von: Doja Cat
Bester Song: Bodega Baddie
Alvaro Soler
El Camino
Pop Auf der Bühne macht Alvaro Soler ja richtig Spaß. Im Studio lässt sich der sechs Sprachen sprechende Kosmopolit mit den rehbraunen Augen aber regelmäßig auf Radioniveau runterbügeln: Matt und unnötig künstlich kommen die Flamencorhythmen angetrabt – auch auf "El Camino". Bei Titeln wie "Regalo" kann man sich noch vorstellen, wie sie live zünden. Ansonsten klingt Alvaro wie ein Enrique-Iglesias-Abklatsch für Hörer der Sorte "Musik läuft bei uns nur im Hintergrund". (dasch) ●
Für Fans von: Marquess
Bester Song: Regalo
Geese
Getting Killed
Rock "Getting Killed" ist gleichzeitig ein Angriff auf den guten Geschmack und dessen Verkörperung. Die jungen New Yorker von Geese verwandeln sich auf ihrem dritten Album immer wieder, sind mal Schwergewichtsboxer, mal beinahe verkuschelt. Mit "Taxes" schaffen sie sogar eine der großen Arenarock-Hymnen ihrer Generation. Sänger Cameron Winter jault und japst, versteckt sich hinter Ironie, um dann schreiend sein Herz ausschütten. Schon jetzt das Album des Jahres! (han) ●●●
Für Fans von: Talking Heads
Bester Song: Taxes
Zsá Zsá
Thirst Trap
Rap Zsá Zsá Inci Bürkle erobert die Deutschrap-Bühne. Ihr Sommer-Hit "Bad Bunnies" hat die 30-jährige Pforzheimerin ins Rampenlicht gerückt. Jetzt folgt das "Thirst Trap"-Track-Paket dem Vibe des Erfolgssongs. Der Flow? Lässig-lasziv. Der Sound? Ein Mix aus Trap- und Cloud-Rap-Beats. Zsá Zsás Attitüde ähnelt der von Techno-Rapperin Ikkimel. Also: Sex sells! Frau nimmt sich, was sie will. Männer? Können sich hinten anstellen. Textlich wirkt Zsá Zsá allerdings graziöser als Ikki. Oft haucht sie ihre Lieder Domiziana-like oder spricht betont verspielt wie Nina Chuba. Und: Der Hype um Zsá Zsá hat auch Heidelberg erreicht. Ihr Auftritt in der halle02, Ende November, ist seit Monaten ausverkauft. (make) ●●
Für Fans von: Domiziana
Bester Song: 36°