Plus Schlossfestspiele Zwingenberg

Der "Freischütz" kehrt zurück

Ab dem 14. Juli feiern die Schlossfestspiele Zwingenberg ihren 40. Geburtstag unter anderem mit einem Klassiker.

13.07.2023 UPDATE: 12.07.2023 15:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden
2016 stand der Freischütz zum bislang letzten Mal auf dem Spielplan der Zwingenberger Schlossfestspiele. Nun kommt er zum Jubiläum wieder zurück. Foto: Martin Hahn

Von Stephanie Kern

Zwingenberg. Das "falsche" Zwingenberg. So nennt Rainer Roos die älteste Stadt an der hessischen Bergstraße. Die gehört irgendwie immer dazu, wenn Roos Anekdoten aus den Jahren als Intendant bei den Schlossfestspielen im "richtigen" Zwingenberg berichtet. Das Zwingenberg nämlich, dessen Schloss hoch über dem Neckar thront.

Zwischen Eberbach und Mosbach gelegen, leben dort die Hoheiten Prinz und Prinzessin von Baden. Regelmäßig im Sommer teilen sie sich ihr Schloss mit der Kunst. Denn seit 1983 werden auf Schloss Zwingenberg Festspiele ausgerichtet. Zum Jubiläum hat Intendant Rainer Roos den "Freischütz" zurück auf den Spielplan geholt. Daneben soll das Musical "Sister Act" für gute Unterhaltung sorgen.

Das Schloss hoch überm Neckar wird wieder zur Bühne. Foto: Archiv

"Ich bin guter Dinge, aber natürlich sieht man aktuell noch alles, was vor einem liegt", sagt Roos. Als künstlerischem Leiter obliegen ihm auch viele organisatorische Dinge, Probenorte und -termine koordinieren, Chor, Kinderchor, Orchester, Band und Solisten im Blick behalten.

Mit dem "Freischütz" begann vor 40 Jahren die Erfolgsgeschichte der Schlossfestspiele: Guido Johannes Rumstadt hatte die Idee, die Weber-Oper dort aufzuführen. 22 Jahre war er damals erst alt, Musikstudent. "Die Idee dazu hatte ich in einer Vorlesung in Hamburg.

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Als ich sie dann zu Hause vortrug, war die Reaktion zunächst skeptisch: den ganzen Freischütz, mit allem drum und dran? Aber bald waren meine Eltern und Geschwister angesteckt von meinem Vorhaben", erinnert Rumstadt sich heute. "Es war die richtige Idee am richtigen Ort. Aber ohne die große Unterstützung meiner Familie und bald auch weiterer Festspiel-Begeisterter wäre es natürlich nicht gegangen."

Im Jahr 2016 wurde der Freischütz zum bislang letzten Mal auf Schloss Zwingenberg gespielt, eine moderne Interpretation war das damals. "Dieses Jahr wird der Freischütz eher traditionell", verspricht Roos. Regie wird Angela Brandt (Semperoper Dresden) führen, zum Ensemble gehören Sebastiano LoMedico und Xenia von Randow.

Bei dem Musical "Sister Act" stehen gute Unterhaltung und Spaß an der Musik im Mittelpunkt. "Das wird schon eine aufwendige Produktion" verrät Roos. Denn in Zwingenberg wird die Original-Besetzung gespielt. Es werden keine Rollen zusammengefasst oder gestrichen. "Das bedeutet viele Solisten, und das mussten wir auch ins Budget reinbringen."

In Zwingenberg speist sich dieses Budget zu 50 Prozent aus den Erlösen des Kartenverkaufs. Ein Wert, der sonst kaum erreicht wird. Umso wichtiger ist der Kartenvorverkauf – und der läuft vor allem für das Musical hervorragend. Bereits jetzt sind nahezu alle Vorstellungen ausverkauft (Restkarten gibt es noch). Beim Freischütz ist noch etwas Luft, aber auch da ist man guter Dinge.

Doch Rainer Roos und die Künstler wollen auch inhaltlich abliefern. "Die Leute haben hohe Erwartungen, und die haben wir uns ja in den vergangenen Jahren auch selbst erarbeitet. Aber natürlich erzeugt das Druck", so der Intendant.

Nichtsdestotrotz verspricht Roos "kulturell einmalige Erlebnisse". Den Freischütz würde er sich nicht entgehen lassen. "In dem Ambiente, vor einem Original-Schauplatz – das ist einmalig", findet er. Auch auf das Familienfest, die Jubiläumsgala und die beiden Budapest-Nights freut er sich. "Wir bieten Vielseitigkeit."

Je näher der Probenbeginn rücke, desto nervöser werde er, sagt Roos. "Aber wenn man dann in den Schlosshof reingeht und große Wiedersehensfreude herrscht, dann ist man schon wieder mittendrin." Manche der Solisten und Akteure kennen sich schon, andere noch nicht, manche sind auch zum ersten Mal dabei.

So wie Lorenzza Malaku. Sie spielt die Deloris van Cartier in "Sister Act". 1996 kam sie nach Deutschland, wo sie mehrere CDs veröffentlichte und der Titel "And The Beat Goes On" 1996 die deutschen Top 100 erreichte. Sie unterrichtet Gesang und lebt seit Jahren auf der karibischen Insel Curacao. "Es ist immer schön, wenn man dann zu einer Produktionsfamilie zusammenwächst."

Wenn, ja wenn denn alle das richtige Zwingenberg ins Navi eingeben. Einen etwas aufgeregten Anruf hat Rainer Roos schon erhalten, ein Künstler, zum ersten Mal dabei. Der Routenplaner hatte ihm eine Fahrt von mehr als einer Stunde von seiner Unterkunft nach Zwingenberg berechnet. Das falsche, natürlich. Ins richtige Zwingenberg fährt er nur ein paar Minuten.

Info:

Budapest-Night": Freitag, 14., und Samstag, 15. Juli, 21 Uhr, kleiner Schlosshof.

8. Familienfest: Sonntag, 16. Juli, 14.30 Uhr, kleiner Schlosshof.

Jubiläumsgala: Freitag, 21. Juli, 20 Uhr,

"Sister Act": 26., 27., 28. und 30. Juli, 20.30 Uhr, sowie 29. Juli, 18 und 22 Uhr.

"Der Freischütz": 4. und 5. August, 20 Uhr, 6. August, 19 Uhr. Die Aufführungen finden alle auf Schloss Zwingenberg (Baden) statt.

Karten gibt es auf www.schlossfestspiele-zwingenberg.de und am Ticketschalter der RNZ in Mosbach.