Ludwigshafen

Manager zwischen Hybris und Absturz

Das Theaterstück "Holtrop" zeigt, was passiert, wenn Manager die Bodenhaftung verlieren. Am Samstag im Pfalzbau zu sehen.

30.10.2025 UPDATE: 30.10.2025 04:00 Uhr 1 Minute, 1 Sekunde
Die Adaption des Romans „Holtrop“ von Rainald Goetz lenkt den Blick auf des Hyperkapitalismus der 2000er-Jahre. Fotos: zg

Ludwigshafen. (RNZ) Dr. Johann Holtrop führt ein Leben auf der Überholspur. Mit 48 Jahren ist er Vorstandsvorsitzender eines Medienunternehmens, das von der westdeutschen Provinz aus die ganze Welt erobert hat. Holtrop genießt selbstbewusst seinen Status, bis sein Leben immer mehr aus dem Tritt gerät. Wie ein einst gefeierter Manager langsam aber sicher auf die schiefe Bahn gerät, können Besucherinnen und Besucher bei einem Gastspiel des Wiener Burgtheater am Freitag, 31. Oktober, 19.30 Uhr, und am Samstag, 1. November 2025, 18.30 Uhr, auf den Pfalzbau Bühnen miterleben.

Einst ein gefeierter Manager, verliert die Hauptfigur in dem Theaterstück von Stefan Bachmann den Bezug zur Wirklichkeit. Johann Holtrop nimmt Veränderungen in der Geschäftswelt nicht mehr richtig wahr, verkalkuliert sich und fällt falsche Entscheidungen. Auf Hybris und Egomanie folgt der totale Absturz, das gesellschaftliche und finanzielle Aus, im Grunde die komplette Vernichtung seiner über Jahre mühsam aufgebauten Existenz.

Bei dem Stück "Holtrop" handelt es sich um eine Adaption des gleichnamigen Romans von Rainald Goetz, die 2023 mit dem Theaterpreis "Der Faust" ausgezeichnet wurde. An realen Vorbildern für die Figur dieses narzisstischen Managers mangelt es nicht. Rainald Goetz wirft mit seinem 2012 veröffentlichten Roman einen Blick auf den entfesselten Neoliberalismus der 2000er-Jahre, der erst mit der Finanzkrise beendet wird.

In Stefan Bachmanns Inszenierung zeigen ausschließlich Frauen den bizarren Kosmos der Alphatiere. Acht Schauspielerinnen bewegen sich durch ein Dickicht vertikal gespannter Saiten (Bühne: Olaf Altmann, Kostüme: Jana Findeklee, Joki Tewes), erkunden den für Goetz typischen treibenden Rhythmus und seine grandiosen, bitterbösen Sprachbilder. Die Aufführung, die 2023 am Schauspiel Köln Premiere hatte, ist eine kluge und unterhaltsame Analyse einer Zeit voller politischer Umbrüche.

Info: Karten ab 31 Euro unter 0621.504.2558.