Institut für Deutsche Sprache bezieht neue Räume in der Mannheimer Augustaanlage
Hauptsitz bleibt in den Quadraten - Dem Volk aufs Maul geschaut

Das Mannheimer Institut für Deutsche Sprache expandiert: In der vierten Etage des Augusta Carres haben die Wissenschaftler zusätzliche Räume bezogen. Foto: A. Trabold (ids)
Von Volker Oesterreich
Gaudeamus! Ausgerechnet auf Latein drückt der Mitarbeiter-Chor seine Freude über die zusätzlich in der Mannheimer Augustaanlage angemieteten Räume aus. Das ist ungewöhnlich, denn eigentlich widmen sich die Forscher des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) dem heimischen Idiom in allen nur erdenklichen Facetten.
Die Wissenschaftler beobachten den stetigen Wandel unserer Alltagssprache. Salopp gesagt: Sie schauen dem Volk aufs Maul und analysieren, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Sie tun dies, indem sie Dialekte sowie schicht- oder berufsspezifische Ausdrucksweisen untersuchen. Aber auch auf dem weiten Feld der Theorie tummeln sie sich, etwa als Computerlinguisten, die "Morpheme" und "Phoneme" unter die Lupe nehmen und umfangreiche Berechnungen anstellen. Dadurch rücken Sprachwissenschaft, Informatik und Mathematik immer enger zusammen. Wichtig natürlich auch die Grammatik, deren Regelwerk wie Kitt zwischen den Wörtern funktioniert und Voraussetzung für eine flüssige Kommunikation ist.
Dass der Grammatik-Duden von den Spezialisten des Mannheimer Instituts betreut wird und nicht von den Redakteuren des Verlags, der für das Regelwerk seinen Markennamen zur Verfügung stellt, weiß kaum jemand. Auf diese Weise hat der Duden-Verlag, der die deutsche Sprachhauptstadt Mannheim schon vor einigen Jahren verlassen hat, immerhin noch einen Fuß in der Tür der Quadratestadt.
Apropos Fuß: Die erste Adresse des Instituts im Quadrat R 5 bleibt natürlich erhalten. Von dort aus ist die Dependance in der Augustaanlage fußläufig gut zu erreichen. Gestern wurden die Räume im Rahmen eines kleinen Empfangs der Öffentlichkeit vorgestellt, eingestimmt darauf von den erwähnten Chorsängern, aus deren Kehlen aber nicht nur akademische Latinismen kamen, sondern auch der "Jäger aus Kurpfalz". Schön bodenständig.
"Die Erweiterung wurde nötig, weil inzwischen 234 Mitarbeiter im Institut arbeiten", sagte dessen Direktor Ludwig M. Eichinger. Vor gut zehn Jahren waren es rund 100 weniger. Der Direktor der Forschungseinrichtung hat auch eine Professur an der Mannheimer Universität. Außerdem kooperieren die IDS-Wissenschaftler mit der Heidelberger Alma Mater. Ein enges Netzwerk.
Laut Eichinger blieben die Sprachtheorie, die enorm gewachsenen Aufgaben für die Forschung im digitalen Zeitalter und die Analyse des Sprachwandels in der Öffentlichkeit - ganz aktuell durch den Zuzug von Migranten - weiterhin die Schwerpunkte des Instituts. Schade nur, dass die neuen Räume keinen Platz für ein Sprach-Museum bieten. Ein Wunsch, den Eichinger schon lange hegt.