Jazzclub "Ella & Louis"

Warum Thomas Siffling "nachvollziehbaren Jazz" spielt

Der Mannheimer Jazz-Musiker ist Trompeter in verschiedenen Gruppierungen und als Jazzclub-Geschäftsführer ein fester Begriff in der Szene. Auf seinem neuesten Album versucht er sich erstmals auch als Sänger.

24.05.2021 UPDATE: 27.05.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden
Thomas Siffling. Foto: vaf

Von Peter Wiest

Mannheim. Am schönsten ist es immer dann, wenn er auf der Bühne steht und seiner größten Leidenschaft einfach freien Lauf lässt. Es sind diese auf ihre Art einmaligen Klangpassagen, diese trotz einer gelegentlichen Schrägheit stets eingängigen und im Ohr haften bleibenden wunderschönen Melodien. Es ist dieser ganz eigene Sound und der vollkommen entspannte Flow. Und es sind diese eigenwillig-schönen Ton-Kaskaden, die den Zuhörer heraus aus dem Alltag und hinein in eine andere Welt entführen.

Irgendwie bleibt manchmal sogar ein bisschen die Zeit stehen, wenn Thomas Siffling Trompete oder auch mal Flügelhorn spielt. Ja, der Mann hat’s einfach drauf – wie kaum ein anderer und in einer ganz eigenen und individuellen Tonart.

Nicht umsonst gilt Siffling seit Jahren als einer der anerkanntermaßen besten kontemporären Jazz-Trompeter in Deutschland und darüber hinaus. Eine Reputation, die er sich mit harter Arbeit, mit Fleiß und Können erworben hat. Auf der Bühne stehen und Trompete spielen ist dabei wohl das wichtigste, aber bei weitem nicht alles für den 1972 in Karlsruhe geborenen und seit vielen Jahren in Mannheim lebenden Musiker.

Ein Thomas Siffling hat viele Leidenschaften, und er trägt mittlerweile auch viel Verantwortung. Neben der eigenen Musik und dem Mitwirken in zahlreichen Formationen und Gruppierungen ist er seit 2018 Geschäftsführer des Mannheimer Jazzclubs "Ella & Louis", der seither zu einem der bekanntesten und in der Szene bedeutendsten in Deutschland geworden ist.

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Darüber hinaus engagiert er sich auch im kulturpolitischen Bereich gerade in den für Künstler schwierigen Zeiten seit Beginn der Pandemie. Vor wenigen Tagen erst war Siffling einer von 14 Vertretern aus den Bereichen Musik, Schauspiel, Film, Museum, Buchhandel und Kunstwirtschaft bei einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über Perspektiven für die Kultur nach der Pandemie.

Hintergrund

Steckbrief

Name: Thomas Siffling

Instrumente: Trompete, Flügelhorn, neuerdings auch Gesang

Musikstil: Jazz

Alben: Thomas Siffling & Public Sound Office (2005); Thomas Siffling Trio "Kitchen Music" (2007); Cruisen" (2009);

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Steckbrief

Name: Thomas Siffling

Instrumente: Trompete, Flügelhorn, neuerdings auch Gesang

Musikstil: Jazz

Alben: Thomas Siffling & Public Sound Office (2005); Thomas Siffling Trio "Kitchen Music" (2007); Cruisen" (2009); Personal Relations (2013); Club des Belugas & Thomas Siffling "The Chin Chin Sessions" (2013); "Ragbag" (2018); Thomas Siffling "Flow" (2017); neues Album mit Siffling als Sänger erscheint 2022.

Livekonzerte: 28. Mai, Torsten Goods & Band featuring Thomas Siffling aus dem Jazzclub "Ella & Louis" Mannheim, Online Konzert; 19. Juni, Thomas Siffling Soul Jazz Allstars, "Ella & Louis" vor Publikum; 27. Juni, Thomas Siffling Organ Groove Quartett, Burg Wertheim vor Publikum

Kontakt: info@thomassiffling.com

Homepage: www.thomassiffling.comwww.ellalouis.de

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Er ist so einen weiten Weg gegangen, seitdem er sich entschloss, die Musik zu seinem Beruf zu machen. Aufgewachsen in einer musikalischen Familie (der Großvater war Stummfilm-Pianist), wählte er schon in der Schule Musik als Hauptfach, spielte zunächst im Orchester, dann in einer Big Band und "lernte das Handwerk von der Pike auf", wie er es selbst ausdrückt. Als er durch den Big-Band-Leiter zum Jazz fand, war klar, dass genau dies die Musik war, nach der er gesucht hatte.

Über das Studium in Mannheim und Stuttgart mit Master-Abschluss führte der Weg in die hiesige Region, wo der legendäre Fritz Münzer zu seinem Mentor wurde. Nach ersten Bekanntschaften und Kooperationen mit regionalen Musikern wie dem Saxofonisten Olaf Schönborn ging dann alles sehr schnell: "Mir war klar, dass ich meine eigene Musik machen und nur das spielen wollte, was mir am meisten gibt – meinen eigenen Jazz halt".

Was er damit meint, beschreibt Siffling als "melodiebezogenen, nachvollziehbaren Jazz". Für ihn ist dabei klar, dass "man die Leute damit nicht intellektuell überfordern darf, sondern sie musikalische mitnehmen muss". Sein selbst auserkorenes Ziel, dem Jazz wieder gesellschaftliche Relevanz zu geben, hat er damit längst erreicht – auch wenn er nicht aufhört, weiterhin dafür und daran zu arbeiten. "Wir müssen lernen, wieder mehr auf das Publikum zu hören", heftet er sich und seinen Mitmusikern an die Fahnen: "Dann kann man Jazz durchaus auch mal wieder freier gestalten und den Zuhörern auch etwas zumuten".

Eine Philosophie, die sich längst ausbezahlt hat, wie sowohl die Zuschauerzahlen und der Applaus bei Sifflings Auftritten als auch die Verkaufszahlen seiner eigenen und mit anderen Musikern aufgenommen Alben beweisen. Ein Meilenstein nicht nur für ihn war dabei 2016 die Gründung der eigenen Band Flow, mit der er 2017 ein erfolgreiches erstes Album veröffentlichte und die ihm gleichzeitig das Tor zu zahlreichen Festivalauftritten öffnete. Noch erfolgreicher waren seine Alben mit "Lounge Jazz" im besten Sinne, die er 2013 und 2018 gemeinsam mit Club des Belugas veröffentlichte.

Mit seinem aktuellen Projekt wagt sich Siffling jetzt noch einmal auf völlig neue Gefilde. Mit dem Komponisten und Produzenten Antonio Berardi arbeitet er an einem Album mit Songs, auf denen er erstmals auch singt. "Das war eigentlich schon immer mein Wunsch", sagt er selbst schmunzelnd, "ich habe mich nur bisher nicht getraut". Jetzt jedoch singt er den Leadpart auf insgesamt elf Songs, davon drei aus seiner eigenen und sieben aus Berardis Feder; der elfte ist ein Cover. Erscheinen wird das Ganze erst im nächsten Jahr, eine Single-Auskoppelung ist allerdings bereits für den Herbst geplant.

Bis dahin wird Thomas Siffling in gewohnter Form mit seiner Trompete möglichst bald wieder live auf der Bühne zu sehen und zu hören sein, diverse Termine stehen bereits fest.