Mit appetitlichem Potpourri die Kreativität bewiesen
Bei "One Hit Wonder 3" stellten Ensemblemitglieder des Heidelberger Theaters ihre Können unter Beweis.

Von Ingeborg Salomon
Heidelberg. Feministische Ansagen, ungarische Märchen, schwarzhumoriger Blues garniert mit einem perfekten Schokoladenkuchen ergeben eine leckere Mischung. Serviert wurde dieses appetitliche Potpourri von Ensemble-Mitgliedern des Heidelberger Theaters im Zwinger1. Dort hat sich das neue Format "One Hit Wonder" inzwischen fest etabliert, sehr zur Freude des Publikums, das sich angesichts der sängerischen und schauspielerischen Experimente sehr aufgeschlossen zeigte.
Johanna Dähler, die seit drei Jahren am Jungen Theater Heidelberg bereits in etlichen Rollen beeindruckte, zeigte als "Silent Lady" Frauenpower. Viel zu lange hätten sie und ihre Mit-Frauen versucht, dem männlichen Teil der Bevölkerung klarzumachen, was ein "Nein" ist. In allen Tonlagen, geduldig geflüstert und laut geschrien, genützt habe es nichts. Damit sei jetzt Schluss – und Johanna Dähler demonstrierte auch gleich, wie das post-negierende Zeitalter aussieht: Aufstehen, die Hände gen Himmel recken und dem Nein zum Abschied winken. Dass sie auch keine Lust mehr hat, "drei Fantas auf ihren Auftritt zu warten", glaubt man ihr sofort. Ein starkes Stück, angelehnt an einen ebenso starken Text der Performerin Laura Naumann.
In heiterem Kontrast dazu lockte die Mezzosopranistin Kylee Slee das Publikum an den heimischen Herd. Kostümbildnerin Oktavia Herbst hatte sie in ein Kostüm der 1950er-Jahre gesteckt, als Frauen noch an den Herd gehörten. Begleitet von Aurelia Andrews am Klavier schlüpfte Slee in die Rolle der Köchin Julia Child, die mit der Sendung "The French Chef" das Publikum in den USA begeistert hatte, lange bevor Kochshows auch im deutschen Fernsehen in Mode kamen. Mit einer Stimme, die mühelos auch höchste Töne meisterte, und mit großem Witz verwandelte die Sängerin die Zutaten zu einem süßduftenden Schokotraum. Da hätte man als Zuschauer am liebsten sofort hineingebissen!
Auf eine Erkundungstour nach Ungarn nahmen Andreas Uhse, Leon Wieferich und Friedrich Witte anschließend das Publikum mit. Da die politische Lage dort derzeit eher Anlass zu Besorgnis gibt, nahm sich das Schauspieler-Trio die unverfängliche Märchenwelt vor. Dort spielt die Kolbász eine nicht zu unterschätzende Rolle, und in solch ein Würstchen verwandelte sich Andreas Kruse. Stilecht am Lagerfeuer sitzend gaben die Drei mit viel Fabulierfreude vier Märchen zum Besten, in denen auch ein Frosch, eine Maus sowie Petrus und Jesus tragende Rollen spielten.
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Nach einer kurzen Pause hatte abschließend der Ludwigshafener Songwriter Gringo Mayer "seit dreidausend Woche de Blues in die Knoche". Sein Kurpfälzer Dialekt kommt gut, Vergleiche mit Arnim Töpel und der Mannheimer Legende Joy Fleming kursieren bereits seit Längerem in der Szene. Ein pfiffiger Abend, der Lust macht auf mehr.
Zwei Termine stehen bereits fest: Am 2. April gibt es um 20 Uhr im Zwinger1 "One Hit Wonder #4" und am 9. April lädt das Theater ins Amtsstübl in die Kettengasse 25 ein. Das Ensemble wird sich dort das Thema Burschenschaften vornehmen, nicht ganz bierernst, wie eine Kostprobe bereits zeigte.