Was 2023 in den Museen zu sehen sein wird
Kunstliebhaber dürfen sich freuen: Die Reise führt von der Pariser Bohème über Afghanistan bis zu chinesischen Comics.

Von Ingeborg Salomon
Heidelberg. Vorfreude ist die schönste Freude. Deshalb können sich Kunstfreunde und Museumsliebhaber schon jetzt einige Termine im neuen Kalender notieren, denn auch 2023 planen die Heidelberger Museen etliche interessante Ausstellungen. Die RNZ hat sich umgehört und stellt die wichtigsten davon vor.

> Kurpfälzisches Museum: In Zusammenarbeit mit dem Musée d’Ixelles in Brüssel ist vom 5. März bis 11. Juni die Ausstellung "La Bohème. Toulouse-Lautrec und die Meister vom Montmartre" zu sehen. Flankiert von Werken namhafter Vorgänger und Zeitgenossen werden lithografische Werke dieses Meisters der Plakatkunst gezeigt.
Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) war ein begnadeter Chronist des Pariser Fin de Siècle. Karikierend stellte er das vermeintlich elitäre Publikum der Etablissements dar, zugleich erhob er Tänzerinnen und Prostituierte zu Stars seiner Werke. Als einer der ersten Künstler verwendete er die Lithografie für seine Zwecke. Mit Großformaten, einer außergewöhnlichen Farbpalette und technischen Innovationen revolutionierte er die Plakatkunst.
Die Ausstellung "La Bohéme" widmet sich mit über 100 Exponaten vorrangig dieser Kunstform. Neben weltbekannten Klassikern von Toulouse-Lautrec hält die Schau viele spannende Entdeckungen aus seinem künstlerischen Umfeld bereit. Auch Arbeiten von Alfons Mucha, Théophile-Alexandre Steinlen, Pierre Bonnard und Felix Vallotton aus den Jahren 1885 bis 1900 vermitteln die Stimmung des Fin de Siècle. Geplant ist auch ein umfangreiches Rahmenprogramm, etwa ein Chanson-Abend, Führungen, Workshops und Vorträge zu Toulouse-Lautrec und dem Phänomen "La Bohème". Das Museum arbeitet dabei mit dem Montpellier-Haus Heidelberg und dem Deutsch-Französische-Kulturkreis zusammen.
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Vom 24. September bis 28. Januar 2024 liegt der Fokus dann auf "Heidelberg in den 50er Jahren". In diesem bewegten Jahrzehnt wirkte sich die amerikanische Besatzung stark auf das Leben in der Stadt aus, bis das Wirtschaftswunder allmählich einsetzte. Der Heidelberger Fotograf Fritz Hartschuh hielt diese Jahre in seinen Bildern fest. Mit einer Auswahl seiner hochwertigen Fotografien und zeittypischen Dingen des Lebens öffnet die Ausstellung in Kooperation mit dem Stadtarchiv den Blick für ein spannendes Kapitel der Stadtgeschichte.
> Das Mark Twain Center (MTC) zeigt ab 28. April mit "Picturing the pandemic" die individuellen Erfahrungen der Menschen in und nach der Corona-Pandemie. Das Ausstellungsprojekt der University of Connecticut wird für Heidelberg angepasst und erweitert. Im Vorfeld der Ausstellung wird das MTC dazu einladen, eigene Impressionen im Zusammenhang mit den Folgen der Pandemie in Bild und Text einzureichen.
Eine Auswahl davon wird in der Ausstellung gezeigt. Bis 12. März 2023 verlängert wurde "Heidelberg feiert 100 Jahre Marie Marcks". Anhand ausgewählter Arbeiten werden die wichtigsten Themen des Œuvres der Heidelberger Karikaturistin beleuchtet. Im Fokus steht auch ihre Biografie, die eng mit den deutsch-amerikanischen Beziehungen verbunden ist.
> Die Textilsammlung Max Berk präsentiert vom 12. März bis 16. Juli "Lustwandeln in textilen Sphären – Retrospektive Gudrun Achterberg". Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich die in der Nähe von Stuttgart lebende Textilkünstlerin Gudrun Achterberg mit menschlichen Begegnungen in Kultur und Gesellschaft, Sprache und dem Heimatgedanken. Eines ihrer jüngsten Projekte widmete sie den Schicksalswegen sehbehinderter Menschen, die sie in großformatigen Schattenfotografien mit Original-Texten in Brailleschrift darstellt.
Von Anfang Oktober bis Mitte Januar 2024 heißt es dann "Hand in Hand" und "Faces to faces". Diese beiden Aspekte zeigen die faszinierenden Objekte westeuropäischer Textilkünstlerinnen, die eng mit dem seit 25 Jahren bestehenden Afghanistan-Stickprojekt Guldusi verknüpft sind: So wurden entweder Original-Stickereien aus Afghanistan mit dem Motiv "Hand" eingearbeitet oder fotografische Porträts der afghanischen Stickerinnen in verschiedenen Medien umgesetzt und interpretiert.
> Die Sammlung Prinzhorn konnte 2021 über 200 Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken aus dem Nachlass von Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1949) ankaufen; hinzu kommt das Lohse-Wächtler-Archiv mit zahlreichen privaten Briefen, Dokumenten und Fotos. Das Heidelberger Museum ist somit zu einer wichtigen Forschungsstelle dieser Malerin zwischen neuer Sachlichkeit und Expressionismus geworden.
Zu sehen bekam das Publikum – bis auf eine Zeichnung in der Dauerausstellung – davon bisher so gut wie nichts. Das ändert sich mit der Ausstellung "Elfriede Lohse Wächtler – Befragungen", die vom 27. April bis 20. August zu sehen sein wird.
> Das Völkerkundemuseum hat gerade die Ausstellung "Zeitenwende – Japans Aufbruch in die Moderne (1853-1940)" eröffnet, die noch bis 16. April gezeigt wird. Noch bis 12. März sind Exponate der Mamier-Kulturstiftung unter dem Titel "Afghanistan, mon amour" zu sehen.
Ab Mai ist zusammen mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eine große Ausstellung über die Seidenstraße geplant, im Laufe des Jahres eine Schau über chinesische Comics zusammen mit dem Centrum für Asienwissenschaften und transkulturelle Studien (CATS) der Universität Heidelberg.