Das 74. Internationale Filmfestival - Die eigene Welt hinterfragen
Unter dem Motto "Feel good?!" zeigt das 74. IFFMH ab kommenden Donnerstag Kino als Ort des Wohlbefindens und der gesellschaftlichen Reflexion.

Von Wolfgang Nierlin
Unter dem Motto "Feel good?!" versteht das 74. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH) das Kino nicht nur als Ort des Wohlbefindens, sondern auch der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.
Filme ermöglichen das Eintauchen in andere Welten, so Festivalleiter Sascha Keilholz – zugleich regen sie dazu an, das eigene Verhältnis zur Welt zu hinterfragen. Diese "Kraft des Kinos", mit der soziale und politische Themen emotional verhandelt werden, steht im Mittelpunkt des Festivals.
Ein Blick auf die 74 Filme aus 56 Ländern, die vom Donnerstag, 6. November, bis Sonntag, 16. November, in Mannheim und Heidelberg gezeigt werden, verdeutlicht die kulturelle, politische und ästhetische Vielfalt des Programms. Besonders realitätsnah sind die 16 Beiträge des Wettbewerbs "On the Rise", der junge Menschen in den Blick nimmt mehrere Deutschlandpremieren präsentiert. Zentrale Themen sind Entwurzelung, postmigrantische Erfahrungen und damit verbundene Traumata. In Or Sinais israelischem Film "Mama" kehrt eine polnische Arbeitsmigrantin nach Jahren in Israel in ihre Heimat zurück – konfrontiert mit tiefgreifenden Veränderungen und Entfremdung. In Sophy Romvaris "Blue Heron" emigriert ein Mädchen in den 1990er Jahren von Ungarn nach Kanada. Der Film ist eine sensible Meditation über Trauer und Erinnerung auf zwei Zeitebenen.
Eröffnet wird das Festival mit Amir Azizis "Inside Amir": Der junge Protagonist steht, zerrissen zwischen Hoffnung und Gegenwart, vor der Entscheidung, seine Heimat Teheran zu verlassen oder zu bleiben. Erinnerungen, Gespräche, Begegnungen und Fahrten durch die Stadt begleiten diesen melancholischen, aber hoffnungsvollen Film.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Sektion "Pushing the Boundaries", die 15 Filme zeigt, die filmische Grenzen ausloten. Jafar Panahis Parabel "Ein einfacher Unfall" und Sergei Loznitsas "Zwei Staatsanwälte" setzen sich mit staatlicher Repression auseinander.
Ergänzt wird das Programm durch das "Junge Filmfest" mit sieben Filmen für Kinder und Jugendliche sowie Workshops am Familientag.
FESTIVALLEITUNG
Sascha Keilholz leitet seit 2019 als künstlerischer und kaufmännischer Geschäftsführer das IFFMH. Der Kulturmanager hat Film Studies und Literaturwissenschaften in Berlin studiert und war unter anderem für den NDR und das Filmmuseum Deutsche Kinemathek tätig. Von 2009 bis 2019 verantwortete er das Regensburger Filmfest "Heimspiel", von 2004 bis 2011 war er stellvertretender Chefredakteur für critic.de. Zudem lehrte er an verschiedenen Hochschulen.
Info: Standard-Tickets kosten 12 Euro, ermäßigte Tickets 8 Euro: Weitere Infos unter: www.iffmh.de



