Filmfestival Mannheim-Heidelberg

"In Flames" als bester Film ausgezeichnet

Der International Newcomer Award ging an das spannende pakistanische Gesellschaftsporträt.

25.11.2023 UPDATE: 25.11.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 43 Sekunden
Preisträger, Festivalleiter und Jury: Goran Stolevski, Zarrar Kahn, Sascha Keilholz, Elisa Schlott und Denis Dercourt (von links). Foto: Alexander Muench

Von Stefan Otto

Heidelberg. Erst in der Nacht zu Montag geht das 72. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg zu Ende, die Festivalpreise wurden aber bereits am Donnerstagabend verliehen. Im Heidelberger Karlstorbahnhof zog Sascha Keilholz bei dieser Gelegenheit ein positives Zwischenfazit. "Das Publikum strömt in Scharen", freute sich der Festivalleiter über den Zuspruch, der auch über das Wochenende gewiss nicht nachlassen wird.

Der australische Autorenfilmer Goran Stolevski, der Vorjahressieger, der dieses Jahr gleich mit zwei neuen Filmen zurückgekehrt ist, die Berliner Schauspielerin Elisa Schlott und der französische Filmemacher und Musiker Denis Dercourt bildeten die Fachjury, die über den mit 30.000 Euro dotierten Hauptpreis, den sogenannten International Newcomer Award, und den zuletzt auf 15.000 Euro aufgestockten Rainer-Werner-Fassbinder-Award entschieden.

Gesellschaftsporträt mit Nervenkitzel: Im Gewinnerfilm „In Flames“ kämpft eine Studentin (Ramesha Nawal) gegen die Machtstrukturen in ihrem Heimatland Pakistan, aber auch gegen die Dämonen ihrer eigenen Familiengeschichte an. Foto: IFFMH

Der International Newcomer Award ging an das spannende pakistanische Gesellschaftsporträt "In Flames" von Zarrar Kahn, der, aus Kanada angereist, den Preis persönlich entgegennehmen konnte. "Der Film erzählt von der Schönheit und dem Terror im Alltag meiner Geburtsstadt Karachi in Pakistan und der unglaublichen Widerstandskraft der pakistanischen Frauen", erklärte Kahn. Ohne die Stärke dieser Frauen sei "In Flames" undenkbar. "Danke!", beschloss Kahn seine auf Englisch gehaltene Rede am Ende auf Deutsch.

Den Rainer-Werner-Fassbinder-Preis für das beste Drehbuch vergab die dreiköpfige Jury an den US-amerikanischen Autor Nick Pinkerton und seine Gesellschaftssatire "The Sweet East" – "für eine einzigartige Geschichte, die eine ganze Reihe von Milieus im heutigen Amerika erkundet, und zwar unbeirrt, mit seltener Kühnheit und einer großzügigen Dosis rabenschwarzen Humors". Eine lobende Erwähnung ging zudem an "Touched" von Claudia Rorarius, den einzigen deutschen Beitrag im Wettbewerb.

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Die FIPRESCI-Jury der Filmkritiker entschied sich wiederum für den griechischen Film "Animal" über eine Gruppe von Animateuren in einem All-inclusive-Resort, der nicht zuletzt die Ausbeutung hinter der glänzenden Ferienkulisse beleuchtet. Die kirchlich geprägte Ökumenische Jury entschied sich wiederum für die italienisch-deutsche Koproduktion "An Endless Sunday", ein Roadmovie, in dem drei auf sich gestellte römische Jugendliche sich Fragen zum Sinn des Lebens stellen.

Die Junge Jury zeichnete ihrerseits das mutige ungarische Lehrerdrama "Without Air" aus, das eine junge Perspektive auf gesellschaftliche Konflikte richtet. Der Film, so formulierten es die Studenten in ihrer Begründung, sei ein Appell, in jedem gesellschaftlichen Kontext, in der Schule wie an der Uni, für die Freiheit der Lehre einzustehen.

Der Audience Award oder Publikumspreis ging schließlich an das virtuose spanische Kammerspiel "Upon Entry", das die Zuschauer in den beklemmenden Transitbereich eines US-Flughafens transportiert.

Im Ganzen konkurrierten in diesem Jahr 16 Erst- und Zweitfilme junger internationaler Regisseure um die sechs Auszeichnungen. Die prämierten Beiträge, von denen die meisten an diesem Wochenende noch einmal in Heidelberg oder Mannheim zu sehen sind, handeln durchweg von Menschen, die sich gegen widrige Lebensumstände, Gesellschafts- oder Machtstrukturen behaupten und dadurch eine humanistische Botschaft vermitteln.

Info: Das Programm der letzten Festivaltage unter www.iffmh.de.

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