Zum Debüt gibt's "The Inhabitants" (plus Trailer)
Iván Pérez ist neuer künstlerischer Direktor – Premiere am 14. September

Der spanische Choreograf Iván Pérez (Jahrgang 1983) mit der Heidelberger Tanzdramaturgin Jenny Mahla. Foto: Sebastian Bühler
Von Isabelle von Neumann-Cosel
Heidelberg. Vor ziemlich genau einem Jahr hat Iván Peréz zum letzten Mal getanzt. Nein, falsch: Er stand zum letzten Mal auf einer Bühne. Wieder falsch: Es war gar keine Bühne. Denn das Stück, sein Stück "The Inhabitants", ist ein getanzter Dialog mit urbanem Raum und lässt sich an wechselnde Schauplätze anpassen.
So geschehen in Prag, wohin der Heidelberger Intendant Holger Schultze dem umtriebigen jungen spanischen Erfolgschoreografen nachgereist war - und ihm das Angebot gemacht hat, in Heidelberg die Direktion der Tanzsparte zu übernehmen.
Es war Pérez’ Geburtstag und der perfekte Schicksalstag. Und natürlich wird Peréz mit genau jenem Stück "The Inhabitants" sein Heidelberger Debüt geben - in einer ortsspezifischen, speziell für den Schauplatz im Technologiepark erarbeiteten Fassung (Premiere am 14. September).
Eine freie Company hatte sich der 35-Jährige bereits aufgebaut und beachtliche internationale Erfolge eingeheimst. Aber das Angebot, in einer festen Position kontinuierliche künstlerische Aufbauarbeit leisten zu können, war verlockend genug.
Auch interessant
Inzwischen ist Peréz im wahrsten Sinn des Wortes in Heidelberg angekommen: in seiner Wohnung mitten in der Altstadt, und im Theater, für das er ein zehnköpfiges Ensemble engagiert hat. Die Tänzerinnen und Tänzer, sie liegen ihm besonders am Herzen.
Denn wenn er über seine Arbeit spricht, dann wird schnell klar: Er sucht nach besonderen Tänzerpersönlichkeiten, die mit ihren Körpern sensibel sprechen können - und einander zuhören. Die meisten von ihnen kennt er schon lange. Und wenn es nach ihm geht, soll die Zusammenarbeit noch viel länger dauern.
Denn es ist das offene Geheimnis bekannter Erfolgskompanien, dass sie über viele Jahre von besonderen Tänzern geprägt wurden: Pina Bauschs Ensemble beispielsweise, die ehemalige Forsythe-Company oder Nederlands Dans Theater, wo er selbst immerhin siebeneinhalb Jahre lang geblieben ist.
Pérez fühlt sich verantwortlich für seine Tänzer. Und so ist es beinahe selbstverständlich, dass er weiterhin mit ihnen tanzen wird; nicht auf der Bühne, aber im Probenraum. Denn seine Choreografien entwickelt er aus den Bewegungsantworten des Köpers - oder besser, der Körper seiner Tänzern - auf die aktuellen Fragen, die ihn umtreiben. Ein Stichwort, das im Gespräch mehrmals fällt, ist "Generationen".
In Heidelberg etwa spürt er eine gewisse Kluft zwischen älteren und jüngeren Generationen, wobei sich der Generationswechsel ja bekanntlich immer rascher vollzieht. Die zweite große Premiere seiner ersten Spielzeit, "Impression", gilt denn auch der Generation Y oder Generation Me, den Millenials, zu denen er selbst am Rande noch zählt.
Um Menschen aller Generationen in Heidelberg noch mehr für den Tanz zu begeistern, hat sich Pérez einiges einfallen lassen: von offenen Proben und Workshops bis hin zu einer Tanzfilm-Reihe in Kooperation mit dem Gloria-Kino. Und regelrecht begeistert zeigte er sich im Gespräch von den Möglichkeiten der Tanzkooperation Heidelberg: seine Beteiligung an der Jury für die Auswahl von choreografischen Residenzen und die Programm-Mitverantwortung für die nächste Tanzbiennale, auf die er sich besonders freut.
Seiner neuen Wahlheimat macht Pérez ein großes Kompliment: Sie hätte das Zeug zu einem kleinen Paradies. Bleibt zu hoffen, dass die Tanzstadt, in der seine Vorgängerin Nanine Linning einen veritablen Fanclub aufbauen konnte, ihn ebenfalls mit offenen Armen empfängt.



