Seine Bühne ist nicht nur das Theater
Iván Pérez wird ab September 2018 Leiter des Tanztheaters Heidelberg - In Prag hat er Choreografien in der Stadt aufgeführt

Iván Pérez wird neuer Tanztheater-Chef in Heidelberg. Foto: Morgan Mahtobnikch
Von Ingeborg Salomon
Tanztheater lebt von der Bewegung, deshalb sind Tänzer auch immer auf dem Sprung zu neuen Wirkungsstätten. Zur Spielzeit 2018/19 übernimmt der spanische Choreograf Iván Pérez die künstlerische Leitung des Tanzheaters Heidelberg, Nanine Linning wechselt nach fünf überaus erfolgreichen Jahren nach London. Die Fußstapfen, die die zierliche Niederländerin hinterlässt, sind ziemlich groß, doch Intendant Holger Schultze ist sicher, den richtigen Nachfolger gefunden zu haben.
"Ich freue mich sehr über das Engagement von Iván Pérez und seinem Team. Pérez steht am Anfang einer ganz großen internationalen Karriere. Er hat bisher in Moskau, Madrid, London und anderen Weltstädten gearbeitet. Spannend finde ich, dass er künstlerisch auch außerhalb des Theaters hinein in die Stadt wirken will", erklärte Schultze. Besonders habe ihn in Prag eine Arbeit von Pérez fasziniert, die öffentlich im Stadtraum aufgeführt wurde. Pérez sei sicher ästhetisch einer der spannendsten Nachwuchs-Choreografen in Europa.
Geboren 1983 machte Pérez seine Tanzausbildung in Madrid und choreografierte bereits als 19-Jähriger eigene Stücke, die sofort viel Beachtung fanden und mit Preisen bedacht wurden. Nach seiner Karriere als Tänzer beim Nederlands Dans Theater machte der Spanier sich rasch einen Namen in der zeitgenössischen Tanzszene. Unter dem Dach eines der größten Produktionshäuser für Tanz in den Niederlanden, dem Korzo Theater, entstanden in den vergangenen sechs Jahren emotional kraftvolle und körperliche Choreografien wie "Kick the Bucket", "Hide And Seek", "Exhausting Space" sowie "Waiting for the Barbarians", Letzteres als Zusammenarbeit mit dem Theaterregisseur Michiel de Regt.
Doch auch weit über die niederländischen Grenzen hinaus war Pérez in den letzten Jahren mit seinen Choreografien zu sehen. Er arbeitete sehr erfolgreich mit dem Ballet Moscow oder der Compañía Nacional de Danza in Madrid zusammen. Für die renommierten Balletboyz aus London choreografierte er 2015 das Stück "Young Men", das unter anderem im Sadler’s Wells Theatre in London aufgeführt wurde. Eine weitere Kooperation führte Pérez nach Taiwan, wo seine Arbeiten mit dem Dance Forum Taipei auch im National Theatre Taipei zu erleben waren. Seit zwei Jahren hat Pérez auch eine eigene Company namens INNE; ihre Arbeit fand bereits große Anerkennung bei Publikum und Fachkritik.
Das erste Stück "The Inhabitants" feierte beim Operaestate Festival in Italien Premiere. "Ich habe vor, das Dance Theatre Heidelberg als einen kreativen und innovativen Umschlagplatz innerhalb der globalen Tanzwelt zu positionieren", blickt Pérez voraus. Dafür will er hier mit inspirierenden neuen Partnern aus den Bereichen Tanz, bildender Kunst und Musik sowie soziologischen und naturwissenschaftlichen Forschern kooperieren.
Doch der neue Tanztheater-Chef wird auch bewährte Formate übernehmen. Um die beliebte Tanzbiennale brauchen sich die Heidelberger keine Sorgen zu machen, sie wird fortgesetzt. "Die Tanzbiennale ist in Heidelberg nicht mehr wegzudenken", unterstrich Holger Schultze auf Anfrage der RNZ. Heidelberg bleibe also eine Tanzstadt, die das Renommee des Tanzes weit über die Landesgrenzen hinausstrahlen lasse, so der Intendant.
Pérez hat angekündigt, auch den Kontakt zu Bildungseinrichtungen zu suchen, um tanztheoretische Forschung und Kommunikation über und durch den Tanz zu fördern. Außerdem will er Kontakte zu nationalen und internationalen Theatern ausbauen. Zu seinem Team, mit dem er in Heidelberg eng zusammenarbeiten wird, gehört auch der mehrfach ausgezeichnete australische Choreograf James Batchelor, den Pérez als Assistenten mitbringt, sowie die Leipziger Dramaturgin Jenny Mahla. Das Trio will einen Schwerpunkt auf die Anliegen und Potenziale der Millennium-Generation legen, verriet Pérez.
Wer es gar nicht abwarten will, kann schon mal in die Niederlande und nach London reisen, hier ist Pérez mit seiner aktuellen Arbeit "Becoming" gerade auf Tour. Bevor er im September 2018 in Heidelberg startet, wird er noch mit dem Ballett der Pariser Oper arbeiten und diese Kreation auch in New York zeigen.



