Heidelberger Theater rutscht auf Platz zwei
63 Kritiker aus dem deutschsprachigen Raum befragt

Heidelberg. (voe) Zwei Opernhäuser sind diesmal die Sieger der Autorenumfrage, die das vom Deutschen Bühnenverein in Köln herausgegebene Theatermagazin "Die Deutsche Bühne" nach jeder Saison veröffentlicht. In der Kategorie "Überzeugende Gesamtleistung eines Hauses" wählten die 63 regelmäßig für das Magazin schreibenden Autorinnen und Autoren die Oper Frankfurt mit sieben Nennungen an die Spitze, dazu kommen noch fünf weitere Stimmen für künstlerische Einzelleistungen. In den Begründungen werden die "exzellente Mischung verschiedener Operngenres im Spielplan" und die "hohe Qualität bei den Aufführungen" genannt.
Unter der Frage nach "Überzeugender Theaterarbeit abseits großer Zentren" setzte sich die Oper Halle mit vier Stimmen durch, dazu kommen zwei weitere unter Gesamtleistung. Hier betonen die Kommentare insbesondere den "Erneuerungskurs" des Intendanten Florian Lutz mit einer "konsequenten Hinwendung zu allen Gruppen des Publikums".
Auf Platz zwei in dieser Kategorie rangiert eigentlich das Theater Regensburg, wegen etlicher anderer Voten in weiteren Kategorien rückt jedoch das Heidelberger Theater mit seinen zwei Nennungen als bestes Haus abseits der Zentren nach vorn.
Dazu heißt es im Fachmagazin: "Da Heidelberg zusätzlich noch eine Nennung unter der mindestens ebenso gewichtigen Frage 'Gesamtleistung' bekommt, dazu zwei weitere unter 'Oper' sowie 'Das innovative Format' und außerdem noch drei für die Tanz-Chefin Nanine Linning, zusammen also acht Nennungen - deshalb sind wir der Meinung, dass hier Heidelberg rechtens der Platz zwei zusteht."
In der Kategorie Schauspiel ist der Regisseur Ulrich Rasche der Meistgenannte, wobei die Autorinnen und Autoren auch seine Leistung als Schöpfer ungewöhnlicher Bühnenbilder zweimal würdigen und neben dem zum Theatertreffen eingeladenen Baseler "Woyzeck" auch "Das große Heft" aus Dresden nennen.
Auch interessant
In der Oper setzt sich Tobias Kratzer durch, je zwei Nennungen bekommt er für "L’Africaine - Vasco da Gama" an der Oper Frankfurt und "Götterdämmerung" aus Karlsruhe. Meistgenannter Choreograf ist Martin Schläpfer mit vier Stimmen. Sieger unter "Das innovative Format" ist die Performance-Gruppe Signa mit drei Nennungen plus eine unter Bühnenbild. Signa hatte bei den Mannheimer Schillertagen "Das Heuvolk" auf einem Konversionsgelände gezeigt.
An der Spitze der Bühnenbild-Kategorie gibt es ein Kopf-an-Kopf-Resultats: Sowohl Vegard Vinge/Ida Müller wie auch Olaf Altmann werden dreimal genannt, aber da Vinge/Müller mit ihrem immersiven Gesamtkunstwerk "Nationaltheater Reinickendorf" auch unter "Das innovative Format" zwei Stimmen haben, geben die den Ausschlag.
Wenig überraschend das "Ärgernis der Saison": Das war das "Dercon-Debakel" an der Berliner Volksbühne, wie es in einer Begründung heißt. Inzwischen ist der Castorf-Nachfolger Chris Dercon von der Intendanz des Hauses zurückgetreten.
Aber auch die mangelnde politische Unterstützung für den Kurs von Intendant Matthias Lilienthal an den Münchner Kammerspielen oder das Sanierungsdesaster um die Bühnen der Stadt Köln wurden als Ärgernisse genannt.
Wie seit vielen Jahren nimmt auch RNZ-Feuilletonchef Volker Oesterreich an der Kritikerumfrage der "Deutschen Bühne" teil.



