Die Heidelberger Peterskirche. Symbolfoto: Philipp Rothe
Von Simon Scherer
Heidelberg. Immer auf der Suche nach brandneuer Chorliteratur ist Werner Glöggler. Was ihn in Barcelona beeindruckte, hat er nun mit seinem Alumni-Chor einstudiert, was bald auch ein Beitrag zum "World Choral Day" sein wird, der des Ersten Weltkriegs gedenkt. Den Ernst dieses Themas verkörperte Bernat Vivancos "Lux surgit aurea", wo die Männerregister mit balsamisch weichen Höhen an Mönchsgesänge erinnerten. Angekommen bei den Damen vereinte sich das zu sagenhafter Weihe.
In separat positionierten Strängen des Nachhalls ließ Glöggler stets einen unmerklichen Zauber entstehen, was dieser Vokalkunst eine ganz besondere Note gab. Denn selbst wenn die Koordination der Einsätze bisweilen wackelte, bestach dieses Ensemble mit der bemerkenswerten Eigenschaft, unterschiedlichste Vokalbilder ohne Bruch ineinander überfließen zu lassen.
Präsent war vor allem Eriks Ešenvalds, dessen "There will come soft rains" auf ein Gedicht Sara Teasdale, dass diese 1918 erstmals veröffentlichte. Sein Mutter Teresa gewidmetes "A drop in the ocean" ließ die Stimmen oft summen, pfeifen oder rauschen, integrierte später himmlische Gesänge oder ausufernde Schreie, was alles ineinander griff.
Auf KZ-Wänden gefundene Botschaften vertonte Kim Arnesens "Even when he is silent", wo neben schmerzhafter Reibungen ein tiefer Glaube zu Tage trat. Von sanfter Romantik getragen wurden Jake Runestads "Let my love be heard" oder Samuel Barbers "Agnus dei", dessen anrührende Weisen in unendlichen Schleifen emporgesponnen wurden.
Experimenteller waren "Indodana", das Raum und Zeit sowie Dynamik keine Grenzen setzte, oder Katzenjammers "God’s great dust storm" das diesen Freigeist im inbrünstigen Wandern zu Trommelschlägen noch steigerte. Die meisten Späße und Raffinessen bescherte Rune-stads "Nyon", bevor Rheinbergers "Abendlied" den Heimweg versüßte.