Das private Foto aus dem Jahr 1970 zeigt Otfried Rautenbach am Neckar sitzend. Es stammt aus einem Katalog, der bei einer Ausstellung im Haus am Wehrsteg zu sehen war.
Von Birgit Sommer
Heidelberg. "Hold on" heißt die aktuelle Ausstellung von Louisa Jacobs im Haus am Wehrsteg. Sie ist noch am 19., 25. und 26. August sowie am 2., 8. und 9. September jeweils von 12 bis 17 Uhr zu sehen. "Hold on" ist das Ergebnis der zweiwöchigen Residenzzeit der Künstlerin, Choreographin und Performerin Louisa Jacobs (Kassel) am Haus am Wehrsteg. Sie sammelte in dieser Zeit Objekte von Passanten - Schlauchstücke, Äste, kombiniert mit Stoffen - und entwickelte mit diesen und ihren notizhaften Zeichnungen eine Ausstellung vor Ort.
"Aus spontanen Gesprächen am Zaun mit Vorbeiziehenden eröffnet sie den Austausch von Materiellem und Nicht-Materiellem", heißt das bei Jasmin Meinold. Die Kunstwissenschaftlerin, die auch für den Heidelberger Kunstverein tätig ist, gehört zusammen mit dem künstlerischen Leiter des Hauses, Matthis Bacht, und den Handschuhsheimer Künstlern Elisabeth Roth und Maximilian Bauer in diesem Jahr zum Team der Kuratoren.
Seit 2014 hatte der Bildhauer Matthis Bacht in dem 1930 entstandenen Industriebau ein Künstlerhaus eingerichtet und mit Ausstellungen und zeitweisen Residenzen von Gästen belebt sowie Kunstprojekte mit Schulklassen verwirklicht. Gleichzeitig pflegt er dort im Auftrag der Stadt das Erbe der langjährigen Bewohnerin, der Künstlerin, Journalistin und Musikerin Eva Vargas (1930-2010).
Die Saison 2018 im Künstlerhaus am Wehrsteg in Neuenheim hatte im Mai mit der Ausstellung "Gänsehautgesellschaft" und Arbeiten von Myriam Holme, Otfried Rautenbach und Rolf Schneider begonnen. Die bekannte Mannheimer Künstlerin Myriam Holme stellte den langjährigen Postkartenaustausch zwischen ihr und ihrem inzwischen verstorbenen Freund Rolf Schneider aus. Von Otfried Rautenbach (1942-2016), Nachbar von Matthis Bacht und dessen Vater Michael in Heidelberg, wurden nach langer Ausstellungsabstinenz Zeichnungen aus dem Konvolut der Stiftung Kunstfonds sowie Bücher gezeigt. Rautenbach hatte sich als Schriftsetzer (er arbeitete auch bei der RNZ), Zeichner, Fotograf und Komponist einen Namen gemacht. Ein Außenseiter, der den Kunstbetrieb hasste und lange unter Pseudonym gearbeitet hatte, wie der langjährige Kunstvereinsdirektor Hans Gercke in einem Nachruf 2016 schrieb.
Die Saison 2018 widmet sich der Idee der sozialen Hitze als einem Ergebnis globaler, politischer und gesellschaftlicher konflikthafter Veränderungen und dem Klimawandel, der von den Künstlern ebenfalls in den Blick genommen werden soll. Sie sind bei zweiwöchigen Aufenthalten eingeladen, sich mit den Themen zu beschäftigen und ihre Projekte und Ideen in Ausstellungen, Aktionen und Gesprächen am Feuer zu teilen.
Zur Zeit recherchiert Micha Kranixfeld im Haus am Wehrsteg - beim Kulturwissenschaftler und Theatermann aus Leipzig ist der Ausgang noch offen. Karl Roth (der Münchner lebt in Frankreich) wird in der ersten Septemberhälfte arbeiten, die Eröffnung seiner Ausstellung ist am 29. September geplant - zusammen mit einem "Mut zur Wut"-Projekt. "Wir wollen das Jahresthema ,Klimawandel und soziale Hitze’ nach Schnittmengen mit den Inhalten der Plakataktion ,Mut zur Wut’ aus den letzten Jahren untersuchen und bereiten etwas für die Fassade vor, das voraussichtlich wieder im Herbst und Winter im Garten zu sehen sein wird", kündigt Matthis Bacht an.