Bildband über Goethe

Visionär und Vorbild

Die Fotografin Nicole Simon widmet Johann Wolfgang von Goethe einen eindrucksvollen Bildband

01.05.2020 UPDATE: 04.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
Eine besondere Sicht auf Johann Wolfgang von Goethe hat die Fotografin Nicole Simon. Hier hat sie mit ihrer Kamera die Statue des Dichterfürsten im Heidelberger Schlossgarten festgehalten.

Von Peter Wiest

Seine Worte gehen unter die Haut und berühren die Menschen. Auch noch nach mehr als 200 Jahren und gerade in so bewegten Zeiten wie während der jetzigen Corona-Krise. Schließlich geht es bei Johann Wolfgang von Goethe immer wieder um das, "was die Welt im Innersten zusammenhält". So hat auch die in Mannheim geborene Fotografin Nicole Simon ihren Bildband "Goethe 21.0" untertitelt, den sie in diesen Tagen als E-Book bei Amazon Kindle veröffentlicht hat und der sich zu weiten Teilen auch dem Aufenthalt des Dichterfürsten in der hiesigen Region und speziell in Heidelberg widmet.

Es sind optisch beeindruckende und emotional hoch bewegende Momente, die Nicole Simon dabei festgehalten hat. Die Fotografin, die sich längst auch als Künstlerin einen Namen gemacht hat weit über die Region hinaus, schließt damit an ihre zahlreichen Vorgänger-Bände an, in denen sie sich den unterschiedlichsten Themen gewidmet hat: von Porträts namhafter Persönlichkeiten aus den Bereichen Wirtschaft, Sport oder Kultur über die regionale Musikszene ("Töne Mannheims") oder den Motorsport ("Stars & Cars") bis hin zu einem 2010 erschienenen Bildband zum zehnjährigen Bestehen der Metropolregion Rhein-Neckar. Allesamt sind sie geprägt von perfekter optischer Umsetzung, gepaart mit tiefer emotionaler Eindringlichkeit, die aus jedem einzelnen Foto spricht.

Jetzt also auch bei "Goethe 21.0", ihrem neuesten Werk, mit dem sie "den inneren und äußeren Spuren des Dichters folgen und dessen Bedeutung auch und gerade im 21. Jahrhundert" zeigen will, wie sie selbst sagt. Im Focus steht dabei Goethes Leben und Wirken in Weimar – wobei sich die Fotografin weniger auf die Ablichtung von Orten und Plätzen konzentriert, an denen der Dichter tätig war und sich aufhielt. Vielmehr versucht sie stets, einen bildhaften Zusammenhang zu knüpfen mit der Goetheschen Lyrik. Jedes einzelne Foto wird so mit einem Zitat verbunden. Der Dichter sei in seiner Lyrik immer auf das Wesentliche fokussiert gewesen und habe das ausgeblendet, was für ihn nicht relevant war, analysiert Nicole Simon Goethes Verse: "Und die Intention meiner Fotografie ist ganz ähnlich. Sie soll nämlich Gefühl, Authentizität und Klarheit zeigen".

Dies gelingt in dem jetzt vorliegenden Bildband durchgehend – und ganz besonders bei den Fotos aus Heidelberg und der hiesigen Region. Zwischen 1775 und 1814 war Goethe mehrere Male in der Neckarstadt, besichtigte dabei auch das Schloss und spazierte über den Marktplatz, durch die Hauptstraße und entlang des Flusses. "Ich sah Heidelberg an einem völlig klaren Morgen, der durch eine angenehme Luft zugleich kühl und erquicklich war. Die Stadt in ihrer Lage und mit ihrer ganzen Umgebung hat, man darf sagen, etwas Ideales", hat er unter anderem darüber 1797 geschrieben: Ein sprachlich einmaliges Kompliment und zudem ein Bildnis, wie es Nicole Simon in einem ihrer Fotos ebenso einmalig optisch wiedergegeben hat, indem sie Heidelberg fast exakt so fotografiert hat, wie die Stadt aus der damaligen Perspektive Goethes ausgesehen haben muss.

Weitere Foto aus dem Schlossgarten wie etwa vom dort befindlichen Goethe-Denkmal aus dem 19. Jahrhundert, aber auch andere in dieser Form selten gesehene Aufnahmen von der Badischen Bergstraße oder auch der Südlichen Weinstraße in der Pfalz ergänzen den regionalen Teil des Bandes, dessen Bilder insgesamt eine beeindruckende Melange bilden aus klassischen und modernen Elementen. Dies beginnt bereits beim Titelblatt des Buches. Die Fotografin hat es selbst entworfen hat. Es soll vermitteln, dass "Goethes Geist allumfassend und er ein Universalgenie war", wie sie sagt.

Ergänzt wird dieser besondere Bildband durch erläuternde Texte der Publizistin Alexandra Hildebrandt, die zudem mit Nicole Simon ein umfangreiches Interview geführt hat, bei dem es unter anderem auch um aktuelle Entwicklungen und dem damit verknüpften Schaffensprozess der Fotografin geht.

"Für mich war Goethe ein Visionär und Vorbild", lautet deren Fazit zur Bedeutung des Dichters denn auch: "Und das ist bis heute so geblieben, wobei es egal ist, welcher Herkunft man ist oder welcher Generation man angehört. Denn Goethe hat Bestand von damals bis heute – und bis in alle Zukunft".

Info: "Goethe 21.0. Was die Welt im Innersten zusammenhält" mit Fotos von Nicole Simon und einem Essay von Alexandra Hildebrandt. Erschienen bei Amazon im Kindle Verlag als E-Book-Ausgabe. Die Publikation ist nur online erhältlich, auch über www.nicolesimon.com

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