Ein gewaltiger Schatz im Herzen Heidelbergs
Festakt aus Anlass des Jubiläums der Portheim-Stiftung
Von Volker Oesterreich
Heidelberg. Ein gewaltiger Schatz der Kunst- und Kulturgeschichte! Das Völkerkundemuseum der vor 100 Jahren von Victor und Leontine Goldschmidt in Heidelberg gegründeten von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst verfügt über 40.000 Objekte. In den Sonderausstellungen kann man davon immer nur Teile sehen - klug ausgewählt und zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten gruppiert. Aber wie viel tatsächlich in den Depots schlummert, ist in der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt.
Heidelbergs Oberbürgermeister Eckard Würzner erwähnte den immensen Sammlungsbestand beim Festakt aus Anlass des Stiftungs-Jubiläums im Palais Weimar, das im Jahr 1921 von den Goldschmidts für ihre umfangreichen Sammlungen erworben worden war. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer bezeichnete es als "ein Juwel mitten im Herzen von Heidelberg". Recht hat sie.
Der dreiflügelige Barockbau bildet mit seinen Salons und dem kleinen Park mit Neckarblick ein exquisites Ambiente für diesen Schatz der Weltkulturen, von dem auch Lehre und Forschung an der Heidelberger Universität profitieren. Genau das hatte sich das jüdische Stifter-Ehepaar vor 100 Jahren gewünscht. Es sammelte nicht um des Sammelns willen, sondern aus Gründen des Erkenntnisgewinns.
Dass die Stiftung vor, während, aber auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg regelrecht ausgeplündert wurde, gehört zu den dunkelsten Kapiteln der Museumsgeschichte. Daran erinnerte die Festrednerin Annette Weber, Professorin an der Hochschule für Jüdische Studien, genauso wie die Museumschefin Margareta Pavaloi, der Oberbürgermeister und die Ministerin. "Es stellen sich durchaus komplexe juristische und moralische Fragen", sagte Theresia Bauer, dies gelte auch für die Provenienzforschung, die noch längst nicht abgeschlossen sei.
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Es gab zwar schon deutliche Fortschritte, aber es muss noch weiter geforscht werden, welche Objekte unter welchen Bedingungen wohin gelangt sind. Manches lässt sich vielleicht noch beweisen, anderes nicht mehr. Wenn man bedenkt, dass die Stiftung einst über 80 Grundstücke in zum Teil besten Heidelberger Lagen verfügte, heute aber nur noch 17 verpachten oder vermieten kann, spricht das Bände.
Annette Weber beleuchtete in ihrem Festvortrag das "Sammeln als gesellschaftliches Engagement". Dabei verglich sie die Goldschmidts mit den ebenfalls international engagierten Rothschilds, mit dem Maler und Sammler Max Liebermann, mit einer ganzen Reihe bedeutender Kunsthändler und mit James Simon, dem die Sammlungen auf der Berliner Museumsinsel so enorm viel zu verdanken haben - an erster Stelle die weltberühmte Büste der Nofretete. Gerade erst wurde die vom Stararchitekten David Chipperfield geplante James-Simon-Galerie als zentrales Entree für die Museumsinsel eröffnet. Eine späte Würdigung für den fast vergessenen jüdischen Stifter, der ähnlich viel bewegt hat wie die Goldschmidts in Heidelberg.