Neckartalkaserne: Eine Vorentscheidung naht

Mosbach. Auf dem Areal der ehemaligen Neckartalkaserne wird eine gewerbliche Nutzung immer wahrscheinlicher

01.02.2012 UPDATE: 01.02.2012 07:04 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden
Von Heiko Schattauer

Mosbach. "Bitte warten" verkündet die seltsam verloren wirkende Leuchte noch knapp vor dem massiven Stahltor, das über viele Jahre hinweg die Neckartalkaserne von der nichtmilitärischen Welt drum herum abschirmte. Die Leuchte ist freilich seit geraumer Zeit ohne jede Funktion, ebenso wie der Rest der außer Dienst gestellten Kaserne. Die passende Botschaft vermittelt sie gleichwohl - denn die Zukunft muss am 27 Hektar großen Areals noch ein bisschen warten. "Ich habe aktuell nicht allzu viel Neues zu berichten", räumt Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann auf Nachfrage der Rhein-Neckar-Zeitung ein, vier Bewerber haben im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) ihren Hut in den großzügigen Kasernenring geworfen, sich als potenzielle Nachnutzer ins Gespräch gebracht.

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Mehr als jene Interessenbekundungen gibt es allerdings nicht, drum herum dafür ein paar "Missverständnisse". Während sowohl OB Jann als auch BIMA-Verkaufsleiter Michael Scharf die gute Zusammenarbeit untereinander loben und sich durchaus im Zeitplan sehen, polterte dieser Tage die Industrie- und Handelskammer Mannheim los: "Die Bundesimmobilienagentur darf nicht nur auf den höchsten Preis schielen", hieß es aus der IHK-Geschäftsführung mit Blick auf die ehemalige Neckartalkaserne. "Das tun wir auch nicht", relativiert Michael Scharf den Angriff aus Mannheim, stellt aber auch klar: "Wir dürfen aber auch nichts verschenken, wir haben wirtschaftlich zu arbeiten." Mit der IHK habe man sich seitens der BIMA bereits konstruktiv ausgetauscht, bezüglich des Preiszitats habe es "wohl ein kleines Missverständnis" gegeben, so der Abteilungsleiter für Verkauf weiter.

Aktuell liege der Ball ohnehin bei der Stadt Mosbach. In der Tat: Bis März soll nun ein Aufstellungsbeschluss für einen Flächennutzungsplan erarbeitet werden, erklärt OB Jann. Auf dessen Basis könne dann die BIMA konkrete Schritte folgen lassen, sprich: das Bieterverfahren eröffnen. Dann kämen nicht nur die Nutzungskonzepte der Interessenten intensiv auf den Prüftstand, sondernauch Zahlen (also Kaufpreisangebote) auf den Tisch. Diesbezüglich lässt man sich bei der BIMA bis dato nämlich noch nicht in die Karten blicken. Es sei nicht zielführend, zu diesem Zeitpunkt irgendwelche Summen in den Raum zu stellen, sagt Michael Scharf.

Immerhin scheint bereits klar, dass es auf dem Areal der ehemaligen Neckartalkaserne künftig eine gewerbliche Nutzung geben wird. "Eine Siedlungsentwicklung ist eigentlich ausgeschlossen", sagt Michael Jann, beim Thema Wohnen stehe die Innenentwicklung klar über der Außenentwicklung.

"Uns ist jeder recht, der da oben was Ordentliches anstellt", bekräftigt der Oberbürgermeister, der sich gemeinsam mit dem Gemeinderat in den kommenden Tagen im Rahmen eines Firmenbesuchs bei einem der Kaufinteressenten umsehen will. Beim Mosbacher Unternehmen INAST will man sich vor Ort erklären lassen, was die Entsorgungsspezialisten "da oben vorhaben". Neben INAST haben auch die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises (AWN), das Neckarsulmer Unternehmen ZeroDomo sowie ein privater Investor ihr Interesse am 27 Hektar großen Areal bekundet.

Bis einer aus diesem Quartett einen Zuschlag erhalten könnte, müssen nun die formalen Voraussetzungen mit dem Aufstellungsbeschluss geschaffen werden. "Unverzüglich", so Michael Scharf, werde die BIMA dann das Objekt noch einmal intensiv bewerben bzw. die Interessenten kontaktieren. Die Bewerber und Konzepte werde man dann u. a. auf "Seriosität, Bonität und Finanzierung" prüfen. Erst dann komme der Kaufpreis ins Spiel, so Scharf.

Mit einer "Vorentscheidung" rechnet der Verkaufsleiter im April oder Mai, möglichst bis Sommer wolle man die ehemalige Kaserne "einem neuen Zweck zuführen". Das wäre auch im Sinne von Michael Jann, zumal man nicht unbedingt damit habe rechnen können, dass sich gleich vier Interessenten für die ehemalige Kaserne finden - "ein Glücksfall", findet der Oberbürgermeister.

Die dieser Tage wieder ins Gespräch gebrachte Möglichkeit einer Nutzung der Kasernengebäude durch die Duale Hochschule Baden-Württemberg sieht Jann dagegen nicht wirklich. Es sei kaum vorstellbar, dass das Land nach den 8 Mio. Euro für einen Neubau am Campus im Lohrtal noch weitere Mittel zur Verfügung stelle.

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