Kommentar – Im Fadenkreuz

05.11.2021 UPDATE: 05.11.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 8 Sekunden

Im Fadenkreuz

Ein Kommentar von Janek Mayer

Warum steht Glyphosat bei Umweltschützern auf der Abschussliste? An einer tatsächlichen Risikoabschätzung liegt es wohl nicht. Denn: Weltweit geht aktuell keine Aufsichtsbehörde für Pestizide davon aus, dass von Glyphosat in den Dosen, in denen Menschen ihm ausgesetzt sind, ein Krebsrisiko ausgeht. Außerdem kommen sowohl in der konventionellen als auch in der ökologischen Landwirtschaft andere Pestizide zum Einsatz, die toxischer für Mensch und Umwelt sind, jedoch bei Aktivisten längst nicht die gleiche Schnappatmung hervorrufen wie Glyphosat.

Das Problem: Rund um den Wirkstoff gibt es viele Gerüchte, die sich hartnäckig halten, obwohl sie einer genauen Betrachtung nicht standhalten. Sogar renommierte Zeitungen oder Institute wie Öko-Test zeichnen regelmäßig ein verzerrtes Bild des Herbizidwirkstoffs. An vorderster Front findet sich fast immer der Verweis, dass das Internationale Krebsforschungszentrum (IARC) Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft hat. Diese Aussage ist zwar korrekt, ohne Kontext aber wertlos für Verbraucher und Anwender. Denn das IARC berücksichtigt nur, ob eine Krebsgefahr grundsätzlich möglich ist, nicht aber das tatsächliche Risiko anhand der Dosis, mit der Menschen im Alltag in Kontakt kommen. Vereinfacht und überspitzt heißt das: Wenn jemand seinen Pool mit Glyphosat füllt und täglich darin badet, könnte dieses Verhalten nach Einschätzung der IARC wahrscheinlich Krebs auslösen. Für die Mengen, in denen Landwirte den Wirkstoff auf ihren Feldern einsetzen, hat die Bewertung der Agentur dagegen keine Relevanz. Die IARC-Klassifikation taugt also nicht dazu, Bürger über echte Risiken aufzuklären, sondern nur, um Glyphosat zu verteufeln.

Ich vertraue daher lieber auf das Motto einer US-Nahrungswissenschaftlerin, die (grob übersetzt) sagt: "Wer nicht angibt, ab welcher Dosis etwas giftig ist und in welchen Mengen es vorkommt, hat entweder keine Ahnung, wovon er spricht, will dich täuschen oder versucht, dir etwas zu verkaufen."