Politisch Engagierte sind Beleidigungen ausgesetzt
Johannes Volk sprach im Namen der Fraktionen über den rauer werdenden Ton - Ortsvorsteher wünschen sich Straßensanierungen
Buchen. (tra) Im Namen der Fraktionen des Gemeinderats zog Johannes Volk bei der Sitzung eine kurze Bilanz und sprach ein ernstes Thema an: Er befasste sich mit dem rauer werdenden Ton, den man in der Gesellschaft beobachten kann. "Für mich war das Jahr in Teilen anstrengender, als es hätte sein müssen. Und das lag daran, dass die Umgangsformen nicht so eingehalten wurden, wie man sich das als ehrenamtlich engagierter Bürger wünscht", so Volk. Die Kommunalwahl im Mai sei eine anstrengende, aber auch spannende Zeit gewesen. "Uns allen ist klar, dass ein öffentliches Ehrenamt es mit sich bringt, dass man für seine Überzeugungen gerade stehen muss – eben auch in der Öffentlichkeit. Und wir machen das gerne. Ich meine aber zu bemerken, dass die Dialogfähigkeit bei manchen unserer Mitmenschen deutlich abnimmt und die Tonlage leider immer rauer wird."
Einige der Engagierten seien verbalen Angriffen in Bürgerfragestunden oder im Festzelt, anonymen Droh- und Beleidigungsschreiben oder sogar "privaten Heimsuchungen" ausgesetzt. "Das Internet mit all seinen Kanälen entwickelt sich in diesem Zusammenhang leider immer mehr zu einem destruktiven Medium. Hier scheint der immer dünner werdende Mantel der Moral schneller zu reißen als im direkten Gespräch", sagte Volk. Die Anonymität mache es möglich. "Die meist nicht mal namentlich gekennzeichneten Beiträge verbreiten sich dann oft viral. Wäre das mit allem Positiven so, das gibt’s ja Gott sei Dank auch, wäre schon vieles gewonnen."
Es gebe per WhatsApp aber auch positives Feedback. Volk zitierte aus einer Nachricht, die er nach der Haushaltssitzung erhielt: "Ich bedanke mich bei allen Fraktionsvorsitzenden. Ich finde, ihr habt da alle einen guten Job gemacht! Ich empfehle jedem, der über ,die Politik’ schimpft, sich mal in eine öffentliche Sitzung zu begeben, um zu sehen, mit was ihr euch so zu beschäftigen habt. Leider sieht und hört man die, die meinen, ihre Stimme lautstark erheben zu müssen, dort nicht." Volk regte an, es mit Hannah Arendt zu halten: Sie formulierte in ihren Überlegungen zum Freiheitsbegriff treffend: "Demokratie ist kein Zustand, sondern eine Aufgabe!" Im Gremium werde gemeinsam an dieser Aufgabe gearbeitet. "Obwohl wir alle aus unterschiedlichen politischen Ecken kommen, habe ich den Eindruck, dass bei den allermeisten hier die Verantwortungsethik deutlich vor der Gesinnungsethik kommt. Möge es in politisch turbulenter werdenden Zeiten noch lange so bleiben", betonte Volk.
Nico Hofmann aus Eberstadt zog als Sprecher der Ortsvorsteher Bilanz. Die Buchener Stadtteile seien lebens- und liebenswert, aber es blieben noch Wünsche offen: So seien schlechte Straßen ein Thema, das viele Stadtteile und ihre Ortsvorsteher umtreibe. Hofmann bedankte sich bei den Vereinen, Kirchen und allen engagierten Einwohnern, die sich in den Stadtteilen einbringen. Hofmann unterstrich, dass die Zusammenarbeit der Buchener Stadtteile harmonisch verlaufe. "Gemeinsam wollen wir auch im kommenden Jahr gute Entscheidungen für Buchen treffen", so der Sprecher der Ortsvorsteher zum Schluss.