HINTERGRUND: Hausbau per 3D-Druck
Der Druck: Beim Druck setzt das Unternehmen Peri den Portaldrucker BOD2 ein. Bei dieser Technik bewegt sich der Druckkopf über drei Achsen auf einem fest auf der Baustelle installierten Metallrahmen. Der Vorteil: Der Drucker kann sich in seinem Rahmen an jede Position innerhalb der Konstruktion bewegen und muss nur einmal kalibriert werden. Das spare Zeit und Kosten. Während des Druckvorgangs berücksichtigt der Drucker die später zu verlegenden Leitungen und Anschlüsse, zum Beispiel für Wasser oder Strom. Der Drucker, der bei dem Mehrfamilienhaus eingesetzt wurde, wird lediglich von zwei Arbeitern bedient.
Der Druckkopf und die Druckergebnisse werden per Kamera überwacht. Er druckt laut Peri mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde. Die Konstruktion des Hauses besteht aus dreischaligen Wänden, die mit Isoliermasse verfüllt werden.
Das Material: "Die Entwicklung eines zementgebundenen Materials für den 3D-Druck ist eine große Herausforderung. Es sollte gut pumpbar und gut extrudierbar sein”, erklärt Jennifer Scheydt, Leiterin der Abteilung Engineering & Innovation bei HeidelbergCement Deutschland, laut Mitteilung. "Außerdem muss es schnell eine ausreichende Tragfähigkeit ausbilden, damit die unteren Schichten nicht unter der Last der oberen Schichten versagen." Dabei müsse gleichzeitig der Verbund zwischen den Schichten sichergestellt sein.
Gedruckte Häuser weltweit: Bereits im Jahr 2018 präsentierte das US-amerikanische Startup Icon einen 3D-Drucker, der ein 32-Quadratmeter-Haus in nur 48 Stunden errichten konnte – für damals gerade einmal 10.000 US-Dollar. Schon ein Jahr später gelang es der Firma sogar, ein kleines Haus mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und Veranda in 24 Stunden zu "drucken" – für 4000 US-Dollar. Durch die Mischung aus hoher Geschwindigkeit und niedrigen Kosten bietet sich diese Bauweise an für den Bau in wirtschaftlich schwachen Gegenden. Entsprechend will Icon gemeinsam mit der Nonprofit-Organisation "New Story" Wohnsiedlungen für Bedürftige in Entwicklungsländern wie El Salvador errichten.
Das größte gedruckte Haus: In Dubai ist Anfang des Jahres das wohl größte 3D-gedruckte Gebäude der Welt fertig gestellt worden. Zwei Stockwerke und 640 Quadratmeter Fläche hat das Haus. Gebaut wurde es in nur 17 Tagen. Laut der Tageszeitung The National aus Abu Dhabi erlaubt das Verfahren, die Baukosten für ein Gebäude dieser Größe von umgerechnet 630.000 Euro auf unter 250.000 Euro zu senken. Auch seien nur halb so viele Arbeitskräfte vor Ort nötig. Zudem reduziere sich der produzierte Abfall um rund 60 Prozent. Die Stadt Dubai sieht in dieser Technik großes Potenzial und möchte bis 2030 ein Viertel ihrer Neubauten drucken lassen.
Häuser in Deutschland: Das wohl erste gedruckte Haus in Beckum, das im März 2021 bezugsfertig sein soll, dienst zunächst eineinhalb Jahre als Musterhaus und wird anschließend vermietet. Um das Haus herum soll ein Quartier mit gedruckten Häusern entstehen. Das Mehrfamilienhaus im schwäbischen Wallenhausen soll gleich nach Fertigstellung vermietet werden, lediglich eine Wohnung ist als Musterwohnung vorgesehen.